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Prezident & Drunkn Masters - Rabatz

Prezident & Drunkn Masters- Rabatz

Vinyl Digital / Groove Attack
VÖ: 15.11.2024

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Exquisite Beats, angezogene Handbremse

Eine düstere Soundkulisse, die Ankündigung von "1A-Musik", die dafür sorgen könne, "dass Du vom Glauben abfällst", und Samples aus der deutschen Synchronisation von "Django Unchained": Der hervorragende Opener weckt nicht nur Erwartungen hinsichtlich Qualität, sondern auch die Hoffnung, dass die Prozession des Dschaggernathwagens in kontroverse, tarantinoeske Gefilde führt. Viktor Bertermann erfüllt auf seinem achten Album erstgenannte Erwartungen großteils, unterläuft aber die zweitgenannte Hoffnung.

Das Sounddesign auf "Rabatz" ist so geschmackvoll wie homogen, Drunkn Masters lassen Prezident so gut wie selten zuvor klingen. Klassische Midtempo-HipHop-Tracks prägen das Album, Trapbeats werden ebenso zurückgefahren wie (dankenswerterweise) die auf der Vorgänger-LP noch omnipräsenten Samples. Jene Konsequenz geht den Lyrics ab. Eloquente Selbstbeweihräucherung ("Dschaggernathwagen"), Depressionen ("Lofi girl down under"), Rap über Rap ("So einfach ist das") oder auch mal alles Genannte in einem Track ("Zaubern"): Die Hauptthemen bleiben auf "Rabatz" die altbekannten im bertermannschen Kosmos. Prezident und seine Gäste rappen diesmal aber ungewohnt sprunghaft, widmen wenigen Gedanken mehr als zwei aufeinanderfolgende Lines. Dadurch besitzt "Rabatz" ungeachtet des stimmigen Soundbilds einen Mixtape-Charakter.

Die besten Tracks der LP sind einmal mehr die, in denen Bertermann sein Talent fürs finstere Storytelling zeigt: Für "Der Koffer" ließ er sich von einem gleichnamigen Comic über einen (möglicherweise nur fantasierten) Terroranschlag inspirieren, den Jakob Wich aka NMZS 2011 zeichnete. Auch "Lofi girl down under" über die Tagträume einer depressiven Studentin überzeugt mit starken Lines und hypnotischer Atmosphäre.

Der Titeltrack und "Hamwakeinvertrachmit" langweilen hingegen mit lyrischer Ziellosigkeit und einigen uninspirierten Features. Einzig Antilopen-Gang-Koljahs Gastauftritt auf "Was macht das mit Euch" bereichert das Album. Aussagen wie die Koljah-Line "Mein Desinteresse ist nur Sehnsucht nach 'ner besseren Welt" vermisst man ansonsten auf der LP. Nach dem kontroversen 2018er-Album "Du hast mich schon verstanden" schraubte Bertermann die Anzahl an Statements zu Politik und Gesellschaft deutlich zurück – und umschifft sie auch diesmal relativ konsequent. Schade, denn er hat etwas zu sagen.

Zum Schluss kokettiert Prezident auf "Sehn wo Du bleibst", umgeben von Old-Hollywood-Streichern, mit dem Abschied aus dem Rapbusiness. Und winkt bei einem Diss an Kritiker mit dem Zaunpfahl: "Und Lappen, die selbst niemals einen hatten / Meinen, Du seist überm Zenit mit Deiner wasweißichwievielten Platte." Auch mit seinem achten Album lässt Prezident den Großteil der Deutschrap-Konkurrenz meilenweit hinter sich. Dennoch scheint Viktor Bertermann bewusst zu sein, dass man Überalben wie "Kunst ist eine besitzergreifende Geliebte" nicht x-fach aufnehmen kann. Neben einem Fokus auf die eigene Storytelling-Stärke hätte der LP mehr lyrische Pointiert- und Giftigkeit gutgetan. Das implizite Versprechen des Albumtitels bleibt uneingelöst.

(Dennis Rieger)

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Highlights

  • Dschaggernathwagen
  • Der Koffer
  • Lofi girl down under

Tracklist

  1. Dschaggernathwagen
  2. Rabatz
  3. Hamwakeinvertrachmit
  4. Der Koffer
  5. Wovor läufst Du so weg
  6. Natron (Skit)
  7. So einfach ist das
  8. Lofi girl down under
  9. Zaubern
  10. Was macht das mit Euch
  11. Sehn wo Du bleibst

Gesamtspielzeit: 35:49 min.

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User Beitrag

Watchful_Eye

User

Postings: 2849

Registriert seit 13.06.2013

2024-11-13 22:06:54 Uhr
"Limbus" hatten sie auch rezensiert. Mit dem Album bin ich seinerzeit eingestiegen.

Bedauerlich finde ich nach wie vor, dass "Alles ist voll von Göttern" (2020) nicht rezensiert wurde. Da "Limbus" zu Recht gut wegkam, könnte das mit den textlichen Kontroversen um die zuvor releaste EP "Du hast mich schon verstanden" (2018) zu tun gehabt haben.

Die EP blieb damit aber die Ausnahme, und "Alles ist voll von Göttern" hätte hier womöglich vielen gefallen.

Alles nach "Alles ist voll von Göttern" war aber qualitativ eher inkonsistent (mit starken Einzeltracks), und so würde es mich auch nicht wundern, wenn die Rezension recht hat und das auch für dieses Album gilt.

ichreitepferd

Postings: 964

Registriert seit 22.04.2021

2024-11-13 21:42:11 Uhr
Ahh sehr gut, dass der beste deutsche Rapper hier ne Rezi bekommt. Nächstes Jahr dann 3 - 4 Projekte unter anderem ein Trip Hop Album, nachdem er Mezzanine dieses Jahr für sich entdeckt hat.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27656

Registriert seit 08.01.2012

2024-11-13 20:41:31 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

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