Jerry Cantrell - I want blood
Double J
VÖ: 18.10.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Zum Anbeißen
Jerry Cantrell dürstet es. Allerdings nicht länger nach Capri-Sonne mit Bourbon, sondern nach rubinrotem Lebenssaft. Altert der Alice-In-Chains-Vorstand deswegen nicht mehr sichtbar? Hat irgendjemand kürzlich sein Spiegelbild gesehen? Kann er Bühnen ohne explizite Einladung betreten? Mag er Knoblauch? Plattentests.de wird dem auf dem Grund gehen, sobald der Kollege Van Halen, ähm, Helsing aus dem Rumänienurlaub zurückgekehrt ist. Nun soll es aber zunächst um das dritte Solo-Album des Seattlers gehen. Ganz dem furchterregenden Titel entsprechend, dimmt Cantrell die Lichter, verschließt die Türen, stimmt die Gitarren wieder tiefer. Nach dem schimmernden "Brighten" nun also der "Afterglow": Schwer und bedrohlich ist "I want blood" von allen seinen Alben unter eigenem Namen am nächsten am altbekannten Alice-Sound. Natürlich dringt es wieder nicht in hoffnungslose "Dirt"-Abgründe vor. Aber es stellt sich dennoch ein wohliges Nostalgiegefühl ein.
"As if you don't know / It's a hell of a show": Am ärgsten auf der dunklen Seite der Nacht unterwegs ist die Vorab-Single "Vilified" – wenn schon kein metertiefer Sludge, so doch ein solider, beinharter Stampfer. Generell hat Cantrell Bock auf Rock: Wenn später der Titeltrack wie eine gut geölte Dampfwalze durch die Steppe brettert, wähnt man sich beinahe bei Motörhead. Auch "Throw me a line" rankt sich um ein simples, aber effektives Riff, während "Off the rails" den mittlerweile 58-Jährigen von seiner hymnischeren Seite zeigt. Übrigens hat der ohnehin gut vernetzte Musiker erneut eine ansehnliche Schar von Gastmusiker*innen für das Album versammelt, anstatt mit einer festen Begleitband zu arbeiten: Greg Puciato ist abermals gesanglich mit von der Partie, am Bass neben Duff McKagan sogar Robert Trujillo of Metallica-Fame. Wenn Graf Cantrell ruft, kommen sie alle, ob aus dem Metal, dem Post-Hardcore oder dem Punk. Das Geriffe und Gegniedel übernimmt der Meister dennoch wie immer höchstpersönlich.
Die ihm ureigene Melancholie kommt besonders in der Power-Ballade "Afterglow" zur Geltung, mit bedrohlichem Brodeln angereichert macht "Echoes of laughter" in dieser Richtung derweil eine noch bessere Figur. "I want blood" verzichtet weitestgehend auf Experimente: Das sakrale A-cappella-Intro von "Held your tongue" ist noch als vergleichsweise außergewöhnlich zu erwähnen, der Song selbst vereint sämtliche Trademarks, ohne vorhersehbar zu werden. Zum Ende spendiert Cantrell eine gar herzzerreißende Bridge: "We belong together / Separate never." Wunderschön. Zwischen Grunge-Überbleibseln, Classic- beziehungsweise Hardrock-Gebärden und inspiriert-eingängigen Gesangsmelodien ist "I want blood" ein willkommener Zuwachs zur Diskografie eines der hartnäckigsten – etwa wirklich unsterblichen? – Seattle-Recken. Jeder Song steht für sich und überzeugt. "I admit to nothing wrong", gibt Cantrell zu bekennen, während er sein Schloss auf dem Mount Rainier bezieht, um sich fortan dort vor dem Sonnenlicht zu verstecken. Warum sollte er denn auch?
Highlights
- I want blood
- Echoes of laughter
- Held your tongue
Tracklist
- Vilified
- Off the rails
- Afterglow
- I want blood
- Echoes of laughter
- Throw me a line
- Let it lie
- Held your tongue
- It comes
Gesamtspielzeit: 46:09 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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embele09 Postings: 18 Registriert seit 06.11.2024 |
2024-11-13 14:42:31 Uhr
I want blood ist ein gutes, respektables Album geworden. Außergewöhnlich ist es aber leider nicht. 7/10 |
Nurz Postings: 1 Registriert seit 13.11.2024 |
2024-11-13 13:30:28 Uhr
6/10 |
fuzzmyass Postings: 17475 Registriert seit 21.08.2019 |
2024-11-09 12:32:39 Uhr
Ich muss sagen, dass ich Brighten und I Want Blood fast noch besser finde als Boggy Depot und Degradation Trip, die aber auch klasse sind |
NeoMath Postings: 2107 Registriert seit 11.03.2021 |
2024-11-09 12:21:04 Uhr
Ich habe in den letzten Tagen besonders Boggy Depot und Degradation Trip gehört und muss klar feststellen, dass besonders Boggy Depot deutlich variabler gestaltet ist = die Songs klingen alle viel individueller. Das mag wohl auch an der Produktion liegen, die lebendiger klingt als auf den heute zeitgemäßgen Produktionen, die mehr auf Gleichförmigkeit setzen. |
fuzzmyass Postings: 17475 Registriert seit 21.08.2019 |
2024-11-08 16:38:54 Uhr
Eigentlich schade, dass Brighten nicht ganz so gut wegzukommen scheint... finde gerade dessen Luftigkeit interessant, einen tollen Flow hat es IMO auch.. |
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Referenzen
Alice In Chains; Mad Season; Soundgarden; Mother Love Bone; Screaming Trees; Mark Lanegan; Chris Cornell; Stone Temple Pilots; Pearl Jam; Malfunkshun; Tool; Blind Melon; A Perfect Circle; Urge Overkill; Candlebox; Local H; Temple Of The Dog; Green River; Days Of The New; Creed; Audioslave; Velvet Revolver; Danzig; Skin Yard; Black Rebel Motorcycle Club; Nirvana; Mudhoney; Crossfade; Tad; Helmet; Godsmack; Filter; Queens Of The Stone Age; Black Stone Cherry; Stone Sour; Corey Taylor; Sevendust; Down; Jane's Addiction; Buckcherry; Metallica; Staind; Alter Bridge; Baroness; Shinedown; Love Battery; Monster Magnet; Fu Manchu; Kyuss; Karma To Burn; Guns N' Roses; Melvins; Silverchair; Bush; Collective Soul; Black Sabbath; Megadeth; Motörhead
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