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Body Count - Merciless

Body Count- Merciless

Century Media / Sony
VÖ: 22.11.2024

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Immer mitten in die Fresse rein

Das war ja mal 'ne schwere Geburt. Eigentlich hatten Body Count ihr achtes Studioalbum "Merciless" schon seit über einem Jahr im Kasten. Warum allerdings die Veröffentlichung dann gleich mehrmals verschoben wurde, weiß vermutlich wohl nur Frontmann Ice-T selbst, doch letztlich sorgte die Verzögerung dafür, dass die Platte erst nach der dazugehörigen Tour auf den Markt kommt. So kann man sich also auch seiner Verkaufschancen berauben. Erst recht, seit die einstigen Staatsfeinde Nr. 1 einen Grammy ihr Eigen nennen können, nachdem ihr in der Tat herausragender Song "Bum-rush" vom letzten Album "Carnivore" in der Kategorie "Best Metal Performance" mit der begehrten Statue ausgezeichnet wurde. Nicht schlecht für eine Band, die die Öffentlichkeit nach ihrem berühmt-berüchtigten Debüt-Album am liebsten im Knast gesehen hätte. Mindestens.

Zwar hat Tracy Lauren Marrow mit seinen 66 Jahren jede Menge mitgemacht, sich irgendwie auch in der ganz heißen Phase der Gangsta-Rapper Anfang der Neunziger leidlich schadlos halten können, altersmilde ist und bleibt trotzdem für den Nebenerwerbs-Schauspieler ein Fremdwort. Das Intro "Interrogation" könnte direkt aus der Feder von Al Jourgensen stammen und ist dann doch nur die Ouvertüre zum Wutklumpen "Merciless". "I only got one life to live / I got no more fucks to give", pampt Ice-T, und der Groove stampft genau so erbarmungslos voran. Derart aufgestachelt greifen Body Count direkt zum Boxhandschuh und holen mit dem an die gleichnamige dystopische Filmserie angelehnten "The purge" und dem nicht minder wütenden "Psychopath" zwei gewaltige Thrash-Knüppel aus dem Sack. Stilsicher unterstützt durch die ebenfalls nicht eben subtilen Gast-Vokalisten George "Corpsegrinder" Fisher und Joe Badolato, Frontmann der Deathcore-Rüpel Fit For An Autopsy.

Jetzt könnte man meinen, "Do or die" könnte mit seiner – allerdings nur vordergründigen – "Auge um Auge, Zahn um Zahn"-Mentalität zumindest tüchtig provozieren. Doch es ist tatsächlich "Comfortably numb", was für heißen Diskussionsstoff sorgen dürfte. Zunächst einmal ist da die Frage, welches das größere Wunder ist: Dass die Rechteinhaber David Gilmour und Roger Waters ihre Zustimmung für diese Coverversion gegeben haben oder dass David Gilmour tatsächlich ein Gitarrensolo mit beisteuerte? Nein, die größte Überraschung ist, dass der Song eben nicht komplett massakriert wird, sondern durch neue Lyrics eine ganz persönliche, nachdenkliche Note erhält. Ja, das ist eine andere Message als im Kontext von "The wall". Aber der Rückzug in die eigene Komfortzone ist aktueller denn je. Zahlreiche Pink-Floyd-Fans dürften sich vermutlich dennoch mit Grausen abwenden.

Spannender ist dann doch "Fuck what you heard". Klar, eine Generalabrechnung mit der kompletten politischen Landschaft der USA ist jetzt nicht so furchtbar überraschend. Aber vermutlich dürfte auch Ice-T beim Songwriting nicht erwartet haben, welche Wendung das politische Tagesgeschehen nehmen sollte. Leider zünden "Lying MF" und "Drug lords" nicht wirklich, was angesichts der knappen Spielzeit umso stärker ins Gewicht fällt, doch das abschließende "Mic contract" entschädigt für diese kurze Schwächephase, indem Ice-T wie in alten Zeiten seine Vocals wie ein Trommelfeuer raushaut, als wollte er zum Schluss noch ein paar letzte verbale Ohrfeigen verteilen. Schöngeistigkeit geht nach wie vor anders. Eine relevante Message haben Body Count allerdings nach wie vor, zumal misogyner Schwachsinn wie "Evil dick" vom Debütalbum längst auf dem verdienten Müllhaufen gelandet ist. Und manchmal bedarf es eben statt des feinen Floretts der groben Kelle.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • The purge (feat. George "Corpsegrinder" Fisher)
  • Fuck what you heard
  • Mic contract

Tracklist

  1. Interrogation
  2. Merciless
  3. The purge (feat. George "Corpsegrinder" Fisher)
  4. Psychopath (feat. Joe Badolato)
  5. Fuck what you heard
  6. Live forever (feat. Howard Jones)
  7. Do or die
  8. Comfortably numb
  9. Lying MF
  10. Drug lords (feat. Max Cavalera)
  11. World war
  12. Mic contract

Gesamtspielzeit: 41:23 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27656

Registriert seit 08.01.2012

2024-11-13 20:39:01 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

fuzzmyass

Postings: 17403

Registriert seit 21.08.2019

2024-09-23 14:25:12 Uhr
Live war das Cover ziemlich launig, das hat Spaß gemacht... hat mich auch überrascht, dass Gilmour höchstselbst bei der Studioversion dabei ist

tjsifi

Postings: 861

Registriert seit 22.09.2015

2024-09-23 14:21:47 Uhr
WTF!? Comfortably Numb Cover
https://youtu.be/pl8zhYA0BHU

Nach anfänglicher Ablehnung durch das Management trat Ice-T in persönlichen Kontakt mit beiden Parteien. Gilmour steuerte sogar seine charakteristische Gitarre zum Song bei. Waters beteiligte sich nicht aktiv am Song, gab aber seine Zustimmung für das Projekt – schwierig genug.

tjsifi

Postings: 861

Registriert seit 22.09.2015

2024-07-19 11:04:27 Uhr
Fuck What You Heard:
https://youtu.be/HkesedSTe4A

fuzzmyass

Postings: 17403

Registriert seit 21.08.2019

2024-06-08 14:13:35 Uhr
Gestern live gesehen - was für ein Abriss... einige neue Songs gespielt, darunter ein Cover von Pink Floyd's Comfortably Numb (sic)...
Zum kompletten Thread

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