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The Night Flight Orchestra - Give us the moon

The Night Flight Orchestra- Give us the moon

Napalm / Universal
VÖ: 31.01.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 2/10

Routiniert eingecheckt

Letzten Endes waren die Dämonen wohl doch nicht zu besiegen. Am 14. September 2022 gaben The Night Flight Orchestra den Tod von Gitarrist David Andersson bekannt, als Ursache wurde lediglich "Alkohol und eine psychische Erkrankung" bekannt. Der Schwede, nicht nur Musiker, sondern auch Arzt, wurde nur 47 Jahre alt. Ein schwerer Verlust nicht nur für die Familie, sondern auch für die Band, waren doch stundenlange Gespräche mit Frontmann Björn Strid auf langen Reisen im Tourbus die Initialzündung für die zuerst völlig verrückte Idee zweier Metalheads, dem AOR der Siebziger und Achtziger zu huldigen. Aus der Trauer jedoch wuchs irgendwann eine Aufbruchstimmung, der Wille, mit dem neuen Album "Give us the moon" so weiterzumachen, wie es Andersson selbst wohl gewollt hätte. Auch wenn das angesichts des Partysounds der Band gerade zu Anfang unfassbar schwer gefallen sein muss – zumal Andersson wesentlich zum Songwriting beigetragen hatte.

Zunächst aber wird zur Eile gebeten. Was die Band auch immer in Usbekistan zu erledigen hat – nach dem letzten Aufruf zum Boarding des Fluges NFO 1998 nach Taschkent im Intro "Final call" scheinen die Protagonisten doch noch rechtzeitig am Gate eingetroffen zu sein. Der eigentliche Opener "Stratus" jedenfalls versprüht keine Hektik, sondern marschiert leichtfüßig wie eh und je, feuert bereits in den ersten paar Minuten reichlich Hooks ab und vertreibt damit direkt jeden Anflug von schlechter Laune. Nur warum verkündet die Flugbegleiterin am Ende des Songs: "You are now in orbit"? Nun, beim folgenden "Shooting velvet" befindet sich die Band dann doch noch in Taschkent und liefert von dort einen Ohrwurm erster Güte ab. Dass es die Schweden im echten Leben noch nie dorthin verschlagen hat, bleibt angesichts dieses Vergnügens eine Petitesse.

Wichtiger ist nämlich, dass sich auch ohne Andersson nicht allzuviel am Sound getan hat. Das mag man als Stagnation ansehen, im Grunde jedoch lassen sich auch aus den Trademarks noch reichlich Songs entwickeln. Mit einem gehörigen Schuss Eklektizismus, aber das liegt nun mal in der DNA der Band. "Like the beating of a heart" erinnert angesichts zweier gemeinsamer Konzerte mit Kiss nicht völlig unbeabsichtigt nach "I was made for loving you", während "Miraculous" nicht weniger vehement zum Tanz bittet. Leider bleiben weitere Überraschungen im Lauf der Spielzeit aus. Auch wenn "more of the same" an dieser Stelle wahrlich kein allzu großer Makel ist, wirkt die Platte mit zwölf vollständigen Songs eine Winzigkeit zu lang.

Ein Thema muss allerdings endgültig einmal geklärt werden. Bei aller Partystimmung verbreiten The Night Flight Orchestra nämlich mitnichten dauerhaften Hedonismus. Selten allerdings so deutlich wie bei "Paloma", das den Ausweg einer guten Bekannten des Frontmanns – tatsächlich Flugbegleiterin von Beruf – aus der toxischen Beziehung zu einem Piloten beschreibt. Und die Hommage an die australischen Fans bei "Melbourne, may I?" gerät nicht zuletzt deshalb so euphorisch, weil Strid eben dort von der Krebserkrankung seiner Mutter erfuhr und sich nach eigener Aussage förmlich die Seele aus dem Leib spielte. Schwermütig ist "Give us the moon" deshalb noch lange nicht. Im Gegenteil bietet das gewohnte Hook-Feuerwerk den perfekten Unterbau – mitunter auch gewollten Kontrast – zu den Lyrics, frisst sich wie gewohnt in die Synapsen. Und landet dann doch, zuverlässig wie der regelmäßige Linienflug, in der Dauerschleife der Playlist. Was wiederum auch eine Qualität ist, die man erst einmal haben muss.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Shooting velvet
  • Miraculous
  • Paloma
  • Way to spend the night

Tracklist

  1. Final call (Intro)
  2. Stratus
  3. Shooting velvet
  4. Like the beating of a heart
  5. Melbourne, may I?
  6. Miraculous
  7. Paloma
  8. Cosmic tide
  9. Give us the moon
  10. A Paris point of view
  11. Runaways
  12. Way to spend the night
  13. Stewardess, empress, hot mess (and the captain of pain)

Gesamtspielzeit: 58:50 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

squand3r

Postings: 129

Registriert seit 24.01.2019

2025-02-10 20:40:06 Uhr
Wieder mal ein ein Banger nach dem anderen. Klar, klingt alles wie gehabt und die Songs waren schon mal einen Ticken raffinierter aber(!) der Spassfaktor ist einfach ungebrochen stark. Fein, dass es diese Band gibt.

Grizzly Adams

Postings: 5723

Registriert seit 22.08.2019

2025-02-01 02:55:28 Uhr
Schöne Rezi Markus. Danke dafür. Mich erreicht das neue Album völlig unvorbereitet. Hab keine Vorabmeldungen in Form von Songs wahrgenommen (auch nicht danach gesucht, muss ich sagen). Insofern eine schöne Überraschung. Latürnich kann ich das Album nicht schlecht finden. Als alter AOR-Fan. Das geht schon klar. Bleibt definitiv im Kosmos der Band. Warum auch etwas ändern? Die Reminiszenz an Vergangene Zeiten ist ja letztlich nur ein wichtiges Trademark der Band, welches ihr eine gewisse Fanbase sichert. Und wieder mein Wohlwollen. Ob es in ihrer Diskographie für mich eine besondere Position einnimmt, kann ich noch nicht sagen. Aber es ist verlässlich zuverlässig. Ich mag diesen Sound einfach und bin froh, dass es diese Band gibt.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27973

Registriert seit 08.01.2012

2025-01-31 20:28:36 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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