Kate Bollinger - Songs from a thousand frames of mind
Ghostly International / Cargo
VÖ: 27.09.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
La la las für die Seele
Bei Stress im Alltag steckt der Teufel oft im Detail: Das Wasser kocht über, die Bahn fährt genau dann ab, wenn der Sprint zum Gleis beginnt, und an der Supermarktkasse reiht sich ein ungeduldiges Seufzen ans Nächste. Der Tag scheint komplett aus den Fugen zu geraten, doch Kate Bollinger wirft die musikalische Rettungsleine aus. Ihr Debütalbum "Songs from a thousand frames of mind" fühlt sich stellenweise wie Durchatmen an: Die Bahn fährt weg, aber das Leben geht weiter, und es gibt immer noch genug Gründe für Gelassenheit. Vor allem dann, wenn Bollingers beinahe gehauchter Gesang über sanfte Gitarrenklänge tanzt und sie die Alltagssorgen mit simpel gesungenem "La la la" in Vergessenheit geraten lässt. "What's this about (La la la la)" bietet genau so einen angenehmen Einstieg. In den restlichen zehn Songs werden die Melodien nur noch verträumter.
Irgendwo zwischen Folk, Pop-Anbandelungen und subtilen 60er-Jahre-Vibes bringt Bollinger eine Ruhe mit, wie man sie auch von Feist oder Cat Power kennt. Oder noch aktueller von Clairo und ihrem Album "Charm", das durch analoges Arbeiten und Flötentöne ebenfalls nostalgischen Sound transportiert. Auch bei Bollinger ist es nicht nur subjektive Wahrnehmung, die Retro-Charme versprüht, sondern es sind auch die technischen Details. "Any day now" wurde etwa live und ohne Metronom oder Kopfhörer eingespielt und klingt dadurch besonders organisch. Die subtil im Hintergrund erklingende Hammond-Orgel bringt einen zusätzlichen Nostalgie-Kick mit und sorgt für eine ähnliche Leichtigkeit wie beim Opener. Bei "Running" schlägt besonders die Stimmung eine andere Richtung ein: Die Sängerin kommt eher schleppend, fast schon jenseits einer klaren Melodie voran. Dazu schweben leichte Synthie-Spielereien und zwei völlig unterschiedliche Gitarren-Spuren nebenher. So verbreitet "Songs from a thousand frames of mind" regelmäßig eine grundlegende Melancholie, die aber niemals in absoluten Schwermut kippt.
Eine neue Wendung bringt "I see it now" ins Spiel, das Bollingers Vielfalt in nur einem Song vereint. Der Sound bleibt minimalistisch, aber atmosphärisch und breitet sich nach und nach wie eine weitläufige Klanglandschaft aus. Dazu haucht die Songwriterin weiterhin, nur um die Melodie mit lauter werdender Stimme immer wieder zu brechen. Erst ab der Hälfte stabilisiert sich das Klavier. Diese Wendung ist nicht ganz so ausdrucksstark wie bei Paul McCartneys "Live and let die", die Inspiration zu "I see it now" könnte aber durchaus dort ihren Ursprung haben. Zwischen diesen wilden Einflüssen und der gelassenen Melancholie macht Kate Bollinger neugierig auf das, was als Nächstes von ihr kommt.
Highlights
- What's this about (La la la la)
- Any day now
- Running
- I see it now
Tracklist
- What's this about (La la la la)
- To your own devices
- Any day now
- God interlude
- Lonely
- Running
- In a smile
- Postcard from a cloud
- I see it now
- Sweet devil
- All this time
Gesamtspielzeit: 37:12 min.
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Referenzen
Feist; Cat Power; Alice Phoebe Lou; Julia Jacklin; Slow Pulp; Zooey Deschanel; Sharon Van Etten; She & Him; Freak Slug; France Gall; Charlotte Gainsbourg; Regina Spektor; Tops; Katy Kurby; Rilo Kiley; Belle And Sebastian; Beabadoobee; Clairo; Jay Som; Kate Nash; Laura Marling; Angel Olsen; Sabrina Carpenter; Beirut; Rufus Wainwright
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