Sarah McLachlan - Afterglow

Arista / BMG
VÖ: 23.02.2004
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nordlicht
Haben sich Männlein und Weiblein erst einmal gefunden und sich ihre gegenseitige Liebe gestanden, sollte dem uneingeschränkten Glück eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Dennoch scheitern minütlich immer noch unzählige Beziehungen. Das liegt nicht selten daran, daß sich die Partner nicht auf die Musik einigen können, die den gemütlichen Abend vor dem offenen Kaminfeuer oder unterm Sternenhimmel untermalt - von weiteren Aktivitäten ganz zu schweigen. Viele Männer haben immer noch nicht verstanden, daß Metallica zwar eine feine Band ist, die wenigsten Frauen aber mehr als "Nothing else matters" ertragen, wenn sie kuscheln möchten. Einige Frauen legen ohne Bedenken Björk oder andere Walgesänge auf und überfordern somit ihre Männer hoffnunslos, da diese bekanntlich nicht zwei Sachen gleichzeitig (in diesem Falle küssen und wach bleiben) machen können. Abhilfe schafft hier, wie allgemein üblich, das Fernsehen: Wann immer es in TV-Serien wie "Dawson's Creek" romantisch oder melodramatisch wird, greifen die Macher ins CD-Regal und finden dabei stets die passende Musik. Und nicht selten handelt es sich dabei um die von Sarah McLachlan.
Daß die 35jährige Kanadierin auch nach 15 Jahren und 25 Millionen verkauften Platten in Europa noch weitgehend unbekannt ist und unglückliche Singlefrauen lieber CDs von Vonda Shepard kaufen, ist eigentlich ein Skandal sondergleichen. Somit dürfte auch kaum auffallen, daß ihr sechstes reguläres Album "Afterglow" ein Comeback nach sechs Jahren Auszeit darstellt. Musikalisch hat sie sich in der Zwischenzeit nicht allzuviel verändert: Überwiegend ruhig und melodiös, von Piano und Akkustikgitarre dominiert, dazu eine Stimme, die Eisberge verursacht und Gänsehäute zum Schmelzen bringt. Um so schöner, wenn "Stupid" mal (für ihre Verhältnisse) richtig loslegt und dem harmoniebedürftigen Zuhörer E-Gitarren, aufgepeitschte Streicher und Schlagzeug um die Ohren haut. Auch textlich geht es eher wie gewohnt um persönliche Problembewältigungen, aber Zeilen wie "The world's on fire / It's more then I can handle" passen eigentlich immer. Mit ihrer Mischung aus Zerbrechlichkeit und Stärke muß sich Sarah McLachlan nicht hinter den großen Songwriterinnen dieser Welt verstecken. Wenn sie in "Dirty little secret" schmachtet "I've relied on my illusion to keep me warm at night / And I've denied in my capacity to love / But I am willing to give up this fight", braucht selbst der härteste Mann sofort eine Schulter, an die er sich anlehnen kann, während er den Vollmond betrachtet.
Man könnte Sarah McLachlan bei aller Melancholie vorwerfen, daß ihre Lieder und Arrangements mitunter zu gefällig sind, daß sie zu wenig Risiko eingeht. Andererseits ist ihre Musik der perfekte Balsam für geschundene Seelen - und für unglücklich wie glücklich Verliebte gleichermaßen geeignet. Letztere bekommen mit "Push" sogar noch ein mehr als zitierfähiges Liebeslied geboten, das McLachlan für ihren Ehemann und Schlagzeuger schrieb. Und welcher Mann würde seine Frau nicht gerne das hier singen hören: "You stay the course, you hold the line, you keep it all together / You're the one true thing I know I can believe in / You're all the things that I desire, you save me, you complete me / You're the one true thing I know I can believe." Wie schön.
Highlights
- Stupid
- Train wreck
- Push
- Dirty little secret
Tracklist
- Fallen
- World on fire
- Stupid
- Drifting
- Train wreck
- Push
- Answer
- Time
- Perfect girl
- Dirty little secret
Gesamtspielzeit: 39:59 min.
Referenzen
Paula Cole; Sinéad O'Connor; Aimee Mann; Sophie B. Hawkins; Bic Runga; Leona Naess; Lene Marlin; Heather Nova; Natalie Merchant; Shawn Colvin; Chantal Kreviazuk; Vonda Shepard; Tori Amos; Fiona Apple; Lisa Germano; Joni Mitchell; Denali; Over The Rhine; Ani DiFranco; Tanita Tikaram; Tracy Chapman; Suzanne Vega; Dido; Alanis Morissette; The Cranberries
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- Sarah McLachlan (32 Beiträge / Letzter am 05.11.2006 - 19:36 Uhr)