Kim Wilde - Closer

Cherry Red / Edel
VÖ: 31.01.2025
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Besser wird's nicht
Man kann uns wirklich nicht vorwerfen, dass wir es nicht versuchen würden: Mit Geduld und reichlich unvoreingenommen widmen wir uns an dieser Stelle regelmäßig den neuen Studio-Ergüssen von Kim Wilde. Und zwar nicht in der Absicht, diese niederzuschreiben, sondern weil wir wieder und wieder hoffen, dass es der Dame doch noch gelingt, mal wieder eine richtig geile Produktion abzuliefern. Dass das grundsätzlich geht, beweist Wildes Frühwerk: Tracks wie "Kids in America" oder "Cambodia" lebten von einem gekonnt abgeschmeckten Gemisch aus Achtziger-Jahre-Düsterheit und dem unbedingten Willen zum hedonistischen Pop. Und auch "Chequered love", "View from a bridge" und "You keep me hangin' on" haben sich in das kollektive Gedächtnis positiv eingebrannt. Aber, je nun, so langsam glauben wir: Da kommt jetzt nicht mehr viel.
Und das ist schade. Denn der Opener macht noch richtig Spaß: Beim Intro hat offenbar Talk Talks "Such a shame" Pate gestanden, da ballern allerlei Synthie-Effekte durchs Stereopanorama. Kurz danach gibt's mit fett stampfendem und voll durchproduziertem Synthpop voll auf die Zwölf, Wilde näselt sich ganz wunderbar durch die Strophen und lässt im Refrain die Rockröhre von der Leine. Und der heißgeliebte Flanger als Effektgerät spielt gleich auf mehreren Instrumentalspuren tragende Rollen. Summa summarum: Ja, das geht als richtig solider und auch leicht angeschrägter Power-Pop durch, zu dem man auf der großen Party "Abi 1989" richtig gerne abgehottet hätte. Leider geht dann schon der Folgetrack "Scorpio" kein Risiko mehr ein. Er klingt nämlich wie eine stumpfe Neuauflage von "Kids in America" – hier zitieren sich die Verantwortlichen in nahezu unverschämtem Ausmaß selbst und legen noch dazu fiese Middle-of-The-Road-Rockismen à la Electric Light Orchestra drauf.
Danach kommt auch nicht mehr viel: "Trail of destruction" klingt wie eine hart elektrifizierte Version von Modern Talking – und geht leider auch textlich nicht über das hinaus, was die Herren Bohlen und Anders seinerzeit anboten. Auch viele andere Tracks setzen auf das immergleiche Rezept: Synthies ohne Ende, Gesangsspuren, die im Hall ertrinken, Akkordfolgen, die auch eine KI komponiert haben könnte. Man muss angesichts dieser Vorhersehbarkeit und Beliebigkeit leider immer wieder an das Spätwerk von Coldplay denken. Die musikalischen Gäste hinterlassen auch ein eher zwiespältiges Gefühl: So sauber komponiert "Sorrow replaced" auch ist, insbesondere der wagemutig am Kitsch vorbeischrammende Refrain, hilft doch der Gesangseinsatz von Midge Ure der Nummer nicht wirklich nach vorne, denn der 71-jährige klingt hier allzu sehr nach Matthias Reim. Etwas besser gelungen ist noch der Gastauftritt von Wildes Tochter Scarlett in "Hourglass human": Die geballte Frauenpower macht dann doch Spaß.
Hidden Champion auf dem Album ist das Stück "Love is love". Man glaubt zwar zunächst, man hätte versehentlich bei Temu einen Pet-Shop-Boys-Song bestellt. Aber je mehr man dabeibleibt, desto besser gefällt die selbstironisch stampfende Trash-Musik mit allen ihren gesampelten Handclaps, oberfetten Sequenzer-Brettern und pervers ins Gedärm fahrenden Beats. Das ist Musik, die man mit Zuckerwatte, Bratwurst und billigem Bier im Bauch hören muss, während man die Kumpels auf dem Kirmes-Autoscooter rammt, dass die Funken fliegen. Aber trotzdem: Am Ende verfängt das Album nicht dauerhaft. Es bleibt zu wenig hängen, es rauscht durch, es bockt irgendwie nicht wirklich. Naja: Kim Wilde, Du weißt, wo wir wohnen, wir werden uns auch Dein nächstes Album wieder anhören. Aber so richtig an ein Comeback glauben wir nicht mehr.
Highlights
- Midnight train
- Love is love
Tracklist
- Midnight train
- Scorpio
- Trail of destruction
- Sorrow replaced (feat. Midge Ure)
- Lighthouse
- Love is love
- Rocket to the moon
- Hourglass human (feat. Scarlett Wilde)
- Stones and bones
- Savasana
Gesamtspielzeit: 43:29 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Lichtgestalt User Postings: 6272 Registriert seit 02.07.2013 |
2025-02-04 22:50:11 Uhr
Kim Wilde hat noch nie ein wirklich gutes Album abgeliefert. Zwei bis drei prima Hits, der Rest stets bestenfalls durchschnittliches Material.So auch bei dem neuen Werk. Bei ihr reicht ein Best-Of-Album. Aber ja mei, ist ja zum Beispiel bei Tim Yorke und seinen Radio Heads auch nicht viel anders. |
MickHead Postings: 3584 Registriert seit 21.01.2024 |
2025-02-01 08:49:11 Uhr
Um sich einen Reim daraus zu machen, hier die Playlist bei YouTube:https://youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_nFxd3sU5X6lxy0j3iZqMEdlhoAnglidOM&si=WNqi9pFm_RhU63Og |
andygoestohollywood Postings: 247 Registriert seit 27.11.2023 |
2025-01-31 20:52:57 Uhr
Die Alben werden sich alle so bei vier Punkten einpendeln, was passt. Beim Opener hats bei mir aber klick gemacht, der erinnert mich weniger an "Such a shame", mehr an "Ring of Ice" von Jennifer Rush. Ziemlich abgekupfert sogar.80er Revival eben, wobei Chequered Love und Kids in America absolut rocken und sie und ihre Produzenten erst ab den 90ern abgebaut haben. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28017 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-01-31 20:29:17 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28017 Registriert seit 08.01.2012 |
2024-11-22 18:29:24 Uhr - Newsbeitrag
KIM WILDE freut sich, ihre neueste Single „Midnight Train“ vorzustellen. Midnight Train ist eine lebendige Ergänzung und der Eröffnungstrack ihres mit Spannung erwarteten Studioalbums CLOSER, das am 31. Januar 2025 auf Cherry Red Records/Edel Music erscheinen wird.Midnight Train strotzt nur so vor Energie und zeigt Kims charakteristische Mischung aus elektrisierendem Pop und New-Wave-Einflüssen, gepaart mit ihrer unverwechselbaren Powerhouse-Stimme und eingängigen, ansteckenden Hooks. Es ist ein Song, der perfekt die Balance zwischen nostalgischem Charme und einer frischen, modernen Note hält. Er folgt auf die erste Single des Albums, die bei BBC Radio 2 auf der A-Liste stehende Single Trail Of Destruction. Die Single wird am Freitag, 22. November, auf allen wichtigen Streaming- und Download-Plattformen veröffentlicht. Auf treue Fans wartet ein besonderer Leckerbissen: Midnight Train wird auch als 7"-Vinyl in limitierter Auflage erhältlich sein, mit einer Instrumentalversion auf der B-Seite. „Midnight Train“ ist ein Song über Reflexion und Wiedervereinigung - diese flüchtigen Momente der Klarheit, wenn das Leben innezuhalten scheint und die Reise, die vor uns liegt, kristallklar wird“, so Kim. „Er ist sehr persönlich und doch universell.“ Während die Vorfreude auf die Veröffentlichung von Closer steigt, können sich die Fans auch darauf freuen, Kim live in Aktion zu erleben. Sie wird im März 2025 auf eine ausgedehnte UK-Tournee gehen, weitere Auftritte sind in Europa und Australien geplant. Weitere Infos gibt es hier: Kim Wilde's official tour page. Closer ist Kims erstes Studioalbum seit Here Come The Aliens aus dem Jahr 2018. Es behandelt sowohl persönliche als auch universelle Themen und kombiniert ihre introspektive Lyrik mit ihrem unverwechselbaren Sound. Das Album ist ein Beweis für ihre Fähigkeit, sich als Künstlerin weiterzuentwickeln und gleichzeitig der Essenz treu zu bleiben, die das Publikum seit Jahrzehnten fesselt. Als Gegenstück zu ihrem Lieblingsalbum Close aus dem Jahr 1988 gedacht, schafft auch dieses neue Werk eine perfekte Balance aus Pop, Rock und Dance. Das Cover ist eine natürliche Hommage an eine Künstlerin, die sich im Laufe der Jahre so sehr weiterentwickelt hat und dabei ihrer künstlerischen Intention treu geblieben ist. Linkfire Album https://www.cherryred.co.uk/kim-wilde-closer-cd-edition |
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Referenzen
Bananarama; Blondie; Jennifer Rush; Modern Talking; Transvision Vamp; Ultravox; Eighth Wonder; Toyah; Spice Girls; Melanie C; Lily Allen; Sophie Ellis-Bextor; Kylie Minogue; Pet Shop Boys; Gwen Stefani; Alison Moyet; Bonnie Tyler; Cyndi Lauper; The Bangles; Swing Out Sister; Berlin; Laura Branigan; Nena; Alphabeat; Dragonette; The Ting Tings; Dover; The Sounds; Ladyhawke; Avril Lavigne; P!nk; Paramore; Roxette; Britney Spears; Katy Perry; Madonna; Lady Gaga; Charli XCX; Icona Pop; Ellie Goulding; Sia; Jessie J; Rita Ora; Dua Lipa; Zara Larsson; Natalia Kills; Kesha; Elliphant; Marina; Shakespeare's Sister; 4 Non Blondes; Divinyls; The Pretenders; Missing Persons; Martha And The Muffins
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