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Lauren Mayberry - Vicious creature

Lauren Mayberry- Vicious creature

Vertigo / Universal
VÖ: 06.12.2024

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Ausgetreten

Es gibt viele Gründe, eine Platte außerhalb eines bisher erfolgreichen Bandprojekts veröffentlichen zu wollen. George Michael war letztlich doch "planning on going solo", weil er sich dem Konzept Wham! entwachsen fühlte. Für George Harrisons kreativen Überfluss war innerhalb von The Beatles nie ausreichend Platz und so musste es bei "All things must pass" gleich eine Dreifach-LP sein. Hayley Williams von Paramore trieb sich mit "Petals for armor" selbst so manchen Dämonen aus, war persönlich wie nie und musikalisch gleichzeitig genreflexibel. Ein bezüglich dieser Faktoren sehr ähnliches Solo-Debüt legt nun Lauren Mayberry, die Frontfrau von Chvrches, vor. Bereits nach dem eher lauwarmen "Love is dead" liebäugelte die Schottin laut eigener Aussage mit einem Alleingang, weil die Stimmung in der Band sich zunehmend dem Albumtitel angenähert hatte. Doch vor dem Hintergrund der Pandemie fand das Synthpop-Trio für "Screen violence" noch einmal zusammen und außerdem zu alter Form zurück. Jetzt hat Mayberry die Kirchenportale trotzdem zugunsten eines gänzlich selbstbestimmten Ausflugs zumindest vorübergehend durchschritten.

Zunächst fällt eine leichtfüßig poppigere Grundorientierung auf. Mayberry berichtet, wie sie schon in jungen Jahren zugunsten einer coolen Außenwahrnehmung der Leidenschaft für Pop widerstand: "I bit my tongue to be one of the boys", heißt es in "Sorry, etc.". Hier findet der "brat summer" von 2024 jedoch eher mental, als musikalisch seine Ausdehnung in den Winter, denn fern jedes trendy Hyperpops erweist Mayberry dem Sound früherer Heldinnen die Ehre. Der schwungvolle Opener "Something in the air" über Verschwörungserzählungen erinnert an All Saints, auch Gwen Stefani lugt im einen oder anderen Song verschmitzt um die Ecke. Mit knackigem Beat und Ohrwurm-Refrain überzeugt "Change shapes" als Statement der Selbstermächtigung in einem männerdominierten Business, das von Frauen zunächst einmal eine Anpassung an vorbestimmte Rollen erwartet. Zu nahezu gospel-hymnischen Höhen schwingt sich das bittersüße "Sunday best" auf, das beschreibt, worauf es im Leben ankommt und worauf eben auch nicht: "The kind of sex that requires sadness is not a way to spend your time."

Die vielschichtige Produktion von unter anderen Greg Kurstin lässt die Tracks luftig schimmern, allen voran den hypnotischen Art-Pop von "Mantra" mit seinen pluckernden Keyboards. Der groovende Bass und die leicht abseitige Punk-Attitüde von "Punch drunk" bereiten ebenso diebisches Vergnügen an Mayberrys Lust sich auszuprobieren, wie der fiebrige Drum'n'Bass des bereits erwähnten "Sorry, etc." mit seiner flirrenden Orgel und exaltiertem Gesang von Schrei bis Flüstern. Etwas leiser wird es bei den ebenfalls sehr gelungenen etwas getrageneren Momenten des Albums. Im Akustikgitarrenstück "Anywhere but dancing", das im besten Sinne an Avril Lavignes "I'm with you" oder an Amy Macdonald denken lässt, skizziert Mayberry den Verlauf einer romantischen Beziehung. Thematisch ähnlich verhandelt die äußerst berührende, ätherische Klavierballade "Oh, mother" das sich im Zuge des Erwachsenwerdens verändernde Verhältnis zur eigenen Mutter. Mayberry genießt es auf "Vicious creature" sichtlich, die gefühlte Eingeengtheit bei Chvrches, wo nach eigenen Angaben ihr Standard-Setting der "sad robot" war, hinter sich zu lassen. Das Ergebnis ist naturgemäß eher ein bunter Strauß von der Experimentierwiese als ein Album wie aus einem Guss. Der allerdings duftet schon recht gut.

(Michael Albl)

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Highlights

  • Oh, mother
  • Change shapes
  • Mantra

Tracklist

  1. Something in the air
  2. Crocodile tears
  3. Shame
  4. Anywhere but dancing
  5. Punch drunk
  6. Oh, mother
  7. Sorry etc.
  8. Change shapes
  9. Mantra
  10. A work of fiction
  11. Sunday best
  12. Are you awake

Gesamtspielzeit: 40:02 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Yndi

Postings: 364

Registriert seit 23.01.2017

2024-12-13 14:08:01 Uhr
Ist jetzt nichts Weltbewegendes, aber kann man sich gut anhören. Die wirklich guten Songs darf sie sich auch gerne für CHVRCHES aufheben, von daher passt das für mich.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27853

Registriert seit 08.01.2012

2024-12-12 21:01:12 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

MickHead

Postings: 3138

Registriert seit 21.01.2024

2024-12-10 14:47:39 Uhr
"Something In The Air" (Live From Jimmy Kimmel)

https://youtu.be/NEuZzh3aQ24?si=Llq52RaB1olj3mhx

qwertz

Postings: 1037

Registriert seit 15.05.2013

2024-12-06 12:54:27 Uhr
Ab heute in Gänze zu hören. Den Sound von "Crocodile Tears" mag ich sehr und die Breakbeats von "Sorry, etc." knallen. Ansonsten passiert wenig Überraschendes. Zwei, drei Filler scheinen mir nach den ersten Durchläufen aber auch drauf zu sein.

MickHead

Postings: 3138

Registriert seit 21.01.2024

2024-10-29 18:39:32 Uhr
Das Album wird jetzt offiziell am 06.12. veröffentlicht.

Neuer Song " Crocodile Tears"

https://youtu.be/EUYBHnBaLNs?si=Lj04aC2qCxVvJXbC

TRACKLIST:
01 “Something In The Air”
02 “Crocodile Tears”
03 “Shame”
04 “Anywhere But Dancing”
05 “Punch Drunk”
06 “Oh, Mother”
07 “Sorry, Etc”
08 “Change Shapes”
09 “Mantra”
10 “A Work Of Fiction”
11 “Sunday Best”
12 “Are You Awake”
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