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Helloween - Live at Budokan

Helloween- Live at Budokan

Reigning Phoenix / Rough Trade
VÖ: 13.12.2024

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Der Genius Loci

Das Nippon Budokan mitten in Tokio ist ohne Übertreibung eine der ikonischsten Konzert-Locations in ganz Asien. Erbaut als Arena für die Kampfsportarten der Olympischen Spiele 1964, hat der achteckige Saal ohne Zweifel jede Menge Musikgeschichte gesehen. Hier fand die Beatlemania 1966 entgegen den wütenden Protesten der gestrengen Sittenwächter ihren Höhepunkt in Fernost, hier fand die Live-Karriere von ABBA 1980 ihren krönenden Abschluss. Das erste Live-Album, welches an dieser Stätte entstand, nämlich "Made in Japan" von Deep Purple, zählt heute zu den Meilensteinen der Konzertmitschnitte, während beispielsweise Cheap Trick im Prinzip ihren kompletten Ruhm der Platte "At Budokan" verdanken. Insofern war es wie ein Ritterschlag für Helloween, im September 2023 hier eine zwei Jahre andauernde Welttournee abschließen zu können. Und während von den Auftritten der Scorpions – der bis dato einzigen deutschen Band, die hier auftreten durfte – lediglich Bootlegs existieren, dürfen sich die Hamburger als erste hiesige Band rühmen, die im Budokan ein Live-Album aufgenommen hat.

"Live at Budokan" – einen anderen Titel braucht es also nicht, um zu elektrisieren. Welche Magie dieser Ort ausstrahlt, zeigt sich immer wieder in bescheidenen, fast demütigen Ansagen der Band, die seit ihrer überraschenden Reunion von 2015 dauerhaft auf der Welle des Erfolgs zu schwimmen scheint. Und auch wenn der Siebener zwischendurch eine längere kreative Durststrecke verkraften musste, liefert seine knapp 40 Jahre andauernde Karriere genügend Klassiker für eine herausragende Setliste, auf der neueres Material nicht fehl am Platze wirkt. Das bedeutet allerdings auch, dass man nach dem ein oder anderen Klassiker vergebend Ausschau hält – trieb auf der Reunion-Tour noch "Halloween" die Freudentränen in die Augen, darf nun das kaum kürzere "Skyfall" die Show eröffnen. Zur großen Freude der immer wieder hörbar ausrastenden Fans vor Ort.

Der Fokus bleibt jedoch auf den frühen Alben und der Reunion-Platte "Helloween" von 2021 als Gegenpol, auch wenn zum Beispiel "Perfect gentleman" nicht weniger zum Bandkanon gehört als "Save us", das es in der Erstauflage von "Keeper of the seven keys part 2" lediglich zum CD-Bonus-Track schaffte. Die ganz frühe Bandphase wird hingegen erneut in einem von Kai Hansen gesungenen Medley abgehandelt, das – so ehrlich muss man sein – weniger von den Sangeskünsten des Gitarristen als vom Kultstatus der Songs lebt. Denn wer würde damit rechnen, dass das olle "Gorgar" vom Album "Walls of Jericho" nochmal zu Live-Ehren kommt? "How many tears" von der selben Platte überlässt Hansen dann aber doch den hauptamtlichen Vokalisten Michael Kiske und Andi Deris und macht das, was er am besten kann: nämlich sich mit breitem Grinsen an der Gitarre mit Michael Weikath duellieren, während der technisch wesentlich begabtere Sascha Gerstner dafür sorgt, dass aus drei Gitarren eine Wand und kein Brei wird.

Wenn man es genau – und vielleicht auch ein bisschen bösartig – nehmen möchte, dokumentiert "Live at Budokan" eine der größten Prüfungen für Helloween. Die Euphorie der Reunion ist irgendwann vorbei, und auch das großartige letzte Studioalbum "Helloween" lebte ein Stück weit von dieser Aufbruchstimmung. Von Abnutzungserscheinungen oder gar Reibereien gibt es jedoch keine Spur, ganz im Gegenteil – die Band zeigt sich als perfekt eingespielte Einheit, während immer wieder hörbar der Schulterschluss mit den Fans deutlich wird. Im nächsten Jahr feiert die mittlerweile quer über Europa verstreut lebende Band das 40-jährige Bestehen, eine erneute Greatest-Hits-Setlist für die angekündigte Tour wäre nur konsequent. Vielleicht wäre ein wenig mehr Mut zu Hits der Deris-Ära angebracht, allemal lauern auch hier Songs wie "Straight out of hell" oder "If I could fly". Am Ende jedoch machen Helloween alles richtig und verwandeln die aufgehende Sonne in der Flagge der Gastgeber in ihr Maskottchen. Auch wenn Japans Kürbisregion bekanntermaßen eigentlich Hokkaido ist.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Skyfall
  • Eagle fly free
  • Best time
  • How many tears

Tracklist

  • CD 1
    1. Orbit
    2. Skyfall
    3. Eagle fly free
    4. Mass pollution
    5. Future world
    6. Power
    7. Save us
    8. Kai's medley (Walls of Jericho / Metal invaders / Victim of fate / Gorgar / Ride the sky / Heavy metal is the law)
    9. Forever and one (Neverland)
  • CD 2
    1. Best time
    2. Dr. Stein
    3. How many tears
    4. Perfect gentleman
    5. Keeper of the seven keys
    6. I want out

Gesamtspielzeit: 120:59 min.

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Armin

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2024-12-12 20:58:30 Uhr - Newsbeitrag
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