Lambrini Girls - Who let the dogs out
City Slang / Rough Trade
VÖ: 10.01.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
But somehow always a man
Zunächst die Entwarnung: "Who let the dogs out" hat nichts, aber auch gar nichts mit dem 2000er One-Hit-Reggae-Wonder von Baha Men am Hut. Der Albumtitel dient vielmehr als aggressive, ungemein passende Metapher: Die wilden Tiere sind nämlich los und auf Beutefang – allerdings gehen sie auf zwei Beinen und wissen ihre wahren Absichten oftmals clever zu kaschieren. Als Mittel der Selbstverteidigung gegen ihre Angreifer haben sich Phoebe Lunny und Lilly Macieira zu Lambrini Girls zusammengetan. Ihre Mission: nicht bloß toxische Männlichkeit, Übergriffigkeit und Machtmissbrauch, sondern auch Gender-Normen, grundsätzlichen Elitarismus sowie alle anderen beschissenen Auswüchse unserer modernen Welt anzuprangern und abzuschaffen. Wo sonst könnte das britische Duo herkommen, wenn nicht aus Brighton, jener hochkreativen Bubble des Widerstands? In ihren schonungslosen Illustrationen aller manngemachten Missstände gehen Lambrini Girls oft genau dorthin, wo es wehtut: "Michael, I don't wanna suck you off for my lunch break!" Und drumherum tobt feinster, schnörkelloser Punk.
Zwischen garagigem Riot-Grrrl und Hardcore-getränktem Gepolter verschieben Lambrini Girls immer wieder die Koordinaten, zum Beispiel wenn "Bad apple" mit seinen fies ballernden Breakbeats und unheilvoller Noise-Gitarre mindestens frühe Bloc Party, wenn nicht gar offensiv The Prodigy channelt. "Officer, what seems to be the problem?", zeigt Lunny sich ungehorsam, denn schon die Geschwister im Geiste von Dream Nails wussten: "It's not a rotten apple, it's the whole damn tree!" Ob es sich nun um Gesetzeshüter, den Vorgesetzten, andere Autoritätspersonen oder einfach um den netten Dude von nebenan handelt, der bei jeder Begegnung ein kleines bisschen aufdringlicher wird: Raubtiere lauern überall. Wenn die "Big dick energy" freigesetzt wird, meinen schließlich manche, sie könnten sich alles erlauben und ungeniert Grenzen überschreiten. Aber da haben sie die Rechnung ohne Lambrini Girls gemacht.
"Who let the dogs out" benötigt keine Ruhepause, sondern zieht seine halbe Stunde Finger-in-die-Wunden-Rammen konsequent durch. Das unterhaltsam getextete "No homo" und "Nothing tastes as good as it feels" verlassen sich auf rock'n'rollige Powerchord-Riffs und verpacken ihren verstörenden Inhalt in partytaugliche Abrissbirnen, während sich "Special different" oder der Gentrifizierungs-Abgesang "You're not from around here" wieder ganz dem Fuzz ergeben. Über peitschendem Drumming staffiert "Love" den mörderischen Krawall, den die Band lediglich zu zweit beschwört, am dichtesten aus und traut sich darüber hinaus doch einmal eine entschleunigte Bridge: "Your high hopes, and fingers crossed." Dass alles einmal besser wird? In einer gerechten Welt vielleicht. Aber bis es so weit ist, muss weiterhin mit aller Kraft gegen den ganzen Mist angeschrien werden. Wenn es dabei noch so viel Spaß macht wie bei diesem Album – umso besser.
Highlights
- Bad apple
- Big dick energy
- Love
Tracklist
- Bad apple
- Company culture
- Big dick energy
- No homo
- Nothing tastes as good as it feels
- You're not from around here
- Scarcity is fake (Communist propaganda)
- Filthy rich nepo baby
- Special different
- Love
- Cuntology 101
Gesamtspielzeit: 29:27 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Enrico Palazzo Postings: 5284 Registriert seit 22.08.2019 |
2025-01-14 08:21:34 Uhr
Für mich knallt es am Anfang richtig rein so für 4 bis 5 Songs und dann wirds, weil ich es auch als eintönig auf Dauer empfinde, hinten raus etwas egal in der 2. Hälfte. Mal gucken, ob sich daran noch was ändert. |
foe Postings: 256 Registriert seit 10.06.2020 |
2025-01-14 07:31:19 Uhr
Ich würde die Eintönigkeit ebenfalls beim Gesang verorten. Hatte gestern den Eindruck, dass die Sängerin jeden einzelnen Song genau gleich beginnt - halt einfach mit jeweils anderen Worten/Lyrics. |
Mawi09 Postings: 136 Registriert seit 27.10.2022 |
2025-01-13 18:37:02 Uhr
Ich finde es klasse. Ohne Abstriche bei der Härte und Rotzigkeit zu machen ist es trotzdem recht eingängig und abwechslungsreich. Das mit dem eintönig kann ich nicht nachvollziehen, höchsten bei der Art des Gesangs etwas. |
foe Postings: 256 Registriert seit 10.06.2020 |
2025-01-13 18:15:45 Uhr
Finde das Album bis jetzt leider etwas eintönig. |
Arne L. Postings: 1454 Registriert seit 27.09.2021 |
2025-01-11 22:20:42 Uhr
Gerade das neue Video zu "Cuntology 101" gesehen. Gefällt mir als Freund von Amyl & The Sniffers und Fan von Idles ziemlich gut. |
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Referenzen
Dream Nails; Petrol Girls; Amyl & The Sniffers; Idles; Bikini Kill; Gen And The Degenerates; Sprints; Vial; Cocaine Piss; The Slits; Dream Wife; Huggy Bear; Bratmobile; Bad Cop/Bad Cop; War On Women; The Muslims; Mannequin Pussy; Perfect Pussy; Be Your Own Pet; The Baboon Show; Press Club; Thank; Ditz; Shame; Squid; Team Dresch; The Coathangers; Screaming Females; Otoboke Beaver; X-Ray Spex; The Donnas; Savages; Iceage; Bleached; Gilla Band; Big Joanie; Bloc Party; The Hives
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- Lambrini Girls - Who let the dogs out (11 Beiträge / Letzter am 14.01.2025 - 08:21 Uhr)