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Mogwai - The bad fire

Mogwai- The bad fire

Rock Action / PIAS / Rough Trade
VÖ: 24.01.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Happy songs for happy people

Ist es ein destruktives Feuer? Ein bösartiges? Oder einfach ein schlecht gemachtes? "The bad fire", der Titel des tatsächlich erst elften regulären Mogwai-Studioalbums, gibt zunächst Rätsel auf. Wie ist das gemeint? Und was hat das mit dem Inhalt der Platte zu tun? Nun, vermutlich genauso viel wie Songtitel à la "Pale vegan hip pain", "Hi chaos" oder "If you find this world bad, you should see some of the others" – herzlich wenig, irgendwie müssen Instrumentals ja heißen und so klingt's eben cool. Wobei letztgenannter Name tatsächlich einen Fingerzeig gibt, wie diese zehn Stücke ausgerichtet sind. Mogwai sagen nämlich: "So schlimm ist alles gar nicht." Und fahren mit Produzent John Congleton dank gleißend hellen Gitarren stattdessen mit Feuerrädern Richtung Zukunft durch die Nacht. 2025 steht für kaum zu bändigende Euphorie, was "The bad fire" von ihren anderen Werken abhebt. "What kind of mix is this?" Die Produktion ist bei den Schotten generell ein Hauptcharakteristikum ihrer Alben, sei sie wuchtig und tonnenschwer ("Mr Beast"), wollig wie eine Daunendecke ("The hawk is howling") oder präzise mit scharfem Skalpell geschnitten ("Come on die young"). Nun also ein grelles, teils kreischendes Soundbild mit weit aufgerissenen Augen.

Abseits davon macht "The bad fire" allerdings nichts anders als gewohnt. Auffällig ist höchstens, dass gleich drei Songs mit klar erkennbaren Vocals aufwarten, plus ein vierter, das quirlige "Lion rumpus", den Vocoder über der Stimme so weit aufdreht, dass eventuell vorhandene Lyrics ganz gewiss nicht mehr auszumachen sind. Gleich der Opener "God gets you back" beginnt zudem zyklisch mit mystischem Gesang: "Count the roads / Dallas eyes / Don't breathe rare air." Besonders das Drumming ist intensiv und der Track ein mehr als gelungener Scenesetter. Da schließt sich "Hi chaos" an, das verdächtig leise beginnt und graduell an Volumen zunimmt, bis am Ende ein glorioser Sturm mit "Summer"-Gedächtnis-Glöckchen durch die Boxen weht. Es bleibt nicht nur bei diesen Selbstreferenzen. "Fanzine made of flesh" ist der mittlerweile obligatorische Synthrock-Track mit Vocals, diesmal glühend wie ein überhitztes Flutlicht – oder ein sterbender Stern. "See the stars and know they're dead by now / See the light inside them fade and grow."

Wenn "If you find this world bad, you should see some of the others" jedoch minutenlang rumschleicht, um dann mit wenig Anlauf in ein kurzes, heftiges Gewitter auszubrechen, ist der artverwandte Zeilenschinder "I love you, I'm going to blow up your school" von "The hawk is howling" einfach einen Tick zu nahe am Konzept dran. Aber warum neue Tricks erforschen, wenn die alten immer noch so gut ziehen? Das wunderhübsche "Pale vegan hip pain" könnte glatt dem seligen "Happy songs for happy people" entstammen, dessen Malaise hier zum ersten Mal überhaupt durchscheint – und dessen Albumtitel zu "The bad fire" ansonsten viel besser gepasst hätte. "Hammer room" bringt die elektronische Seite Mogwais in den Vordergrund, in welchen der anfangs fast schon tanzbare Song nach und nach auch noch eine bratzige Gitarre quetscht. "What kind of mix is this?" ist schön, aber ein so typischer Song, dass es schwerfällt, überhaupt Charakteristika herauszustellen. Bei "18 volcanoes" ist man allerdings doch unsicher, ob es ein shoegaziges Stück, das den Fokus auf Stimmung legt und ganz auf Percussion verzichtet, bei der Band so schon mal gab. Nur der Text ist wieder typisch unkonkret: "All is over / The future unfolding / Open eyes hold still again / Eternity inside my hand."

Mit "Fact boy" beendet quasi ein waschechtes Wiegenlied die Chose als äußerst versöhnlicher Abschluss – ganz ohne die quietschigen Töne, welche die Band zuvor aus ihren Instrumenten gewrungen hat. Und am Ende reicht es ja auch, dass Mogwai das Rad eben nicht neu erfinden, sondern lediglich mit neu angemischten Farben lackieren. Die zieren auch das geschmacksvolle Vulkan-Artwork von Dave Thomas, der den Albumtitel entsprechend interpretiert. Also: Destruktiv? Bösartig? Schlecht gemacht? Keinesfalls. "The bad fire" ist eine alte schottische Umschreibung für die Hölle höchstpersönlich. Aber Mogwai haben ja nicht zum ersten Mal ihr Album nach dem Gegenteil des Inhalts benannt. Diese Platte hat zwar einiges an Feuer, aber strebt vielmehr gen Himmel.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • God gets you back
  • Hi chaos
  • Pale vegan hip pain
  • 18 volcanoes

Tracklist

  1. God gets you back
  2. Hi chaos
  3. What kind of mix is this?
  4. Fanzine made of flesh
  5. Pale vegan hip pain
  6. If you find this world bad, you should see some of the others
  7. 18 volcanoes
  8. Hammer room
  9. Lion rumpus
  10. Fact boy

Gesamtspielzeit: 54:51 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Lateralis84skleinerBruder

Postings: 967

Registriert seit 03.03.2019

2025-02-15 23:42:18 Uhr
Mogwai fear Satan als letzte Zugabe hat über das Fehlen von Helicon hinweg getröstet.
Groningen auch definitiv als Ziel eines Wochenendtrips zu empfehlen

Revolution

Postings: 16

Registriert seit 29.05.2015

2025-02-15 18:35:42 Uhr
Mir gefällt die Platte
Sicher nicht ihr bestes Werk aber trotzdem 8/10

palepat

Postings: 8

Registriert seit 23.01.2025

2025-02-15 18:09:00 Uhr
Gestern in Maastricht gewesen. Bin immer noch total begeistert. Groß! Letzter Song war my father, my King und der hat so unglaublich gedrückt! Großartig. Die Muziekgetereij ist ein sehr Laden. Da gehe ich gern nochmal hin.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 34222

Registriert seit 07.06.2013

2025-02-13 18:42:02 Uhr
Das Killing All The Flies und Friend of the Night (!) in deiner Aufzählung fehlen, entlarvt dich als... was weiß ich.

untrve?

Wars laut? Und generell so?

Laut war es wie immer stellenweise. Ich mochte es sehr, auch wenn es nicht mein Lieblingskonzert der Band ist.

boneless

Postings: 6077

Registriert seit 13.05.2014

2025-02-13 18:14:07 Uhr
Ansonsten vor allem Freude über "Helicon 1", "Summer", "Drive the nail", "Ritchie" und "Pale vegan hip pain".

Das Killing All The Flies und Friend of the Night (!) in deiner Aufzählung fehlen, entlarvt dich als... was weiß ich. ;P Wars laut? Und generell so?

Ich hab übrigens in die neue Platte mal reingehört und war direkt so gelangweilt, dass ich einen kompletten Durchgang auf irgendwann verschoben habe. Mal schaun.
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