Stanovsky - Grünlich

Augen zu und Kopf aus

In Peter Stanowskys musikalischer Vita findet sich eine glitzernde Diamant-Schallplatte für über eine Million verkaufte Singles. Diese Auszeichnung wurde ihm zwar nicht für eine seiner eigenen Kompositionen verliehen, aber immerhin war er als einer von sieben Autoren am Erfolg der Hit-Single "Geiles Leben" von Glasperlenspiel beteiligt. Auch bei anderen Schwergewichten des deutschen Popgeschäfts wie Tim Bendzko, Yvonne Catterfeld oder dem Rapper Curse taucht der in Stuttgart geborene Musiker in den Autoren-Credits auf. Solo war er bis 2021 unter dem Namen Kaind unterwegs, dann erfolgte die Umbenennung in Stanovsky. "Grünlich" ist bereits das zweite Album, das er unter neuem Namen veröffentlicht.

Stanovsky macht deutschsprachigen Elektro-Pop. Er ist ein gut ausgebildeter Sänger, das ist seinen Songs anzuhören. Würde man eine Gesangs-KI mit dem Prompt "deutschsprachiger melancholischer Singer/Songwriter" füttern, Stanovsky käme dabei raus. Stimmlich liegt er irgendwo zwischen dem intensiven Stil von Schmyt und dem Genuschel von Udo Lindenberg. Textlich taucht Stanovsky nicht sonderlich tief ab. Er beweist sich in Songs wie "Cremeweißer Mercedes" und "Perugia" als guter Alltagsbeobachter, findet aber keine allzu originellen Beschreibungen von Gemütszuständen. In "Der Zukunft hinterher" begegnet der Schwabe allgegenwärtigen Zukunftsängsten mit entspannter Abgeklärtheit. Die Liebesballade mit dem schönen Titel "Jede Taste leicht verstimmt" betont die bittersüßen Aspekte einer Trennung, beschreibt das Gefühlschaos aus Deprimiertheit und überglücklicher Erleichterung.

"Augen zu und Kopf aus" ist eine Line und gleichzeitig das Motto der Single "Leergetanzt", für die Stanovsky mit der Newcomerin Jolle über den Dancefloor springt. Immer wieder sind es die Instrumentals, die die Songs von Stanovsky interessant und an mancher Stelle zu einem Erlebnis machen. Bei "Zen Mode" klackert ein Lo-Fi-HipHop-Beat, bei "Lungenflügel" wummern die Bässe. Wenn Stanovsky nur ein My mehr Emotion und Verzweiflung in seine Stimme packt, kommt ein Highlight wie "Tatendrang" dabei raus. Leider finden sich auf dem Album aber auch spröde und pseudo-deepe Songs wie "Wort mit L". Das gemeinsam mit dem britischen Sänger Rory J Williams eingespielte "Lonely island" transportiert mit lockeren Reggae-Sounds genau das hedonistische Gefühl, das der Text beschreibt: "Genieß' die Ruhe, mein Glas beschlägt vom Eis / Keine Wolke am Himmel weit und breit / Genieß' die gute Form von Einsamkeit." Aufgenommen wurde der Track im südfranzösischen Hossegor, und der beliebte Surf-Spot war dem relaxten Vibe des Songs sicher nicht abträglich. Im abschließenden Klaviersong "Optimist" thematisiert Stanovsky die Liebe in Zeiten des Klimawandels. Wie der Titel vermuten lässt, bleibt er dabei zuversichtlich. Grün ist die Hoffnung. Grünlich die vorsichtige Version davon.

(Andreas Rodach)

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Highlights

• Leergetanzt (feat. Jolle)
• Lungenflügel
• Tatendrang

Tracklist

1. Der Zukunft hinterher
2. Grünlich
3. Leergetanzt feat. Jolle
4. Jede Taste leicht verstimmt
5. Mondscheinsee
6. Intro
7. Zen mode
8. Ariel
9. Cremeweißer Mercedes
10. Hass mich feat. Lina Maly
11. Avenue d'Augusta
12. Lungenflügel
13. Perugia
14. Wort mit L
15. Lonely Island feat. Rory J Williams
16. Tatendrang
17. Optimist

Gesamtspielzeit: 41:38 min.

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Referenzen

Schmyt; Oehl; Weil; Levin Liam; Philipp Poisel; Jeremias; Lena&Linus; Ennio; Majan; Tua; Clueso; Trille; Yrrre; Jolle; Bruckner; Maeckes; Goldroger; Nina Chuba; Paula Hartmann; Skuth; Paul Gerlinger; Ami Warning; Paul Wetz; Mayberg; Provinz; AnnenMayKantereit; Casper; Haller; Lea; Berq; Ill Civetto; Max Herre

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• Stanovsky - Grünlich (1 Beiträge / Letzter am 28.08.2024 - 21:01 Uhr)

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