Ulver - Liminal animals
House Of Mythology
VÖ: 29.11.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Stück für Stück
Es ist eine Überraschung, die keine ist. Am 29. November 2024 steht in der Diskografie der Norweger von Ulver plötzlich ein neues Werk, so scheint es. "Liminal animals", der Nachfolger zu – ja, was eigentlich? In den Veröffentlichungen der Band durchzusehen, ist eine ganz eigene Kunst. Reguläre Studioalben, Soundtracks, eigenständige Livearbeiten wie "Hexahedron" aus dem Jahr 2021, vollgepackte EPs – die Liste ist schier endlos. Nun also "Liminal animals", dessen größte Überraschung nun die Vollständigkeit ist, denn nahezu alle der neuen Songs erchienen kleckerweise über das Jahr 2024 verteilt. Ihrem zuletzt ausgeübten Stil bleiben Ulver dabei treu, was auch eine Meldung wert ist, denn im Laufe der mittlerweile drei Jahrzehnte andauernden Historie der Band war nichts so beständig wie die Unbeständigkeit. Spätestens mit "The assassination of Julius Caesar" bespielten sie das weite Feld des Synthiepop. Stark angelehnt an die 1980er-Jahre, natürlich, aber irgendwie auch mit der für Ulver eigenen Melancholie versehen.
Diese hat hier einen speziellen, tragischen Grund: Wenige Monate vor der Komplettveröffentlichung verstarb das langjährige Bandmitglied Tore Ylvisaker, dem "Liminal animals" nun gewidmet ist. Laut Aussage der Band folgte das 13. Studioalbum zunächst keinem besonderen Konzept. Sie mochten einfach die Freiheit, veröffentlichen zu können, was sie wollen und wann sie wollen. Den Einstieg übernimmt passenderweise "Ghost entry", der die Geister und Kreaturen des Covers hereinlässt – mit im Gegensatz dazu lässigen Synthiepopflächen und Kristoffer Ryggs hellen Gesangsspuren. Das nachfolgende "A city in the skies" versprüht genau jene melancholische Morbidität, für die Ulver schon lange keine Black-Metal-Elemente mehr benötigen. Eher stehen sie da und fragen via Rygg "What in the world is happening now?" in einer selbst ausdefinierten kaputten Welt. Auf ähnlicher Ebene wandert "Forgive us" weiter, hierbei mit Unterstützung von Nils Petter Molvær.
Von besonderer Qualität sind die Abweichungen vom Stil der letzten Veröffentlichungen. "Nocturne #1" und "Locusts" spannen hier einen besonderen Bogen, orientieren sich laut Begleittext und auch deutlich hörbar an der Phase rund um "War of the roses" und das fantastische "Shadows of the sun". "Hollywood Babylon" hingegen fährt den Stil von "So falls the world" fort und ist lyrisch eine lakonisch-zynische Abrechnung mit dem Land, in dem das erste Wort des Titels auf einem Berg prangt. Ein zuvor unveröffentlichtes Stück bietet "Liminal animals" ganz zum Schluss. "Helian (Trakl)" verrät es schon im Zusatz: Es handelt sich hierbei um Ulvers musikalische Verarbeitung eines Gedichtes des österreichischen Dichters Georg Trakl. Den auf Norwegisch vorgetragenen Text zu "Helian" vertont die Band dabei in einem Elf-Minuten-Epos, das auf rhythmischen Elementen basiert, die, wie schon das einstündige "Hexahedron" bewies, zuletzt so etwas wie der Markenkern Ulvers waren.
Highlights
- A city in the skies
- Forgive us (feat. Nils Petter Molvær)
- Locusts
Tracklist
- Ghost entry
- A city in the skies
- Forgive us (feat. Nils Petter Molvær)
- Nocturne #1
- Locusts
- Hollywood Babylon
- The red light
- Nocturne #2
- Helian (Trakl)
Gesamtspielzeit: 51:23 min.
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