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Casper - Live in Bielefeld

Casper- Live in Bielefeld

Eklat
VÖ: 13.12.2024

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Almauftrieb

Mitte Juni 2024. Es war ein frühsommerlicher Abend in Ostwestfalen. "Der Weg ist immer der gleiche, an den Häusern im Westen entlang", ist in weißen Lettern auf blauem Hintergrund eines großen Wand-Graffitis an einem Parkplatz zu lesen. Wer es mit dem heimischen Traditionsverein im Sinne hat, murmelte leise fortsetzend "Jeden zweiten Samstag im Stadion. In den Köpfen ein vertrauter Gesang", hinterher. Als an jenem Samstag die Massen langsam aus der Innenstadt durch die kleinen Gassen hoch in Richtung Bielefelder Alm strömten, hatte zwar nicht die Arminia, aber dafür Benjamin Griffey a.k.a. Casper gerufen. Vertraute Gesänge sollten also ebenfalls folgen. "Als Kind habe ich mir ausgemalt, wie es wohl sein würde, auf der Alm Fußball spielen zu dürfen und seit ich Musik mache, ist es das Ziel, zuhause an diesem Ort ein Konzert zu spielen." Für sein einziges Konzert des Jahres kehrte der Local Hero in seine Heimatstadt zurück und lud in die geschichtsträchtige, inmitten von Kleingärten und Altbauhäusern liegende Heimat seines Herzensvereins ein.

Geschichte wurde an diesem besonderen Abend auch ohne das runde Leder geschrieben. Sowohl für Casper als auch für all diejenigen, die ein Ticket für das restlos ausverkaufte Konzert ergattern konnten. Wer seinerzeit nicht zu den glückselig mitfeiernden 28.000 Partygästen gehörte, bekommt jetzt die konservierte Fassung, die - welch Überraschung - das Live-Erlebnis zwar nicht ersetzen kann, aber dem Ganzen durchaus nahekommt. Gut zwei Stunden lang gibt es mehr oder weniger voll auf die Zwölf. In den kurzen Verschnaufpausen zwischen den Songs bemüht sich Griffey, seine Begeisterung und Dankbarkeit für das Erlebte in Worte zu fassen. Nicht selten wird er dabei emotional und kann nicht begreifen, wie er es geschafft hat, mit seinen "absurden, traurigen Liedern, wo ich die ganze Zeit schreie" an dem Abend da stehen zu dürfen. Nach eigener Aussage hat er nie große Hits geschrieben, was angesichts der geballten Fülle an Highlights pures Understatement ist.

Mit "Im Ascheregen" und "Alles endet (aber nie die Musik)", die zusammen mit vier weiteren Stücken des 2013er-Erfolgsalbums "Hinterland" den Großteil des bunten Potpourris ausmachen, folgen zwei Vollkontaktnummern direkt in der ersten Viertelstunde. Hier ist Kondition gefragt. Glücklicherweise bietet das chillig-intensive "Mieses Leben / Wolken" Zeit zum Durchatmen. Eingeleitet durch laute "Casper! Casper!"-Anfeuerungen der Masse, wie sie auf dem heiligen Rasen der Arminia sonst nur Spielern zuteilwird und an diesem Abend häufig vorkommt. Vertrauter Gesang eben. Apropos Spieler: Bekannte zum Mitspielen hat sich der 42-Jährige zu seinem Homecoming auch eingeladen. Drangsal eröffnet die Gästeliste mit "Keine Angst", Thees Uhlmann, Lea und Tua helfen im weiteren Verlauf bei "XOXO", "Schwarz" bzw. "TNT" aus. Bei letztgenanntem Stück wird die Atmosphäre als Mixtur aus intensivem Gesang, perfekter musikalischer Bandbegleitung und glasklarem Sound auch aus den heimischen Boxen nahezu greifbar. Ein Qualitätsmerkmal, das sich durch das ganze Album zieht. Mittendrin statt nur dabei.

Dabei sind übrigens auch Vincent Waizenegger (Provinz) und Lena, die Casper bei "Lass es Rosen für mich regnen" unterstützen, sofern man Lenas 20 Sekunden Unterstützung nennen mag. Aber egal. "Bielefeld! Egal woher ihr angereist seid. Wir sind heute Abend zusammen die letzte Gang der Stadt!" Casper weiß, wie man die springende Meute hinter sich vereint. Ein Viererpack aus der "XOXO"-Zeit läutet damit das letzte Drittel ein und zeigt nochmal klar, welches qualitativ hochwertige und breite Spektrum der gute Mann abdeckt. Am hymnischen "So perfekt" und dem treibenden "Auf und davon" gab und gibt es nichts zu meckern, was für "Michael X", den zweifelsohne intensivsten und persönlichsten Song in Caspers Repertoire, sowieso gilt. Auch nach rund 13 Jahren hat das Stück nichts verloren und entfaltet live zudem eine emotionale Tiefe, die ihresgleichen sucht. "Sag, hörst du das auch?" brüllt die Menge im Verlauf der immer weiter eskalierenden fünf Minuten. Gänsehaut, Tränen, wow. Es sind Momente wie diese oder der triumphale "Hinterland"-Rausschmeißer, die Casper völlig geflasht zum Fazit "Das ist mit das Beste, was ich je erlebt habe!" kommen lassen. Die letzte Gang der Stadt sah es genauso, während sie überwältigt wieder an den Häusern im Westen entlang der Alm den Rücken kehrte und sich schon im Juni auf das Live-Album im Dezember freute.

(Jochen Gedwien)

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Highlights

  • Alles endet (aber nie die Musik)
  • So perfekt
  • Michael X
  • Verliebt in der Stadt, die es nicht gibt
  • Hinterland

Tracklist

  1. Intro
  2. Alles war schön und nichts tat weh
  3. Im Ascheregen
  4. Alles endet (aber nie die Musik)
  5. Mieses Leben / Wolken
  6. Adrenalin Intro
  7. Adrenalin
  8. Sirenen
  9. Sowas von da (hellwach)
  10. Keine Angst (feat. Drangsal)
  11. Emma
  12. 20QM
  13. Supernova
  14. Jambalaya
  15. XOXO (feat. Thees Uhlmann)
  16. Schwarz (feat. LEA)
  17. Falsche Zeit, falscher Ort
  18. TNT (feat. Tua)
  19. Lass es Rosen für mich regnen (feat. Provinz & Lena)
  20. Gib mir Gefahr
  21. Die letzte Gang der Stadt
  22. So perfekt
  23. Auf und davon
  24. Michael X
  25. Verliebt in der Stadt, die es nicht gibt
  26. Hin zur Sonne
  27. Ganz schön okay
  28. Hinterland

Gesamtspielzeit: 118:41 min.

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Armin

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2024-12-12 20:57:37 Uhr - Newsbeitrag
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