Bodies - Bodies
Grönland / Rough Trade
VÖ: 06.12.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Stimme geben
Acht Frauen stehen auf einer spärlich ausgeleuchteten Bühne und beginnen gleichzeitig zu singen. Dann setzen sie sich in Bewegung, gehen im Kreis. Ein Rhythmus aus Klatschen, Fingerschnippen und gleichmäßigen Schritten entsteht. Die Leadsängerin erklimmt eine Anhöhe und wendet sich dem Publikum zu. Nach dem letzten Ton brandet Applaus auf. Es handelt sich um einen Auftritt des Projekts Bodies, Ende 2023 in der Berliner Philharmonie. Eine perfekte Choreografie – mehr Performancetheater als Popkonzert.
Der Song, den die acht Sängerinnen präsentierten, heißt "Versailles" und thematisiert einen Frauenmarsch zu Beginn der französischen Revolution. Dieses feministische Statement erschien 2018 auf dem Album "Bad behaviour" von Kat Frankie. Die in Sydney geborene Wahlberlinerin ist es auch, die in der beschriebenen Szene den Leadgesang übernimmt. Sie hat das A-cappella-Projekt Bodies initiiert und bereits im Frühjahr 2020 auf die Bühnen gebracht. Nach Auftritten im Januar dieses schicksalhaften Jahres schickte sich das Ensemble an, nach dem RBB Sendesaal und der Elbphilharmonie weitere große Konzerthäuser zu erobern. Doch dann stiegen die Infektionszahlen und durchkreuzten alle Pläne. Gezwungenermaßen konzentrierte sich Kat Frankie auf ihre Soloarbeit und veröffentlichte 2022 "Shiny things".
Seit letztem Jahr treten Bodies wieder auf, auch eine EP ist inzwischen erschienen. Nun folgt das vollwertige Debütalbum. Kat Frankie hat für Bodies kein Starensemble um sich geschart. Die bekanntesten Namen dürften Deutschpop-Sängerin Barbara Greshake und Fama M'Boup sein, die mit ihrem Duo Olicí" schon im Vorprogramm von Sophie Hunger zu hören war. Alle acht Frauen haben ihren Lebens- oder Schaffensmittelpunkt in der deutschen Hauptstadt. Sie beweisen, was für ein großartiges künstlerisches Potenzial Berlin zu bieten hat.
Der sanfte Eröffnungstrack "Wonder" erzeugt eine sakrale Atmosphäre. Er kommt ohne Text aus, lediglich der Songtitel wird mantraartig wiederholt. Bei "Petrichor" gelingt es dem Ensemble, eine Sinneswahrnehmung musikalisch zu vertonen. Songs wie diese sind skizzenhafte kleine Kunstwerke. Es gibt auf "Bodies" jedoch auch Titel, die einer klassischeren Songstruktur folgen und verhindern, dass man das Projekt als "artsy" abtut oder in die Exotenschublade steckt. Kat Frankie, die hierzulande 17 Jahre nach ihrem Albumdebüt noch immer ein Geheimtipp ist, steht dabei stimmlich im Mittelpunkt. Bei "All of it" schält sich ihr Gesang aus einer verträumten Melodie. Durch stoßartiges Atmen wird ein Beat, durch sonores Brummen ein Bass imitiert. Die verschiedenen Ebenen der Tracks erschließen sich erst bei genauem Hinhören und erfordern Aufmerksamkeit. Andernfalls kann es passieren, dass man gelangweilt mit den Schultern zuckt, weil die gewohnten Reize von elektronischen Sounds oder knallenden Drums fehlen.
Nicht nur bei "Versailles", sondern auch bei "Please don't give me what I want" nutzt Frankie die Gelegenheit, einen ihrer älteren Songs neu zu interpretieren. Für TV Noir performte die Australierin den Titeltrack ihres dritten Albums bereits 2014 solo. Mit Schlägen ans Mikrofon erzeugte sie einen Beat, loopte die eigenen Vocals. Der Klangteppich, den auf "Bodies" die acht sehr unterschiedlichen Stimmen weben, macht solche technischen Hilfsmittel überflüssig.
Highlights
- All of it
- Holding on
- Versailles
Tracklist
- Wonder
- All of it
- Petrichor
- How to be your own person
- Carmen
- Holding on
- Joan Didion
- Versailles
- Please don't give me what I want
Gesamtspielzeit: 30:31 min.
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Referenzen
Kat Frankie; Fama M'Boup; Barbara Greshake; Dear Reader; Feist; PJ Harvey; Brandão, Faber, Hunger; Dido; Bat For Lashes; Sophie Hunger; Marika Hackman; Lina Maly; Soap & Skin; Malena Zavala; Hundreds; My Brightest Diamond; Julien Baker; Lucy Dacus; Samia; Cat Power; Angel Olsen; Get Well Soon; Phoebe Bridgers; Lotte Kestner; Anna Ternheim; Dillon; Warpaint; Goldfrapp
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