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Pom Pom Squad - Mirror starts moving without me

Pom Pom Squad- Mirror starts moving without me

City Slang / Rough Trade
VÖ: 25.10.2024

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Spiegelwild

Es ist eine Sache, mit dem eigenen Spiegelbild unzufrieden zu sein. Eine andere, sich selbst kaum noch darin zu erkennen. Wenn das Gegenüber sich aber schon ohne einen selbst zu bewegen anfängt, sollte man sich vermutlich ernsthafte Gedanken um die eigene psychische Verfassung machen. Die ist bei Mia Berrin, der Hauptperson hinter Pom Pom Squad, manchmal auch wirklich zum Verzweifeln. Vor allem nach der Schreibblockade, die das Debütalbum "Death of a cheerleader" 2021 nach sich zog. Deswegen war es dringend notwendig, mal ein bisschen aufzuräumen, was mental vor allem daraus bestand, eine lange Playlist mit den Lieblingsliedern aus 27 Jahren Lebenszeit zusammenzustellen, die anderen Bandmitglieder zur gleichen Aufgabe zu verpflichten und sich dann gemeinsam viel anzuhören, auszutauschen und auch zu weinen. Heilsam soll's am Ende gewesen sein und für das zweite Album "Mirror starts moving without me" sind immerhin zehn neue Songs herausgekommen, die den ganzen Prozess stimmungsvoll abbilden.

Ein bisschen weniger nach Pop-Punk und Indierock hört sich die knappe halbe Stunde Musik von Berrin und ihrer Band an. Die Single "Downhill" beginnt zwar direkt mit Gesang und Gitarre, holt dann aber Synthies rein und steuert Four to the floor auf eine eingängige Melodie zu. Und weist wenig subtil auf erwähnte Schreibblockade hin: "I dragged myself through the mud / I talked myself off the edge / I never said I was done / I'm coming back from the dead." Und auch in der zweiten Single "Spinning" kann Berrin kaum fassen, dass sie sich zwischenzeitlich so schlecht gefühlt hat und sich wie eine Parodie ihrer selbst vorkam. Ihren eigenen vorsichtiger Hintergrundgesang bettet sie dabei sanft in der Bridge und bekräftigt sich selbst im Refrain. "Everybody's moving on" kommt als Ballade daher und sieht den anderen dabei zu, wie sie sich weiterentwickeln und man selbst stagniert. Und beschreibt über Pianotönen und sanftem Saitenstreicheln den bekannten Moment, wenn man seine eigene Reflektion im Fernseher sieht. Eine ganz besonders grausame Form des eigenen Spiegelbilds.

"Villain" aber überrascht plötzlich mit einem Billie-Eilish-artigen elektronischen Beat, der Richtung beschleunigter Herzschlagrhythmus geht und krachende Gitarren à la Olivia Rodrigo stibitzt. Berrin ist auf Krawall aus, wenn sie provoziert wird und mutiert zur Bösewichtin der Geschichte. Dass ein komplett anderes Kapitel ihrer Lieblingslieder-Playlist greift, kann man im Highlight "Messages" hören, das als gradlinige Indierock-Nummer auch gut in die 90er gepasst hätte und Nachrichten vom Universum empfängt: "Love is a curse / What doesn't kill you only makes you worse, I guess." Einen Schunkler gibt es dann mit "Doll song", das die Strippen des Ziehers abschneiden, sich emanzipieren will und das in einer angedeuteten Rockballade kraftvoll ausdrückt.

Ein letztes Highlight hält Pom Pom Squad am Ende mit "The tower" bereit, das schwere Gitarren und Streicher düster auftürmt, die hohen Tasten auf dem Piano in die Verschwörung einbezieht und sich für kurzweilige 2:45 Minuten überrascht episch aufbaut. "Mirror starts moving without me" macht manche Dinge neu, ist aber in anderen auch bewusst bei den alten Qualitäten geblieben, von denen Mia Berrin zwischendurch scheinbar vergessen hatte, dass sie sie hat. Wenn man eine kleine Kritik üben möchte, dann, dass die Produktion und die Strukturen ähnlich glatt sind wie die Oberfläche des Spiegels, der Berrin Streiche gespielt hat. Zum Glück rutscht sie darauf aber weder aus, noch zerfällt er vor ihren Augen in tausend Teile, sondern sie scheint sich mit dem ungleichen Spiegelbild arrangiert zu haben.

(Arne Lehrke)

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Highlights

  • Villain
  • Messages
  • The tower

Tracklist

  1. Downhill
  2. Spinning
  3. Street fighter
  4. Everybody’s moving on
  5. Villain
  6. Running from myself
  7. Messages
  8. Montauk
  9. Doll song
  10. Tarot interlude
  11. The tower

Gesamtspielzeit: 28:11 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28833

Registriert seit 08.01.2012

2024-10-22 20:35:31 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

edegeiler

Postings: 3193

Registriert seit 02.04.2014

2024-10-22 09:17:00 Uhr
"Downhill" mag ich ganz gerne, die übrigen Singles - wie Saschek schreibt - belanglos. Mal sehen, überlege aufs Konzert zu gehen...

Saschek

Postings: 771

Registriert seit 23.07.2018

2024-09-13 00:54:20 Uhr
Uff. Klingt auch wieder unspannend ...

MickHead

Postings: 5542

Registriert seit 21.01.2024

2024-09-12 18:52:27 Uhr
Neuer Song "Street Fighter"

https://youtu.be/ne_2w8w6RJE?feature=shared

Saschek

Postings: 771

Registriert seit 23.07.2018

2024-07-31 01:27:49 Uhr
Spinning ist leider extrem belanglos. Hatte mir etwas mehr erhofft.
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