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Delirious? - World service

Delirious?- World service

J-Star / Ariola / BMG
VÖ: 01.03.2004

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Jesus he knows me

In letzter Zeit wird dem musikalischen Nachwuchs viel Platz eingeräumt. Die Charts werden geflutet von Künstlern, die kaum älter sind als die Zielgruppe und deren Halbwertzeit teilweise geringer ist als die Spielzeit eines Led Zeppelin-Songs. Haufenweise neue Hypes werden beiderseits des Atlantiks aufgetan und herumgereicht. Nur eine Abteilung wurde bislang sträflich vernachlässigt: Der Stadionrock. Zwar sind U2 immer noch jung genug, um die Bühne zu Fuß zu erreichen, und selbst die Rolling Stones touren unbeeindruckt von der Zunge der Zeit. Aber trotzdem (oder wahrscheinlich gerade deswegen) hat sich nie jemand Gedanken um den Nachwuchs gemacht. Und wohin das führen kann, sieht man ja im Handwerk: Plötzlich gehen die Alten in Rente, und es ist niemand da, der den Job übernehmen könnte.

Aber kein Grund zur Panik, jetzt gibt es Delirious? (wobei man eigentlich schon Therapy? mal hätte erklären müssen, daß ein Fragezeichen im Bandnamen den Lesefluß ungemein hemmt, weil jeder ein Satzende und folgerichtig eine Frage erwartet). Delirious? kommen aus England, existieren schon seit zehn Jahren, werden aber erst jetzt so richtig wahrgenommen. Ihre Wurzeln haben sie als Kindergottesdienst-Begleitband. Und hier sollten eigentlich alle Alarmkirchturmglocken läuten - denn Churchrock hat immer noch einen fast so schlechten Ruf wie Jürgen Flieges Nachmittagstalkshow. Daß sich die Band ernsthaft rühmt, den Trailer-Song zu Mel Gibsons höchst umstrittenem Film "Die Passion" begesteuert zu haben, sollte eigentlich auch nachdenklich stimmen. Aber verzapften nicht auch U2 für "Gangs of New York" das unglaublich unselige "The hands that built America"?. Eben.

Dementsprechend vorbereitet ist man dann auch auf brave Chorgesänge und sakrales wie "Only love can save us and love will save again / Everyone knows that this fire grows." Und was, wenn nicht die Liebe, sollte uns in Zeiten von Irakkrieg, Autobahnmaut und Dschungelcamp auch noch retten können? Die kleinlichen Vergleiche mit U2 können leider nicht aufhören, weil Sänger Martin Smith sich verblüffend nach Bono anhört. Mit entsprechender Leidensstimme schluchzt er sich so durch Zeilen wie "Only tears can tell / Of this holy hour" und schafft das Kunststück, dabei nicht allzu weinerlich zu klingen. Trotzdem fragt man sich unweigerlich die ganze Zeit, ob man das nun alles gut finden darf oder ob das nur das englische Pendant zu Pur ist. Die religiösen Texte machen die Band schnell zur Zielscheibe von wohlfeilem Spott und Häme, die Musik ist immer eine Spur zu gefällig und geht keine echten Risiken ein. Andererseits sind wir ja immer noch auf der Suche nach ordentlichem Stadionrock und da machen sich Delirious? gar nicht mal so schlecht: Zwischen gepflegtem Rumhüpf-Rock und getragener Feuerzeug-Ballade ist alles dabei, was das Herz begehrt. Sicher, noch nicht Champions League, aber für die Bielefelder Alm oder das Playmobil-Stadion in Fürth reicht es allemal. Und wer Gott auf seiner Seite hat, ist sowieso unabsteigbar.

(Lukas Heinser)

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Highlights

  • Majesty (Here I am)
  • Mountains high
  • I was blind

Tracklist

  1. Grace like a river
  2. Rain down
  3. God in heaven
  4. Majesty (Here I am)
  5. Inside outside
  6. Free
  7. Everyone knows
  8. With you
  9. Mountains high
  10. I was blind
  11. I feel it coming on
  12. Every little thing

Gesamtspielzeit: 57:17 min.

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