A Place To Bury Strangers - Synthesizer
Dedstrange / Redeye / Bertus
VÖ: 04.10.2024
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Chaos mit Bauanleitung
Die lauteste Band New Yorks. Dieser Fachbegriff muss in Reviews neuer Platten von A Place To Bury Strangers erwähnt werden, das schreibt das hausinterne Floskelhandbuch vor. Aber "Synthesizer"? Hat Oliver Ackermann nun etwa nicht nur schon wieder die ganze Band ausgetauscht, sondern auch die lärmenden Gitarrenwände über Bord geworfen? Sind A Place To Bury Strangers nach sieben Studioalben zu harmoniesüchtigen Schmusewavern geworden?
Nichts davon. Seine Freunde Sandra und John Fedowitz, die ansonsten noch das Duo Ceremony East Coast – die Ortsangabe gehört mittlerweile zum Bandnamen, damit die Verwechslungen mit den anderen Ceremony endlich aufhören – bespielen, sind seit dem Vorgänger "See through you" dabei und dürfen erneut Bass und Drums bedienen. Und natürlich hat Ackermann auch die Gitarren nicht abgeschafft, er hat diesen Radaubrüdern nur neben seiner berühmten Effektpedalsammlung ein neues Geschwisterchen mit Tasten und Kabeln dran geschenkt. Geschickte Bastel- und Lötexperten sollen jenen Synthesizer übrigens aus dem grandiosen Plattencover nachbauen können. Das ist mal Kundenservice!
Die Idee dahinter: Ackermann ist ein enthusiastischer Verteidiger des Do-it-yourself-Ethos und des Trial-and-error-Prinzips und möchte das gerade in Zeiten, in denen (zu) vieles sich auf künstlicher Intelligenz auszuruhen beginnt, durch alle Aspekte seiner Kunst betonen. Unermüdlich suchen er und seine beiden Mitstreiter*innen – deren Anteil an Songwriting und Klangforschung übrigens nicht zu unterschätzen ist – nach neuen Sounds, nach anderen Wegen, wie man Gitarren, Drums und Synthesizer bearbeiten und klingen lassen kann. Das Resultat ist erneut ein wuchtiger Brocken aus Noise Rock, Shoegaze, Postpunk, hier und da mit einer zusätzlichen Dosis Cold Wave – und obendrein so eingängig wie kaum zuvor. Und dann kreischen einen die Gitarren gleich mal in den ersten Sekunden von Albumopener und Vorabsingle "Disgust" so richtig von oben herab an. Die Ohren dürfen sich somit als durchgepustet und auf den Rest des Albums vorbereitet betrachten. Ohren? Betrachten? Passt schon. Das Auge hört mit.
Sämtliche Sinne bekommen hier Song für Song spannende Beschäftigung. Nach der knackigen Eröffnung bollert Track zwo in nicht einmal zweieinhalb Minuten durch – da ist kaum Zeit, "Don't be sorry" zu sagen, bevor ein cooler Elektrosound und stoische Beats das eiskalte "Fear of transformation" aus dem Gothic-Keller lassen. Nachdem auch "Join the crowd" durch ähnliche 80er-Nebelschwaden gestapft ist, reißt die Feedbackorgie "Bad idea" die Noisewände mit Schmackes wieder ein. Um mit "You got me" den vielleicht poppigsten Song der Bandgeschichte hinterherzuschieben. Ackermann gelingt es auf diesem Album durchweg, die Waage aus knackig kurzen und geduldig durch die Zeit watenden Stücken zu halten. Immer lauert irgendwo etwas Unerwartetes. Ein freudig in Retrosounds badender Track, der "Plastic future" heißt. Ein in frenetischem Tempo badendes (Anti?-)Liebeslied namens "Have you ever been in love". Und bei allem gelegentlichen Schönklang sagt der epische letzte Song alles: "Comfort never comes". Gut so.
Highlights
- Disgust
- Fear of transformation
- You got me
- Comfort never comes
Tracklist
- Disgust
- Don't be sorry
- Fear of transformation
- Join the crowd
- Bad idea
- You got me
- It's too much
- Plastic future
- Have you ever been in love
- Comfort never comes
Gesamtspielzeit: 42:32 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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fluppeaufex Postings: 304 Registriert seit 29.10.2019 |
2024-10-18 14:13:24 Uhr
Ihr mit Abstand bestes Album seit "Expolding Head".Wieso die LP aber 45-50 Euro kosten muss erschliesst sich mir nicht so ganz. Falls es mit dieser DIY Synthesizer Sache zu tun hat wären mir doch 2 Versionen lieber gewesen. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27522 Registriert seit 08.01.2012 |
2024-10-16 20:04:45 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
MickHead Postings: 2362 Registriert seit 21.01.2024 |
2024-10-01 18:26:12 Uhr
Final Song "Fear Of Transformation"https://youtu.be/7_C-Zaqqel8?si=q9h8Qn-7jD1ZPWay |
fluppeaufex Postings: 304 Registriert seit 29.10.2019 |
2024-09-19 09:55:46 Uhr
Was für ein Banger. Hatte beim hören harte "Exploding Head" Vibes. |
MickHead Postings: 2362 Registriert seit 21.01.2024 |
2024-09-17 20:18:04 Uhr
Neuer Song "Bad Idea"https://youtu.be/Kx_m7KBQAow?si=dsIpsWlDUn2EIVlX |
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Referenzen
The Jesus And Mary Chain; My Bloody Valentine; Loop; Spacemen 3; Spiritualized; Galaxie 500; HEALTH; Death From Above 1979; The KVB; INVSN; Black Rebel Motorcycle Club; The Brian Jonestown Massacre; The Velvet Underground; Crystal Stilts; The Raveonettes; Trentemøller; The Soft Moon; Suicide; Joy Division; New Order; The Cure; Ride; Nothing; Autobahn; Preoccupations; Primal Scream; The Locust; No Age; The Telescopes; Ceremony East Coast; Skywave; The Dead Sound; Big Black; Shellac; Wax Chattels; Swervedriver; Gravenhurst; Crocodiles; Moaning; Wooden Shjips; The Warlocks; Lorelle Meets The Obsolete; Serena Maneesh; Slowness; We Need Secrets; I Have No Mouth And I Must Scream; Ritual Howls; Wray; Grave Babies; Slug Guts; Dope Body; Destruction Unit; Metz; Japandroids; Heads; Ex Models; Times New Viking; Liars; Oneida; Girl Band; Dead Moon
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