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Parannoul - Sky hundred

Parannoul- Sky hundred

Poclanos
VÖ: 03.08.2024

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Wie geht's Dir eigentlich?

Alles wie gehabt, oder? "Maybe somewhere", eines der neuen Parannoul-Stücke, verwebt Postrock-Flächen und zutraulichen Gesang zu einem gewohnt friedliebenden Epos. Die Bedeutung der ersten Worte verwundert allerdings, denn sie lautet, vom Künstler selbst aus dem Koreanischen übersetzt: "Make something with a soul in it, you idiot!" Basht Parannoul sich neuerdings doch wieder selbst? Ist er mit seinem bisherigen Output nicht länger zufrieden? Die Süffigkeit von "After the magic" war eine beruhigende Entwicklung, der Mann aus Seoul hatte sein Selbstmitleid gegen Selbstbewusstsein getauscht, ruhte in sich und schien auf dem richtigen Weg zu sein. Hat er sich für "Sky hundred", sein nur eineinhalb Jahre später erscheinendes viertes Album, nun etwa abermals anders entschieden?

Der koreanische Shoegaze-Liebling versucht sich diesmal nicht an größeren Pop-Übungen à la "We shine at night", sondern nähert sich stattdessen vielmehr dem an, was man mangels treffenderer Vokabeln auch als Indie-Rock bezeichnen könnte – wäre da nicht die ganz offensichtlich gewollte Nicht-Produktion. Die Drums stolpern übereinander, die Gitarren schmirgeln im Endstadium, es knistert und knarzt, alles übersteuert und verliert sich im Glitch – sämtlichen Tontechniker*innen stehen die Haare zu Berge. Parannoul zelebriert genüsslich und genügsam seinen Rückfall in den Radau. Damit ist "Sky hundred" wesentlich näher an seinem Durchbruchswerk "To see the next part of the dream" als an dessen edler ausstaffiertem Nachfolger, kippt in das altbekannt zerfurchte Soundbild aber noch eine Extraportion Dreck.

Und das zerschießt in dieser Runde zusammen mit der spätestens jetzt einsetzenden Repetition der Kompositionen dann doch ein wenig die Freude am Hörvergnügen. "A lot can happen" und das eingängige "Gold river" haben die Ausbrüche, das freundliche Piano, die ganzen Trademarks, die man an der Musik des Online-Phänomens schätzt. "Painless" gibt sich träumerisch und baut pralle Gitarrenwände zwischen The Smashing Pumpkins und Slowdive, Parannoul besingt den Schmerz, sträubt sich gegen die Narkose und findet Echtheit nur in der maximalen Konfrontation mit sich selbst. Es bleibt aber manchmal eher die Idee, die Spaß bereitet, als dass man den Krach tatsächlich vollumfänglich genießt. Furios: Die Grinsebacke "Lights off repentance" gönnt sich locker-leichtes Synthie-Spiel und allen Ernstes ein paar "Na na na"'s, beinhaltet aber auch einen deplatzierten Urschrei und ein abruptes, kreischendes Chaos-Ende, so als sei die Platte erst mit Vollgas vom Teller und dann in einen Glasschrank voller Katzen geflogen. Zum Schluss werden Impressionen eines der spärlichen Live-Auftritte des introvertierten Musikers eingesampelt – der mit Abstand seltsamste Track des Koreaners in einem an Seltsamkeiten fürwahr nicht armen Katalog.

Die zentrale Viertelstunde namens "Evoke me" ist dreigeteilt und verliert sich trotz einzeln betrachtet hübscher Versatzstücke in ihrer ausufernden Strukturlosigkeit. Nach diesem Mammutwerk können nur die eineinhalb Minuten Jazz-Piano von "No one talks about it anymore" wieder für die nötige Ruhe sorgen. Das im Endeffekt durchwachsene "Sky hundred" ist dennoch kein trauriges Werk, gerade "Fantasy" blickt abschließend vertrauensvoll in die Zukunft. Vermutlich weiß Parannoul demnach selbst nicht so recht, wie er denn gerade drauf ist, tendiert aber weiterhin zu zaghaftem Optimismus, wie auch das Filmsoundtrack-artige "Backwards" unterstreicht. Das passt gut zu dem warmen Sonnenuntergang auf dem Artwork: Dort sieht man drei spielende, vermeintlich ihres Lebens frohe Kinder. Kitsch? Möglich, aber angenehmer. Also einerseits: Man kann immer noch im Alleingang schöne Musik mit einem Toaster aufnehmen. Andererseits hingegen: Es ist und bleibt mit einem Toaster aufgenommen.

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • Gold river
  • Painless
  • Backwards

Tracklist

  1. A lot can happen
  2. Gold river
  3. Maybe somewhere
  4. Painless
  5. Lights off repentance
  6. Evoke me
  7. No one talks about it anymore
  8. Backwards
  9. Meaning of regret
  10. Fantasy

Gesamtspielzeit: 52:22 min.

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Armin

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2024-09-07 10:22:23 Uhr - Newsbeitrag
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