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Jeshi - Airbag woke me up

Jeshi- Airbag woke me up

Because / Al!ve
VÖ: 24.01.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 2/10

Howruck?

Das Momentum ordentlich mitzunehmen, wenn man einmal in Schwung gekommen ist, scheint eine der großen Herausforderungen für junge Rapper*innen. Gerade in der meist eher jüngeren Zielgruppe ist man ganz schnell das Phänomen der Stunde und ein paar Monate später eventuell schon wieder vergessen. Jesse Greenway, besser bekannt als Jeshi, hatte 2022 den Moment, in dem alles so richtig in Schwung hätte kommen können. Das Debütalbum "Universal credit" des 1995 geborenen Briten hatte ziemlich viel Tiefgang. Die lobenden Reviews häuften sich und sahen etwas Politisches und Sozialkritisches in den alltäglichen Beobachtungen des Rappers, der trotzdem einen lockeren und coolen Vibe in Songs versprühte. 2023 folgte die etwas experimentellere EP "The great stink", die schon eher weniger Leute zu interessieren schien. Und nun ist sein zweites Album ausgerechnet am selben Tag wie das Debütalbum des Superstars Central Cee erschienen und scheint rezeptionstechnisch schon von Beginn an wie vom Erdboden verschluckt. Was schade ist. Es ist nämlich wieder sehr gut.

Der Londoner ist gerade zu Beginn weniger grimey, und auch das Politische kann man erst mal als Relikt der Vergangenheit sehen. Trotzdem erzählt Jeshi seine Geschichten natürlich immer noch in einem Umfeld der Regression und eines Staates, in dem viele auf Wohlfahrt angewiesen sind. Aber Greenway springt direkt zu Beginn über ein Gitarren-Sample auf einen Drum-and-Bass-Beat, der britisch schmeckt wie Bohnen auf Toast zum Frühstück. "Bad parts are my favorite / What's life if you don't dance with danger?", fragt er und scheut das Risiko nicht. Und er kann den Druck mit den folgenden zwei extrem guten Singles halten. Da ist "Scumbag", das sich auch nicht vor DnB-Einflüssen scheut, wie sie Mike Skinner groß gemacht haben, und Jeshi schmeißt Doubletime-Rap und eine überraschend eingängige Hook darüber. Ein bisschen Nostalgie macht die Sache endgültig zum Highlight: "Or mum calls saying that I gotta come now / Oh, to be young / And not give a shit about anything unless it's about us / Bruises and cuts, McDees lunch / Out here back of the bus, uh!" Direkt im Anschluss folgt das ähnlich hart hittende "Hurricane" mit hochgepitchten Samples und prominentem Bass und wird später noch durch Gesang der Sängerin Leilah angereichert. Irgendwie wird versucht zu lernen, wie man es aus dem Sturm raus schafft.

Irgendwann kann das Album die hohe Energie aber nicht mehr aufrechterhalten. Die zweite Hälfte nimmt ganz im Sinne des Albumtitels etwas Fahrt raus, hat aber genügend Vibe, um niemals zum Gähnen zu verleiten. Besonders Jeshis Flow und die präzise Art zu rappen werden nie langweilig. Und irgendwann kommt dann auch wieder ein großes Highlight, wenn "Stuck on loop" sich voll den TripHop-Vibes hingibt und im Refrain noch mal die super angenehme Leilah dabei hat. Der Song findet sich irgendwo zwischen Portishead und Damon Albarn wieder. Und "Disconnect!" bringt als getriebener Uptempo-Track mit 90s-Drumpattern noch mal benötigtes Tempo und erinnert an das sehr gute Album "Struggler" von Genesis Owusu. Benötigtes Tempo, weil es für Jeshi jetzt auch noch mal darum geht, Momentum aufzubauen. Es wäre eine Schande, wenn "Airbag woke me up" im Musikjahr 2025 untergehen würde, aber dafür braucht es noch mehr Schwung von außen.

(Arne Lehrke)

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Highlights

  • Bad parts are my favourite
  • Scumbag
  • Hurricane (feat. Leilah)
  • Stuck on loop (feat. Leilah)

Tracklist

  1. Bad parts are my favourite
  2. Scumbag
  3. Hurricane (feat. Leilah)
  4. You snooze you lose (feat. Chassol)
  5. Alone tonight
  6. Every dog
  7. Saint or sinner (feat. Sainté)
  8. Deers in the road
  9. Love songs
  10. Disaster (feat. Elijah Waters)
  11. Stuck on loop (feat. Leilah)
  12. Disconnect! (feat. Fredwave, Louis Culture, J. Caesar)
  13. Called me insane (feat. Elijah Waters)
  14. Over you

Gesamtspielzeit: 39:46 min.

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Armin

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2025-01-31 20:27:58 Uhr - Newsbeitrag
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