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Bazzazian - 100Angst

Bazzazian- 100Angst

Bazzazian / Universal
VÖ: 17.10.2024

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

0815Musik

Wer in der zurückliegenden Dekade Deutschrap gehört hat, kennt Bazzazian. Seine Beats machten so manchen Hit erst möglich, man denke beispielsweise an das absolute Brett namens "069", mit dem Haftbefehl seinen Status als Superstar zementieren konnte. Irgendwann wurde es dem Kölner Produzenten wahrscheinlich zu langweilig, immer nur im Kleingedruckten stattzufinden, weshalb nun mit "100Angst" sein erstes Album erschienen ist. Das Rappen und Singen überlässt Bazzazian freilich seinen Gästen. Die Liste der Features enthält viele prominente Namen, wobei manche wie z.B. Schmyt und Apsilon gleich in mehreren Tracks zum Einsatz kommen. Musikalisch bleibt Bazzazian im Großen und Ganzen seiner Linie treu: Mächtige Drums treffen auf sphärische Synthesizer, wobei bei aller Liebe zum Detail der Pop-Appeal nie zu kurz kommt.

Dabei gerät der Einstieg ins Album ziemlich holprig. Die ersten Songs ziehen vorbei, ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Zu seicht, zu beliebig ist das Dargebotene. Selbst ein gelungener Beat wie jener in "Eure Welt kaputt" kann das Schiff nicht auf Kurs bringen. Erst im vierten Track "Schutt & Asche" passiert endlich etwas: Haiyti krächzt einige Verse in ihrem unnachahmlichen Stil ins Mikro, während die Musik sich weit vom Kerngeschäft entfernt. Faszinierender Electropop ist das, und er leuchtet angenehm blau. Ebenfalls gelungen ist "Gedanken & Herz", bei dem Soulys Stimme dermaßen durch den Wolf gedreht wird, dass sie wie Paula Hartmann klingt. Dies mindert aber nicht die Qualität des Songs, im Gegenteil. Hiervon hätte es gerne mehr sein dürfen.

Hätte, hätte, Fastfood-Kette. Dass ein so talentierter Musiker wie Bazzazian nichtssagenden Quatsch wie "2019" oder "Ankommen" produziert, macht schon ein wenig betroffen. Der Vibe ist dabei durchaus angenehm, gleichzeitig wird bei längerem Hören das Gefühl immer intensiver, hier nur Halbgares vorgesetzt zu bekommen. Dabei ginge es doch so viel besser, was beispielsweise "Ohnmacht" zeigt, eine wehmütige Hymne an den Morgen danach. Auch das herrlich schrille "Fleisch & Geld", das mit Brutalismus 3000 eingespielt wurde, zaubert ein debiles, aber zufriedenes Grinsen aufs Gesicht. Bazzazian kann durchaus, wenn er denn will. Nur leider will er nicht immer.

Exemplarisch hierfür steht "Kaum Vertrauen", in dem Casper sich alle Mühe gibt, wie Casper zu klingen, während die Musik vorbeidudelt wie ein Drehleier spielender Tretbootfahrer. Völlig überflüssig gestaltet sich darüber hinaus der Gastauftritt von Trettmann, der in "Die Anderen" allen Ernstes schon wieder davon berichtet, wie schrecklich einsam und gelangweilt er ist. Unterhaltung geht anders. Zum Glück darf ganz zum Ende des Albums OG Keemo ein weiteres Mal beweisen, dass ihm derzeit kaum einer das Wasser reichen kann, auch wenn er inhaltlich nur Altbekanntes zu erzählen hat. Zwei Seelen wohnen diesem Album inne, Miete bezahlt aber keine von ihnen. Anders gesagt: Der Musiker Bazzazian verfügt noch immer über großartiges Talent, als Künstler fehlt ihm jedoch eine greifbare Identität. Bleibt zu hoffen, dass die Schufa davon nichts erfährt.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Schutt & Asche (feat. Haiyti)
  • Gedanken & Herz (feat. Souly)
  • Rottweiler (feat. OG Keemo & Schmyt)

Tracklist

  1. Lass los (feat. Schmyt)
  2. Eure Welt kaputt (feat. Apsilon & Soufian)
  3. Die Anderen (feat. Blumengarten & Trettmann)
  4. 2019 (feat. Schmyt)
  5. Schutt & Asche (feat. Haiyti)
  6. Fleisch & Geld (feat. Brutalismus 3000)
  7. Gedanken & Herz (feat. Souly)
  8. Ohnmacht (feat. Neromun & Tarek K.I.Z.)
  9. Kaum Vertrauen (feat. Blumengarten & Casper)
  10. Ankommen (feat. Symba)
  11. Glitzer (feat. Apsilon & Levin Liam)
  12. MDAA (feat. Souly)
  13. Für immer Skit (feat. Miss Platnum)
  14. Rottweiler (feat. OG Keemo & Schmyt)

Gesamtspielzeit: 45:22 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27656

Registriert seit 08.01.2012

2024-11-06 20:05:05 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?


Arne L.

Postings: 1365

Registriert seit 27.09.2021

2024-10-18 13:22:56 Uhr
Spannende Zusammenstellung bei diesem Produzentenalbum aus verschiedenen Generationen deutschsprachiger Musik. Bin gerade beim ersten Durchlauf und finde die Produktionen jetzt nicht so spannend, aber die Künstler:innen scheinen Spaß zu haben.
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