The National - Rome
4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 13.12.2024
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Kurz vergessen
Vielleicht dürfen wir es als Zeichen werten? Gar als Statement? Nicht weglaufen! Nicht verzagen, nach vorn blicken, auch in gesellschaftlich schwer zu greifenden, politisch mitunter ins Surreale abdriftenden Zeiten? Dass The National die Rom-Show ihrer Welttournee ausgerechnet mit dem zarten, flehenden "Runaway" vom Fan-Liebling "High violet" beginnen, ist nicht nur eine Überraschung, sondern könnte ebenso auch auf die emotional mit Höhen und Tiefen gespickten Bandjahre der jüngeren Vergangenheit anspielen: Trotz all des emotionalen Krams, trotz der inneren Konflikte, die uns allen innewohnen: Wir sind da!
Unruhige Töne an unruhigen Tagen sind erlaubt, dachten sich The National wohl, denn schon zum durchaus kantig vorgetragenen "Eucalyptus" vom eigentlich recht glatt produzierten "First two pages of Frankenstein" darf Matt Berninger leicht ins Mikrofon krächzen, während die Rhythmus-Gruppe einen oder mehrere Zähne zulegt. Erstmals in melodischer Glückseligkeit wiegt sich das Publikum im "Auditorium Parco della Musica Ennio Morricone" in der italienischen Hauptstadt zu "Tropic morning news", einem dieser feinen Songs der Amerikaner, der so vertraut klingt wie ein Klassiker, doch eigentlich recht jung ist. Vom Über-Song "Bloodbuzz Ohio" ganz zu schweigen, der funktioniert bekanntlich immer und überall. Auch beim von der Rhythmus-Sektion fein nach vorn getriebenen "Don't swallow the cap" fällt auf, dass die Noise-Regler verglichen mit der zarteren Sound-Tarierung der "I am easy to find"-Tour immer mal wieder in Richtung "ausladend" geschoben sind. Will sagen: The National verändern sich von Tour zu Tour, die Energie der Show vom 3. Juli 2024 fängt "Rome" wirklich gut ein.
Ihre Setlists behandelt die Truppe mitnichten als feststehende Konstante, ändert Auswahl und Reihenfolge immer wieder ab. Auch der Abend in Rom ist speziell, wenn man sich allein die Seite B dieses 21 Songs starken Doppel-Live-Albums einmal anschaut: Mit dem wunderbaren "The geese of Beverly Road" und dem besonders fein von Bläsern verzierten Rocker "Lit up" tummeln sich hier zwei Live-Raritäten vom großartigen "Alligator", später ergänzt vom unzerstörbaren, in wuchtigem Glanz zappelnden "Mr. November". Und vielleicht reibt man sich auch die Augen, dass das kultige "Fake empire" der einzige "Boxer"-Song ist, oder dass die 2019er-Platte "I am easy to find" samt der Live-Konstante "Rylan" tatsächlich komplett außen vor bleibt. Erwähnenswert neben der Alltime-Fav-Hymne "England", die hintenraus mächtig Dampf macht, auch das rauchige, mit viel Leidenschaft intonierte "Smoke detector", hier einziger Vertreter von der jüngsten LP "Laugh track". Und statt des Evergreens "Available" darf von "Sad songs for dirty lovers" mal "Murder me Rachael" ran.
Wie "Rome" ansonsten daherkommt? Nunja, einige Favoriten fehlen natürlich trotz allem, so hätte der Autor dieser Zeilen von "Trouble will find me" natürlich "Pink rabbits" statt "Humiliation" gewählt, ganz klar! Aber wer will es den Musikern verdenken, bei diesem tollen Backkatalog. Die meisten Fans würden vermutlich konstatieren, sich beim Hören am liebsten schon morgen wieder auf ein The-National-Konzert zu beamen. Sich von jenen Melodien, jenen Rhythmus-Welten einnehmen zu lassen, die einen schon so lang begleiten, ob mit offenen oder geschlossenen Augen – immer aber mit offenen Armen. "Rome" ist Momentum und auch Zeugnis einer Ausnahme-Band, die uns immer wieder auch mal vergessen lässt, dass die Welt da draußen ziemlich lost ist. Wenigstens eine Konstante in diesen Tagen.
Highlights
- Tropic morning news
- Don't swallow the cap
- Bloodbuzz Ohio
- Lit up
- England
- Smoke detector
- Mr. November
Tracklist
- Runaway
- Eucalyptus
- Tropic morning news
- New Order t-shirt
- Don't swallow the cap
- Bloodbuzz Ohio
- The system only dreams in total darkness
- I need my girl
- Lemonworld
- The geese of Beverly Road
- Lit up
- Alien
- Humiliation
- Murder me Rachael
- England
- Graceless
- Fake empire
- Smoke detector
- Mr. November
- Terrible love
- Vanderlyle crybaby geeks
Gesamtspielzeit: 151:31 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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ThomasA Postings: 2 Registriert seit 15.10.2024 |
2025-01-01 11:15:12 Uhr
Finde das Album auch sehr gut. Zu Konzerten gehe ich aber nicht mehr. Das letzte war in der Max Schmeling Halle in Berlin und vollkommen unpassend. Viel zu groß.Auf CD kann man dich ja zumindest vorstellen sie spielen im Magnet oder auf dem Feszplatz in Dachau. |
AliBlaBla Postings: 7218 Registriert seit 28.06.2020 |
2024-12-31 13:36:25 Uhr
Ein rundum tolles live Album, ja, hat mich wieder mal hingerissen. Was auf Albenlänge nich immer bei mir funkt, und - schon oft gesagt- live immer eine Empfehlung. |
OMalley Postings: 858 Registriert seit 16.01.2022 |
2024-12-31 13:23:27 Uhr
Bin da bei Dir Grizzly. Tolles Album, ich vermisse nur die blöden Stücke, die sie für die Cherry Tree-Member only rausgelassen haben.So ein Blödsinn muss nicht sein. Sie hätten denen ja von anderen Konzerten Lieder geben und das Werk hier komplett veröffentlichen können. Die Setlisten waren ja variabel genug. |
Grizzly Adams Postings: 5629 Registriert seit 22.08.2019 |
2024-12-26 20:59:31 Uhr
Ja, ganz wunderbares Live-Album… mir fällt grad kein Grund ein, warum das Album nicht zu den Besten in 2024 zählen sollte. Abgesehen davon, dass Live-Alben eine eigene Kategorie sind. Danke an die Band! Bin sehr zufrieden! |
Urbsi Postings: 132 Registriert seit 14.06.2013 |
2024-12-23 23:24:32 Uhr
Das ist schon ein richtig geiles Live Album. Die Band ist eh phantastisch, die Setlist top, Matt Berninger einer der besten Sänger zur Zeit! |
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Referenzen
El Vy; Big Red Machine; Pfarmers; LNZNDRF; Songs Without Words; Marble Sounds; Clogs; Frightened Rabbit; The Slow Show; Sufjan Stevens; Radiohead; Wolf Parade; Tindersticks; Stuart A. Staples; Lambchop; Shearwater; Okkervil River; Absentee; I Am Kloot; The Walkabouts; Sophia; Jens Lekman; The Go-Betweens; The Decemberists; Red House Painters; Grizzly Bear; Nick Cave & The Bad Seeds; Elbow; Wilco; Lana Del Rey; Taylor Swift; Kacey Musgraves; American Music Club; Mark Eitzel; My Morning Jacket; Destroyer; Arcade Fire; The Boxer Rebellion; Bear's Den; The Antlers; Guillemots; Death Cab For Cutie; Gravenhurst; The Twilight Sad; Noah And The Whale; Other Lives; Bon Iver
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