Josh Ritter - Golden age of radio
Setanta / Rough Trade
VÖ: 16.02.2004
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Heart of gold
Wer Josh Ritter auf seiner jüngsten Tour durch deutsche Kleinstclubs erleben konnte, ist ein glücklicher Mensch. Das mag zwar zugegebenermaßen auch daran liegen, daß er der Vormann eines jeglicher Beschreibung trotzenden Damien Rice war. Zu einem nicht unerheblichen Anteil geht das aber auch aufs Konto von JR himself. Dieser verwegene Wuschelkopf sah in seinem artigen Anzug nicht bloß aus, als hätte man Ferris MC für seine Firmung hübsch zurecht gemacht. Es sollte sich auch herausstellen, daß er ein Geschichtenerzähler mit unendlichem Sympathiepotential ist. Und ganz am Ende erwähnte er beiläufig, man könne am Ausgang auch dieses Album mit dem naiven Titel kaufen. Sei nämlich seins. Und ist zum Glück genauso schön, wie so ein Auftritt.
Auf der Bühne braucht Josh Ritter nur einen Haufen Sperrholz, der früher vielleicht mal eine Gitarre war und seine roten Chucks, mit denen er den Takt tritt, um über seine tragikomischen Erlebnisse von Alabama Slammern und Mädchen aus der Münchner Studentenstadt zu berichten. Für sein Album hat der Bostoner Songwriter sich allerdings den einen oder anderen Extrakniff einfallen lassen. So gibt es ein Schlagzeug in vielen der Songs. Auch wenn es für dessen Bediener die meiste Zeit beim beschäftigten Gucken bleibt. Das countryeske "Roll on" steuert da schon deutlicher hörbar auf einer dennoch dezenten Orgel durchs Leben. Und das leichtfüßig-schwermütige "Harrisburg" wird von einer zweiten Gesangsstimme angeschoben. Paßt aber alles wunderbar zusammen.
Während man auf Ritters Konzerten beigebracht bekommt, wie ein richtiger Redneck zu schreien, lehrt "Golden age of radio" ein paar der schönsten Lebensweisheiten, die einem mit 24 einfallen können. "We're all half crazy / And all at least half alright" heißt es in "Me & Jiggs", dem lakonischen Herzstück der Platte, das die Richtung der kommenden Dreiviertelstunde vorgibt: Was auch immer passiert, Josh Ritter hält den Kopf hoch. Und wird nicht jammern, wenn im verschnupften "Other side" die Wirkung des Whiskeys ausbleibt. Oder ihn die akustische Kleinstschönheit "Lawrence, Ks" mit spielfreudiger Ziehharmonika zur Einsicht bringt. "I can't leave this world behind." Wahrscheinlich wird Josh Ritter für immer der grundgute Storyteller bleiben, der er nun mal ist. Und das ist eine erfreuliche Sache.
Highlights
- Me & Jiggs
- Lawrence, Ks
- Harrisburg
- Song for the fireflies
Tracklist
- Come and find me
- Me & Jiggs
- You've got the moon
- Lawrence, Ks
- Anne
- Roll on
- Leaving
- Other side
- Harrisburg
- Drive away
- Golden age of radio
- Song for the fireflies
Gesamtspielzeit: 46:05 min.
Referenzen
Townes van Zandt; Neil Halstead; Mojave 3; Ron Sexsmith; Scott Garth; Bobby Bare Jr.; Bonnie 'Prince' Billy; St. Thomas; Christian Kjellvander; Kristofer Åström & Hidden Truck; Gram Parsons; Neil Young; Johnny Cash; Bob Dylan; Ryan Adams; James Iha; Elliott Smith; Howie Beck; Jeff Buckley; Tim Buckley; Nick Drake; Leonard Cohen; John Prine; Freedy Johnston; Clem Snide; Howie Day; Damien Rice
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Josh Ritter - Spectral lines (1 Beiträge / Letzter am 19.04.2023 - 21:18 Uhr)
- Josh Ritter - The historical conquests of Josh Ritter (19 Beiträge / Letzter am 09.06.2022 - 12:57 Uhr)
- Josh Ritter - The beast is in its tracks (4 Beiträge / Letzter am 02.03.2013 - 13:19 Uhr)
- Josh Ritter - The animal years (49 Beiträge / Letzter am 24.07.2011 - 03:36 Uhr)
- Josh Ritter - Live at The Iveagh Gardens (2 Beiträge / Letzter am 07.07.2011 - 19:03 Uhr)
- Josh Ritter - So runs the world away (9 Beiträge / Letzter am 16.10.2010 - 12:40 Uhr)
- Josh Ritter - Hello starling (10 Beiträge / Letzter am 15.11.2005 - 14:42 Uhr)