Wolfbrigade - Life knife death
Metal Blade / Sony
VÖ: 13.09.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Tatsächlich ... Hiebe
Die schlechte Nachricht zuerst: Mit dem Gala-Auftritt im Moshpit beim ZDF-Fernsehgarten wird's wieder nichts. Denn auch acht Fußball-WMs nach Bandgründung weigern sich die D-Beat-Chefs von Wolfbrigade, auch nur ein kleines bisschen gesellschafts-, familien- und fernsehtauglicher zu werden. "Life knife death" ist ihre erste Platte nach Corona. Und der Shit musste wohl raus. Denn noch immer prügelt bei Wolfbrigade ein schwedischer Derwisch seine Trommeln und Tomtoms, als hätte er zehn Leben an Frust zu verarbeiten. Noch immer röhren bei Wolfbrigade die Gitarren, als würden sie mit Starkstrom, Diesel und der verheerendsten CO2-Bilanz der Milchstraße betrieben. Und noch immer umkrallt bei Wolfbrigade ein Stimmbandmutant das Mikrofon, der Einheizern auf Antifa-Demos im Direkt-Duell der Angepissten zu Schmusekatern degradieren würde. Was übrigens die gute Nachricht zu dieser Platte ist.
Denn Wolfbrigades Neue braucht nicht mal einen Sparringspartner, um sich warmzubeaten. Da verteilt sie bereits Schellen wie Bud Spencer und He-Man in einer Crossover-Fantasie für ergrauende Millenials. Wer zum D-Beat-Büchsenöffner "Ways to die" keine Hamster mit Mikrowellen benutzen will, der besaß nie einen Commodore 64. "Your god is a corpse" vermischt Speed-Metal-Riffs mit den angepisstesten Crustpunk-Attitüden, seit es Attitüden gibt. Und wer nach dem Rausschmeißer "Age of skull fuckery" noch Bedarf nach Fitness-Studio verspürt, nimmt mehr Aufputschmittel als eine Olympia-Delegation der DDR. Denn auch 2024 rummst kaum jemand so wie diese verdienten Crustpunk-Herren. Und auch 2024 werden sie genau dafür gebraucht. Lasst uns den menschlichen Abfall mal sammeln: Wiederaufstieg der Nationalisten und Populisten. Kriegstreiberei, Schlachtplatten und Terror selbst mitten in Europa. Vorstände in Teilen gesichert rechtsextremer Parteien, die vor einem TV-Millionenpublikum unwidersprochen die Deutungshoheit über den Begriff "Rechtsextremismus" beanspruchen können. Und selbst die Neuauflage des YPS mit Urzeitkrebs-Gimmick haben diese zweibeinigen Garnix-Beherrscher verbockt. Wahrlich: Wer jetzt noch Grundvertrauen in die Menschheit besitzt, der setzt auch sein Erstgeborenes auf den Wiederaufstieg von Schalke 04.
"Mankind: a virus with shoes", zitierten Wolfbrigade entsprechend neulich den Amerikaner Bill Hicks. Holten tief Luft und brüllten für diese Platte den Wutklumpen "A life in the day of an arse" ein. Der nicht nur im Titel die Beatles verwurstet. Sondern im Song die Warnung Yodas ignoriert, sich auf die fiese Seite des Punks begibt und seinem (Menschen-)Hass freien Lauf lässt. "Create your own hell on Earth", keift der alte Schwede Mikael Dahl hier. Und seine Ansage ist für seine wütenden Mitstreiter Programmatik: Schlagzeuge werden zu Schlagstöcken. Sechssaiter zu Hellebarden. Und wenn gen Ende eine Sologitarre über den Wall Of Hatesound eiert, dann hat die nichts Harmonisches. Dann will die auch nicht spielen. Sondern Unruhe stiften, wo sowieso schon Unruhe herrscht. Umso verständlicher, dass außer ein paar Showeinlagen und Festival-Gästeplätzen keinerlei Touraktivitäten geplant sind. Denn egal, ob Wolfbrigade mittlerweile honorige Veteranen oder Frischblut wären: "Life knife death" schlaucht schon beim Hören wie fünfzehn Runden Schattenboxen. Auch wenn wir uns bei gerade mal 28 Minuten Dauergeballer noch ein bisschen Auslauf gewünscht hätten: Wer in Reichweite dieser Dampfablass-Musik für angehende Misanthropen ist, der fühle. Und Andrea Kiewel? Weiß gar nicht, was sie verpasst.
Highlights
- Disarm or be destroyed
- Life knife death
- Skinchanger
Tracklist
- Ways to die
- Disarm or be destroyed
- Life knife death
- A day in the life of an arse
- Unruled and unnamed
- Skinchanger
- Your god is a corpse
- Nailbomb
- Cyanide messiah
- Mayhem mongrel
- Sea of rust
- Age of skull fuckery
Gesamtspielzeit: 27:59 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Dumbsick Postings: 419 Registriert seit 31.07.2017 |
2024-10-01 14:40:56 Uhr
Mörtelt ganz ordentlich: https://www.transcendedmusic.de/2024/09/wolfbrigade-life-knife-death-review/ |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27326 Registriert seit 08.01.2012 |
2024-09-30 21:01:27 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Discharge; Disfear; Skitsystem; Martyrdöd; Driller Killer; Wolfpack; From Ashes Rise; Disgust; Disrupt; Pisschrist; Victims; War Ripper; Mob 47; All Pigs Must Die; Disorder; Dishammer; Tragedy; Warcollapse; Nausea; Genocide Superstars; Mass Grave; Anti Cimex; Hellkrusher; Young And In The Way; Crustina Aguilera; Totem Skin; Fukpig; Disclose; Extreme Noise Terror; Down Among The Dead Men; Moderat Likvidation; GBH; The Exploited; Motörhead; Entombed; Fall Of Efrafa
Bestellen bei Amazon
Threads im Plattentests.de-Forum
- Wolfbrigade - Life knife death (2 Beiträge / Letzter am 01.10.2024 - 14:40 Uhr)
- Wolfbrigade / Wolfpack (5 Beiträge / Letzter am 16.10.2013 - 15:43 Uhr)