Fat Dog - Woof.
Domino / GoodToGo
VÖ: 06.09.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Aköterlypse wau
Was soll man im Lockdown eigentlich die ganze Zeit machen? Oft gern genommen: Live-Übertragungen aus Heimen für freundliche Eselchen oder Webcams, die gemütliche Schafe beobachten. Andere wie Joe Love wiederum schauen sich lieber Bilder und Videos von korpulenten Kötern an und schreiben dabei einen Haufen Songs für die soeben aus Langeweile ersonnene Band – wie diese heißt, dürfte selbsterklärend sein. Und ehe man es sich versah, hatte der Mann aus Südlondon eine schlagkräftige (Live-)Truppe zusammen, die bei ihren energiegeladenen Shows regelmäßig für kollektives Ausrasten beim Publikum sorgt und auch auf engstem Raum maximale Saalschlachten entfesselt. Konzertbesucher von Yard Act oder Idles hüpfen ob dieses Supports gefühlt immer noch frenetisch durch die Gegend, und der Sänger verkündet: "Wake me up when the shooting starts" – auch wenn die auf "Woof." folgende One-Off-Single ausgerechnet "Peace song" heißt. Ravepunk für eine bessere Welt, wie Saalschutz einst dazu gesagt hätten?
Unbedingt! Analog zur Bühnenpräsentation sollte zwar niemand filigrane Muse von Fat Dog erwarten, wohl aber jede Menge auf die Zwölf treffenden Bums. Was auch an James Ford liegt, dem Produzenten, der nach Blur und Depeche Mode im Vorjahr mit Pet Shop Boys, The Last Dinner Party, Beth Gibbons und Fontaines D.C. auch 2024 nur die dicksten Dinger im Körbchen hatte. Auf "Woof." zieht er jedoch vornehmlich einen Ratten-, pardon Hundeschwanz hinter sich her, der von seinem aktuell auf Eis liegenden Elektro-Duo Simian Mobile Disco bis hin zu Altvorderen wie The Chemical Brothers oder The KLF reicht. Gekreuzt mit der pessimistischen Power von Post-Punk und Crank Wave sowie hineinpolternden Chören, Klezmer-Harmonien und Osteuropa-Folklore ergibt das in klobigen Sperrholz-Tracks wie "Closer to God" eine herrlich überkandidelte Horrorshow, bei der man Love im Auftakt "Vigilante" als Wächter der drohenden Apokalypse förmlich von der Club-Decke hinabschweben sieht. Wenn schon Abriss, dann richtig.
Hier und da vielleicht etwas zu viel des Guten. Doch allzu lange dauert es nicht, bis Fat Dog nicht nur die Sounds, sondern auch die Songs dieses tollen Debüts scharf stellen. "Wither" wirkt alles andere als verdorrt, sondern ist ein schmatziger Bouncer mit Delay-Effekt auf den Vocals und ramponiertem Saxofon – als befände sich das Quintett im Infight mit den achtziger Digital-Punks Sigue Sigue Sputnik. Es geht sogar noch zackiger: "All the same" pumpt zu heftigen Fairlight-Gewittern einen lupenreinen EBM-Hit und "King of the slugs" trumpft mit ähnlichen Mitteln auf, ehe ein hochfahrender Synth-Prog-Break das Stück mittendrin einkassiert. "Ich hatte keine Ahnung, was ich tue und verstehe nichts von Musiktheorie, ich wollte einfach nur Pyramiden", bringt Love waghalsige Las-Vegas-Einlagen wie diese tiefstapelnd auf den Punkt – nur, um kurz vor Schluss im mit Samples um sich feuernden Knaller "Running" noch einmal alles vor die Wand zu pfeffern. Letzte Worte: "You can kill the man / But you cannot kill the dog." Und wehe, einer versucht's.
Highlights
- Wither
- All the same
- Running
Tracklist
- Vigilante
- Closer to God
- Wither
- Clowns
- King of the slugs
- All the same
- I am the king
- Running
- And so it came to pass
Gesamtspielzeit: 33:03 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Thomas Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 105 Registriert seit 12.06.2013 |
2025-01-04 13:30:02 Uhr
Ah ja natürlich. call it guten Vorsatz 2025: Mehr Metrum versauen :) Korrigiert, danke für den Hinweis und fürs nette Feedback. |
foe Postings: 256 Registriert seit 10.06.2020 |
2025-01-04 10:44:16 Uhr
Sehr passende Rezension. Ein kleiner Lyrics-Fehler hat sich aber eingeschlichen: "Wake me up when the shooting starts“ (anstatt 'begins'). |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27844 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-01-03 19:31:15 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. "Vergessene Perle 2024". Meinungen? |
KingOfCarrotFlowers Postings: 212 Registriert seit 07.02.2018 |
2024-12-14 14:32:22 Uhr
Peace Song... Einer der Songs des Jahres für mich ..Wenn man den Kinderchor einmal im Kopf hat, hat man noch die ganze Woche Spaß damit 🙂 |
edegeiler Postings: 3083 Registriert seit 02.04.2014 |
2024-11-21 09:36:47 Uhr
Tickets für Köln nächstes Jahr sind gekauft. |
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Referenzen
Fat White Family; The Moonlandingz; Warmduscher; HMLTD; The Bohicas; Deadletter; Yard Act; Viagra Boys; Gilla Band; Sleaford Mods; Big Special; Idles; Heavy Lungs; Shame; Italia 90; Font; Model/Actriz; Folly Group; Kasabian; The S.L.P.; The KLF; Paranoid London; The Chemical Brothers; Simian Mobile Disco; Leftfield; Underworld; The Presets; Electric Six; Louis XIV; Datarock; Mandy, Indiana; Snapped Ankles; The Lovely Eggs; Dehd; Late Of The Pier; Does It Offend You, Yeah?; Gesaffelstein; Justice; The Toxic Avenger; The Bloody Beetroots; Nine Inch Nails; Terence Fixmer; Nitzer Ebb; Spetsnaz; Poupée Fabrikk; Sigue Sigue Sputnik; Shantel; Devotchka; Gogol Bordello; The Klezmatics; Balkan Beat Box; Dead Or Alive; Walt Disco; Prince; Boney M.
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- Fat Dog - Woof. (14 Beiträge / Letzter am 04.01.2025 - 13:30 Uhr)