Mac Miller - Balloonerism

Mac Miller's Estate / Warner
VÖ: 17.01.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10

Komm, süßer Tod
Lasst uns schnell die Eckdaten abarbeiten, bevor es hier emotional wird. Denn das wird es, mit "Balloonerism" erscheint nämlich das siebte Studioalbum von Mac Miller. Es ist, genau fünf Jahre nach der Veröffentlichung von "Circles", sein zweites posthumes. Malcolm McCormick nahm die Tracks zwischen 2013 und 2014 auf, etwa zur Zeit seines Mixtape "Faces", seither nie veröffentlicht. Zu Lebzeiten und auch für den Nachlass aber nachvollziehbar, denn dies bleibt zwar ein musikalisch hochklassiges, lyrisch und stimmungstechnisch jedoch bedrückendes Album. Mit dem Vorwissen, dass die Jahre nach der Produktion seine letzten waren, schlagen einige Lines noch härter in die Magengrube. Vor allem, wenn man sich mit Mac Miller in irgendeiner Form mal verbunden gefühlt hat. Der Tod, Suizidalität und Nihilismus im Rausch sind nie auffällige Leitmotive, doch ständige Begleiter dieser so mystisch wirkenden, zeitlos klingenden Platte. Die Mystik ergibt sich vor allem aus den zahlreichen Zeilen über das Sterben und das, was danach passiert.
In "Funny papers" heißt es "Yeah, somebody died today / I saw his pictures in the funny papers / Didn't think anybody died on a Friday" – und Mac Miller starb selbst an einem Freitag. Diese leider selbst erfüllte Prophezeiung leitet dabei neben erlesenen Klavier-Parts einen so entspannten, sanft-friedlichen Track ein, dass das Sterben zur Nebensache wird. Das Konzept Memento Mori, also das Bewusstsein und die Akzeptanz, eines Tages abzutreten, taucht später in Mac Millers Karriere öfter auf, so ritzt er diese Worte im Video zu "Self care" in die Innenseite eines Sarges. Jetzt wissen wir, dass diesem Motiv bereits ein fertiges Album gewidmet war. Mindestens genauso tragisch-schön klingt "Stoned", das allein mit der Hook "Put on a record / Can I play you one more song? / We can get stoned / I swear to God, Heaven feels just like home" das Ableben im Drogenrausch ungeniert liebevoll beschreibt, als hätte er es vorausgeahnt. Ja, der letzte Nebensatz mag abgedroschen klingen, zieht sich aber wie ein roter Faden durch diese Tracks – so wie "If I'm dyin' young, promise you'll smile at my funeral" bei "Shangri-La", um noch ein offensichtliches Beispiel zu nennen. Anscheinend war dieses Album von Anfang an dafür bestimmt, nach einem zu frühen Tod zu erscheinen. So traurig das auch klingt, aber anders lässt sich spätestens das bezaubernde "Rick's piano" nicht begreifen. Immer wieder, voller Überzeugung und mit etwas Klavier sowie ein paar Vocal-Effekten, wiederholt Mac Miller "The best is yet to come", bis es ins Herz sticht.
Heruntergebrochen auf die Musik sind diese vom Jazz-Rap angehauchten Momente, sowieso immer eine von Mac Millers größten Stärken, die unumstrittenen Höhepunkte. Die Lead-Single "5 Dollar pony rides" dient als Metapher für flüchtige Beziehungen, die Sehnsucht und Frustration in ihm gleichermaßen erzeugen und gewisse Beziehungsprobleme, welche sich Jahre später verwirklichen sollten, bereits charmant umschreibt. Rührend ist auch, wie SZA als damals noch unbekanntere Künstlerin an einem Track direkt ("DJ's chord organ") und einem anderen indirekt ("Friendly hallucinations") beteiligt war. Da ansonsten nur noch Kindheitsfreund und Singer-Songwriter Dylan Reynolds einen Auftritt bei dem starken Track "Manakins" hat, bleibt unterm Strich ein durch und durch persönliches, unverfälschtes, fast schon zu ehrliches Album.
So wie den Künstler zu Lebzeiten macht das Unperfekte auf "Balloonerism" den Reiz aus – etwa wenn das Intro nur aus verworrenen Tamburin-Fetzen besteht, die den zweiten Track einleiten oder sich der Closer in dumpfen Echos und Endlosschleifen verliert. Der Part des düsteren Alter Egos Delusional Thomas auf "Transformations" bleibt das einzige, was durch den Marsimoto-typischen Stimmverzerrer auch stilistisch etwas aus der Reihe fällt, aber das war halt der Zeitgeist der frühen 2010er und hat genau darum hier auch seine Daseinsberechtigung. Akzeptanz, so lehrt uns diese Platte, scheint das Schlüsselwort zu sein. Und doch tut es beim Durchhören immer noch weh, dass Mac Miller nicht mehr da ist.
Highlights
- 5 Dollar pony rides
- Stoned
- Funny papers
- Manakins (feat. Dylan Reynolds)
- Rick's piano
Tracklist
- Tambourine dream
- DJ's chord organ (feat. SZA)
- Do you have a destination?
- 5 Dollar pony rides
- Friendly hallucinations
- Mrs. Deborah Downer
- Stoned
- Shangri-La
- Funny papers
- Excelsior
- Transformations (feat. Delusional Thomas)
- Manakins (feat. Dylan Reynolds)
- Rick's piano
- Tomorrow will never know
Gesamtspielzeit: 58:42 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Enrico Palazzo Postings: 5415 Registriert seit 22.08.2019 |
2025-01-23 21:50:05 Uhr
Macht 5 Euro ;P |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28017 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-01-23 21:48:20 Uhr
Wir wollten gucken, ob Ihr aufpasst. ;-)Ist korrigiert, danke für den Hinweis. |
Enrico Palazzo Postings: 5415 Registriert seit 22.08.2019 |
2025-01-23 21:30:54 Uhr
Oh :D |
Enrico Palazzo Postings: 5415 Registriert seit 22.08.2019 |
2025-01-23 21:30:33 Uhr
Info: Der Fehlerteufel hat sich bei nem Command eingeschlichen, der Text ist fast komplett rot |
Hier stand Ihre Werbung Postings: 2157 Registriert seit 25.09.2014 |
2025-01-23 21:29:34 Uhr
In der Rezension ist ein Link kaputt. |
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Referenzen
Delusional Thomas; Anderson Paak; A$AP Mob; A$AP Rocky; A$AP Ferg; Schoolboy Q; Danny Brown; Ab-Soul; Jay Rock; Kendrick Lamar; Curren$y; Travis Scott; Joey Bada$$; Black Hippy; Isaiah Rashad; Flatbush Zombies; Meek Mill; Chief Keef; Pusha T; Future; Freddie Gibbs; Big K.R.I.T.; Ty Dolla $ign; Snoop Dogg; Jay-Z; Chance The Rapper; Drake; Juicy J; Run The Jewels; Killer Mike; El-P; Earl Sweatshirt; The Game; Outkast; Young Thug; Childish Gambino; Lupe Fiasco; J. Cole; Wiz Khalifa; SZA; The Underachievers; Lil Wayne; Rick Ross; Jay Electronica; Kid Cudi; Chiddy Bang; Mos Def; Talib Kweli; Black Star; Cee-Lo Green; John Mayer; Dylan Reynolds
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