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Pure Reason Revolution - Coming up to consciousness

Pure Reason Revolution- Coming up to consciousness

InsideOut / Sony
VÖ: 06.09.2024

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Chemiebaukasten

Es wäre unfair, Chloe Alper als unsteten Geist zu bezeichnen. Doch die britische Sängerin und Multi-Instrumentalistin hat Pure Reason Revolution anscheinend schon immer als eines unter mehreren Projekten gesehen. Das bedeutete bekanntermaßen schon einmal das zwischenzeitliche Aus für die Band, die wie kaum eine andere Prog, Psychedelic und Alternative Rock zu einem atemberaubenden Ganzen zusammenfügen kann. Auch aktuell ist Alper wieder verstärkt auf ihre Band James fokussiert, weswegen sie schon auf der letzten Tour durch die Niederländerin Annicke Shireen ersetzt wurde, die unter anderem bei dem internationalen Pagan-Kollektiv Heilung aktiv ist und zufälligerweise täuschend ähnlich wie Alper singt.

Beim Songwriting jedoch war Jon Courtney, die zweite kreative Hälfte hinter Pure Reason Revolution, zunächst auf sich alleine gestellt. Was der in Berlin lebende Brite nutzte, um das sechste Album "Coming up to consciousness" als ein Konzeptalbum anzulegen – ein zutiefst persönliches Werk, mit dem Courtney eigene Verluste und Zwangsstörungen verarbeten möchte und sich damit seelisch komplett entblößt. Vordergründig ein Widerspruch zum leichtfüßigen Bandsound, dem aber durchaus auch in der Vergangenheit immer etwas Melancholie anhaftete. Ob allerdings die gleich sechs Prä- und Interludien der Platte wirklich hilfreich sind, sei dahingestellt. Die Intention ist klar, man soll etwas Raum zum Innehalten bekommen, eine kleine Gedankenpause. Doch die emotionale Dichte, die dieses Thema wirklich benötigt, geht dabei ein Stück weit verloren.

Was wirklich schade ist. Denn die Platte beginnt stark, lässt "Dig till you die" auf sanften Wolken schweben, bis plötzlich ein krachendes Gitarrenriff die Behaglichkeit zerreißt. Auch "Betrayal" weiß noch mit einem tollen mehrstimmig gesungenen Refrain zu begeistern, wirkt aber in der Gesamtsicht seltsam zerfahren, die Breaks nicht als bindendes, sondern als trennendes Element. Dagegen stehen immer wieder diese wunderbaren Gitarreneffekte, die fast schon wie auf dem Debüt "The dark third" David Gilmours singende Gitarre nicht nur zitieren, sondern förmlich vor ihr niederknien. Und wie um diese Nähe noch zu bestätigen, wurde der Bass auf diesem Album von niemand Geringerem als Guy Pratt eingespielt – seinerzeit nach dem großen Krach als Session-Musiker der Quasi-Ersatz für Roger Waters.

Dann irgendwann, endlich, möchte man sagen, wird dieser Teppich zerrissen, weicht die bleierne Schwere krachender Spielfreude. "Useless animal" macht hier mit fauchender Orgel den Anfang, und bei "Worship" möchte man direkt einen veritablen Moshpit eröffnen. "Bend the earth" nimmt zwar die Lautstärke wieder ein wenig zurück, grüßt aber mit seinem elektronischen Fundament deutlich in Richtung Muse. Es ist dieser Eklektizismus, der Pure Reason Revolution stark gemacht hat, dieser unbändige Wille, aus Grenzen auszubrechen, sich neu zu erfinden. Die Schwermut, sonst nur latent vorhanden, ist angesichts des Themas zwar verständlich, engt aber stilistisch auf eine Manier ein, die man so von den Briten nicht kennt. Ob das nun am Fehlen von Chloe Alper liegt oder an dem Umstand, dass Co-Produzent Bruce Soord sich möglicherweise zu arg am Erfahrungsschatz seiner Band The Pineapple Thief bedient haben könnte, ist dann allerdings Ermessenssache und pure Spekulation. Von einer Enttäuschung zu sprechen, wäre vielleicht etwas übertrieben. Doch den Vergleich mit den früheren Alben kann "Coming up to consciousness" dennoch leider nicht standhalten. Die Chemie zwischen Courtney und Alper ist anscheinend wichtiger, als man vordergründig glauben mag.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Useless animal
  • Bend the earth

Tracklist

  1. Prelude
  2. Dig till you die
  3. Interlude 1
  4. Betrayal
  5. The gallows
  6. Interlude 2
  7. Useless animal
  8. Interlude 3
  9. Worship
  10. Interlude 4
  11. Bend the earth
  12. Lifeless creature
  13. Interlude 5
  14. As we disappear

Gesamtspielzeit: 41:59 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Lichtgestalt

User

Postings: 6011

Registriert seit 02.07.2013

2024-09-15 09:18:55 Uhr
Hat sich bei mir mittlerweile auf 'ne satte 7/10 reingehört.
Sehr Pink-Floydig.

Lichtgestalt

User

Postings: 6011

Registriert seit 02.07.2013

2024-09-07 11:15:33 Uhr
Stimme der Rezi von Markus B. zu (nach einem Durchgang).
Einzeln betrachtet sind die Songs stimmig, aber die vielen Interludes bremsen das Ganze etwas aus.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27357

Registriert seit 08.01.2012

2024-09-07 10:22:51 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

8hor0

Postings: 1182

Registriert seit 14.06.2013

2024-07-26 11:42:04 Uhr
Auch neu:
PURE REASON REVOLUTION - Dig Till You Die
Taken from the album 'Coming Up To Consciousness' out on Sept. 6th. 2024

https://www.youtube.com/watch?v=ytEnpyrsN1U

Lichtgestalt

User

Postings: 6011

Registriert seit 02.07.2013

2024-07-26 06:51:52 Uhr
Ah, cool.
Danke für die Info. Vll. kann man ja den Threadtitel anpassen.
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