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Ski Aggu - Wilmersdorfs Kind

Ski Aggu- Wilmersdorfs Kind

Jungeratze / Vertigo / Urban / Universal
VÖ: 30.08.2024

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Ernsthaft jetzt?

Für Quatsch-Deutschrap ist Ski Aggu gar nicht schlecht. Dieser eindringlich monotone Flow, seine gleichzeitig unlustigen wie originellen Vergleiche und solide Wortspiele zu erlesenen Instrumentals – ja doch, das hat schon was. Aber mal ehrlich: Bis wann bleibt das alles überhaupt interessant genug? Kann sich Hedonismus so schnell abnutzen? Leider deutet "Wilmersdorfs Kind" in diese Richtung, denn Ski Aggus zweites Album beschränkt sich auf Service für die Kernzielgruppe, untermalt von verschwendet wirkenden Beats. Die erhoffte inhaltliche Tiefe verheddert sich im Fuckboy-Gehabe und Ansätze von Gesellschaftskritik wirken wie First-world-Gejammer von Bonzenkindern. eine anfangs noch erfrischende Mundart – so etwas wie eine SoundCloud-Antwort auf die peinlichen Jugendwörter des Jahres vom Langenscheidt-Verlag – stößt schnell an ihre Grenzen. Was beim Debüt "Denk mal drüber nach ..." noch den charmanten Reiz eines durchaus einzigartigen, neuartigen Stils von Sprechgesang hatte, ist auf dieser Platte zwar noch dauerpräsent, doch es verblasst und wirft die Frage auf, ob August Jean Diederich überhaupt noch vorhat, seine abstrakte Kunst eines Tages weiterzuentwickeln.

Bitter, denn die Ansätze bleiben vielversprechend. Die Techno-Drums und Soundeffekte von "Abgelenkt" passen zur hyperaktiven Ignoranz, wenn der Text nur mehr hergeben würde als zum Beispiel "Ich flirte mit Brettern, ich fühle mich heut wie der Main-Character / Ich hab' gehört, EA Sports ist neidisch auf mich, weil mein Game ist besser", wäre das eine mehr als solide Single gewesen. Manches geht aber auch mit Ansage in die Hose, so wie "Balla Balla" oder "Deutschland", ein wohl als EM-Song gemeinter Rausschmeißer über Sex und Drogen. Stattdessen hätten es gern mehr Stücke wie "Auf ernst" sein dürfen, das die Meta-Ebene verlässt und wo so etwas Ähnliches wie Selbstreflexion passiert, wenn der gebrochene Künstler sich im endlosen Kreislauf von Partys, Frauen und Rausch plötzlich unwohl fühlt. Hier antwortet Ski Aggu auf die Frage, wer sich so etwas ernsthaft anhört, einfach mal mit einer gelungenen Hook. "Immer" erzählt außerdem die erwartbare "Von Wohnung mit ei'm Zimmer / In einem Jahr zu ausverkauften Shows und Kinder fragen mich nach Bildern"-Story, viel interessanter wird es aber nicht.

Hier lauert ohnehin das Hauptproblem der Platte: Sie endet schneller, als sie anfängt und wirkt auch dadurch uninteressant, obwohl musikalisch so viel mehr möglich wäre. Es scheitert nicht einmal an der Albernheit selbst, wie "Sachen" am besten demonstriert. Es pulsiert eine überragende Produktion von Barré und Blessed, zu der Ski Aggu mit teils übermütigen, aber gut pointierten Wortspielen nicht mehr viel falsch machen kann. Bloß reicht das allein einfach nicht, auch wenn einzelne Momente bleiben, die "Wilmersdorfs Kind" etwas Würde verleihen. Etwa, wenn bei "Keine Sorge" ein paar ehrlich rührende Zeilen zwischen Sexting und ausgelutschten Lines à la "Ich hab' kein Messer, doch sie sagt, ich bin ein geiler Stecher" auftauchen. Es wäre schon ärgerlich, wenn Ski Aggu sich zwar dauerhaft in der Unterhaltungsbranche einnisten, dabei aber musikalisch bei den ersten Tapes steckenbleiben würde. Für diese kommerzielle Größenordnung müsste ein zweites Studioalbum wie dieses mehr hergeben.

(Maximilian Baran)

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Highlights

  • Auf ernst
  • Sachen

Tracklist

  1. Wilmersdorfs Kind
  2. Immer (mit Makko)
  3. Bye intro
  4. Bye X3 (mit Jeremias)
  5. Auf ernst
  6. Sachen
  7. Zornig (2024)
  8. Deutschland (mit Ikkimel)
  9. Balla Balla
  10. Berky, hau mal in die Tasten, Du Wunderkind
  11. Abgelenkt
  12. Keine Sorge
  13. Ganz schön
  14. Der Schlechteste (mit Ritter Lean)
  15. Egoist
  16. Intro für mein nächstes Album

Gesamtspielzeit: 36:27 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Gesmashter Pumpkin

Postings: 140

Registriert seit 24.05.2023

2024-10-03 10:11:20 Uhr
Ich finde seine Promo-"Bitch" Ikkimel ja deutlich besser. Er ist irgendwie so ein fehlgegangener Mix aus Sido und Finch... Jetzt aber bitte bei "besser" nicht nach der Gesamtskala fragen.

Healthewheel

Postings: 224

Registriert seit 30.07.2024

2024-10-03 07:33:57 Uhr
Ich gebe

Hier stand Ihre Werbung

Postings: 2047

Registriert seit 25.09.2014

2024-10-03 06:55:42 Uhr
Song des Jahres vielleicht nicht, aber schon auf einem Niveau mit Remmidemmi oder 8000 Mark. Mit 20 hätte ich das noch mehr gefeiert.

Matjes_taet

Postings: 2135

Registriert seit 18.10.2017

2024-10-02 23:46:02 Uhr
Verstehe nicht warum ausgerechnet "Balla Balla" in der Rezi so schlecht wegkommt.

Ganz klar Song des Jahres bisher.

Filip

Postings: 7

Registriert seit 29.09.2024

2024-10-02 20:42:40 Uhr
Die Rezension ist einen Monat zu spät erschienen.

Die Weisheit "Besser spät als nie" trifft hier definitiv nicht zu!
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