Nubya Garcia - Odyssey
Concord / Universal
VÖ: 20.09.2024
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Alles im Fluss
Es kann nicht überraschen, dass Nubya Garcia bereits im Kindesalter in Kontakt mit der Musik kam. Die Britin, 1991 in London geboren, erhielt unter anderem an Geige und Bratsche eine Ausbildung, widmete sich aber auch frühzeitig dem Saxofon – noch bevor sie das Teenageralter erreicht hatte. An renommierten Häusern verfeinerte sie ihr Handwerk Schritt für Schritt, 2020 veröffentlichte sie ihr Solodebüt "Source". Garcia ließ die Zusammenarbeit mit anderen Kreativen währenddessen nicht zu kurz kommen, was ihr beispielsweise Kollaborationen mit Makaya McCraven oder Sons of Kemet einbrachte. Vier Jahre nach ihrem Erstling meldet sie sich mit dem Nachfolger "Odyssey" zurück, der als das Ergebnis eines bemerkenswerten Entwicklungsprozesses verstanden werden muss. Ihren Status als prägende Gestalt der Londoner Jazzszene stellt sie damit mühelos unter Beweis, der Sprung ins internationale Rampenlicht wäre deshalb nur folgerichtig. Und vor allem: verdient.
Was "Odyssey" auf über 50 Minuten vor der Hörerschaft ausbreitet, ist nicht weniger als ein großer Wurf. Ein besonderes Hervorheben einzelner Stücke ist nicht unmöglich, aber wenig zielführend. Denn die Arbeit von Garcia, die im Ergebnis überaus leichtfüßig daherkommt, ist nicht auf herausragende Momente, sondern auf einen steten Fluss ausgerichtet. Dies gilt nicht nur für ihr Saxofon, sondern auch für die Instrumente ihrer Mitstreitenden. Punktuell setzt Garcia zudem auf die Unterstützung durch jeweils passende Stimmen. Gleich der Auftakt steht dafür exemplarisch Pate, wenn sich Gastmusikerin Esperanza Spalding einmischt und das flirrende Stück "Dawn" stilvoll untermalt. Die Sängerin hebt buchstäblich ab: "From the million flights I've fashioned in my mind / I know the sky to be tall and free." Und man schwebt gemeinsam mit der Musik einfach fort. Die Verschmelzung von Musik und Stimme erreicht später im furiosen "We walk in gold" einen weiteren Höhepunkt. Garcias Saxofon und Georgia Anne Muldrow schreiten Hand in Hand mit hörbarem Selbstbewusstsein durch den Tag.
Vor allem die stilistische Vielfalt zeichnet "Odyssey" als großartiges Werk aus. Das Album ist gewiss tief im Jazz mit all seinen Facetten verwurzelt, bedient sich aber auch selbstbewusst bei Elementen aus Soul, Dub und R'n'B. Dass daraus keine Beliebigkeit entsteht, ist der klugen Komposition als großes Ganzes zu verdanken, die Garcia hier eindrucksvoll gelingt. Langzeitwirkung ist garantiert: An jeder Ecke verbirgt sich eine Idee oder ein Tempowechsel, feine Abzweigungen hier und dort warten auf ihre Entdeckung. Man möchte dieses Schmuckstück einerseits hüten wie einen selbst entdeckten Schatz, andererseits aber zielgerichtet all jenen ans Herz legen, die mit offenen Ohren an besondere musikalische Veröffentlichungen herangehen und große Kunst mit aller gebotenen Aufmerksamkeit genießen können. Für den raschen Konsum im Vorbeigehen ist das alles definitiv nicht gemacht. Produziert wurde "Odyssey" übrigens von Kwes, der zuvor schon bei Acts wie Kelela, Loyle Corner oder Sampha für die Veredelung gesorgt hat. Große Namen, zu denen Nubya Garcia spätestens jetzt zweifelsfrei selbst zählt.
Highlights
- Dawn (feat. Esperanza Spalding)
- Solstice
- We walk in gold (feat. Georgia Anne Muldrow)
Tracklist
- Dawn (feat. Esperanza Spalding)
- Odyssey
- Solstice
- Set it free (feat. Richie)
- The seer
- Odyssey (Outerlude)
- We walk in gold (feat. Georgia Anne Muldrow)
- Water's path
- Clarity
- In other words, living
- Clarity (Outerlude)
Gesamtspielzeit: 52:56 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Kiezgrün Postings: 33 Registriert seit 29.05.2023 |
2024-10-05 08:07:18 Uhr
Sehr starkes Album. Ich habe mir gerade mein Ticke für Berlin gesichert.Die Tourdaten: 20.02.2025 Hamburg - Übel & Gefährlich 21.02.2025 Berlin - Metropol 22.02.2025 Dortmund - Konzerthaus 24.02.2025 Frankfurt/Main - Zoom 26.02.2025 Freiburg - Jazzhaus |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27328 Registriert seit 08.01.2012 |
2024-09-30 20:58:17 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
kingsuede Postings: 4332 Registriert seit 15.05.2013 |
2024-09-30 20:22:06 Uhr
Source war großartig, die neue habe ich noch nicht gehört. |
ichreitepferd Postings: 912 Registriert seit 22.04.2021 |
2024-06-16 13:09:17 Uhr
dachte wäre bereits die Dritte |
Kiezgrün Postings: 33 Registriert seit 29.05.2023 |
2024-06-16 12:09:05 Uhr
Das zweite Album von Nubya Garcia erscheint am 20. September. Nach dem großartigen „Source“ bin ich sehr gespannt auf die Platte.Der erste Song daraus ist „The seer“: https://www.youtube.com/watch?v=cZwK9M0CIow Bislang gibt es leider nur einen Termin für Deutschland: 22.02.2025 - Dortmund, Konzerthaus |
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Referenzen
Alfa Mist; Jasmine Myra; Yussef Dayes; Moses Boyd; Ebi Soda; Kokoroko; Joe Armon-Jones; Okvsho; Makaya McCraven; Kamasi Washington; Ashley Henry; Theon Cross; DoomCannon; Jazzbois; Shabaka; Kamaal Williams; Jasmine Myra; Maisha; Yoni Mayraz; Sons Of Kemet; Ruby Rushton; Bokoya; Ezra Collective; Tenderlonious; Blinker And Moses
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