Robbie Williams - Better man (Original motion picture soundtrack)
Columbia / Sony
VÖ: 26.12.2024
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Affenstark für Aficionados
Spätestens seit dem riesigen Erfolg von "Bohemian rhapsody" und "Rocketman" ist das Musik-Biopic wieder voll im Trend. Zuletzt waren die Lebensgeschichten von Bob Marley und Amy Winehouse mehr oder weniger gelungen im Kino zu sehen, und für "A complete unknown" schlüpft auch noch Timothy Chalamet in die Rolle des jungen Bob Dylan. Zuvor jedoch bringt uns "Better man" das Leben von Robbie Williams näher. Dabei wird die Standardformel solcher Filme, nämlich der Ablauf vom Aufstieg aus bescheidenen Verhältnissen zum riesigen Erfolg, die darauf folgende Krise voller Drogen und Selbstzweifel bis hin zu Läuterung und Happy End mustergültig durchexerziert. Jedoch gibt es einen verblüffenden Kniff: Williams wird durchgehend von einem computeranimierten Schimpansen dargestellt. Das Ergebnis ist nicht etwa affig, sondern ein affenstarker Film. Und das liegt nicht nur am Primaten in der Hauptrolle, sondern auch an der mitreißenden Musik.
"Better man" wählt den "Rocketman"-Ansatz und nutzt Williams' Songs in Musical-Manier und ohne Rücksicht auf deren Chronologie, um die Handlung voranzutreiben. Dazu wurden alle Stücke neu eingespielt, arrangiert und eingesungen. Neben Williams selbst ist dabei sehr prominent unter anderem auch ein dem Timbre des jungen Robbie doch sehr nahe kommender Sänger namens Adam Tucker zu hören. Hierdurch entsteht für den Soundtrack anstatt einer weiteren Greatest-Hits-Kompilation eine sehr eigene, stark musiktheaterhafte Anmutung. Dies dürfte als Album hauptsächlich bestehende Fans ansprechen, die sich über Neuinterpretationen einiger ihrer Favoriten freuen dürfen. Den Reigen eröffnet der zehnjährige Carter J. Murphy mit einer entwaffnend berührenden "The voice kids"-Version von "Feel". Für die Boyband-Jahre mit Take That steht neben "Relight my fire" ausgerechnet das eher obskure, teils unfreiwillig komische Guilty Pleasure "I found heaven". Vielleicht ist die Songauswahl auch ein kleines Nachtreten in Richtung der einstigen Nemesis: Williams' damaliger Bandkollege und Hauptkonkurrent Gary Barlow bekundete häufig seinen andauernden Hass auf dieses Stück und bezeichnete es gar als Tiefpunkt seiner Karriere.
Ohne Backing Vocals oder Pop-Instrumentierung und auf Gesang sowie den ebenso brodelnden wie drängenden Streichersatz reduziert, wirkt das Selbsthass-Bekenntnis "Come undone" ganz besonders eindringlich. Das elegant arrangierte "She's the one" bezaubert als Duett mit Musicaldarstellerin Kayleigh McKnight und auch dem Überhit "Angels" passt das orchestrale Gewand hier noch deutlich besser als in der allzu verkitschten Version auf ""XXV". Mit groovenden Bläsern stellt "Let me entertain you" enorm unterhaltsam den seinerzeit bereits als ""Live Summer 2003" dokumentierten Knebworth-Konzert-Triumph nach.
Doch wie es bei Musicals manchmal bei aller Liebe zum Bombast so ist: Besonders beeindrucken dann doch die zurückhaltenderen Momente: In "Something beautiful" überzeugt Williams als nur vom Klavier begleiteter Crooner mit einer stimmlich äußerst starken Performance. Und auch "Forbidden road", der einzige ganz neue Song, ist mit seiner melancholischen Grundstimmung und dem eleganten Fingerpicking ein sanfter Ohrenschmeichler, der sich erst zum Ende hin noch zu hymnischen Höhen aufschwingt. Und natürlich liegt dem ewigen Selbstzweifler Williams da noch eine Frage auf dem Herzen: "Do you love me now?" Und auch wenn "My way" als Vater-Sohn-Duett sowohl im Film als auch auf dem Soundtrack etwas arg sentimental geraten ist, gibt es auf diese Frage natürlich nur eine Antwort: Aber ja doch, Robbie, tun wir.
Highlights
- Come undone
- Something beautiful
- Forbidden road
Tracklist
- Feel
- I found heaven
- Rock DJ
- Relight my fire
- Come undone
- She's the one
- Something beautiful
- Land of 1000 dances
- Angels
- Let me entertain you
- Better man
- My way
- Forbidden road
Gesamtspielzeit: 52:04 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Huhn vom Hof Postings: 7434 Registriert seit 14.06.2013 |
2025-01-04 10:05:56 Uhr
Die Rezension liest sich wie eine gute 7/10 :) |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27837 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-01-03 19:30:05 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
qwertz Postings: 1034 Registriert seit 15.05.2013 |
2024-11-28 11:20:11 Uhr
27.12. ist aber ein komischer VÖ-Termin. Warum nicht das Weihnachtsgeschäft mitnehmen? Muss doch nicht zwangsweise exakt zum Filmstart rauskommen. Konnte den Film schon vorab sehen. Dank viel Überspitzung und Fantasy-Sequenzen ist er nicht all zu konventionell geraten. Das Affen-Gimmick... naja. Noel und Liam Gallagher kommen auch prominent drin vor. |
musie Postings: 4006 Registriert seit 14.06.2013 |
2024-11-27 20:40:32 Uhr
den neuen Song kannst dir anhören. ist das alte Robbie-Feeling. |
didz Postings: 2372 Registriert seit 29.06.2017 |
2024-11-27 20:25:45 Uhr
also auf die ersten 3 alben plus 'it's only us' lass ich nix kommen, das sind alles tolle pop-platten. aber ab album 4,5 wurde es sehr beliebig, und später auch irgendwie unübersichtlich was den output angeht. 'take the crown' hatte ein paar gute sachen und wieder so ein bisschen das alte robbie feeling der frühen alben, aber sonst...naja. die neuen songs muss ich erst noch hören. |
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Referenzen
Take That; Gary Barlow; Mark Owen; Ronan Keating; Boyzone; Adam Lambert; The Script; Coldplay; Olly Murs; George Michael; Elton John; A-Ha; Snow Patrol; Savage Garden; Sting; Lighthouse Family; Michael Bublé; Passenger; Rob Thomas; Keane; Simple Minds; Paul Young; Sasha; Daniel Powter; OneRepublic
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