Leprous - Melodies of atonement
Inside Out / Sony
VÖ: 30.08.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Falsett und Wandel
Eines muss auch dem neuesten Werk der norwegischen Band Leprous vorausgeschickt werden: Wer mit der Stimme von Frontmann Einar Solberg nicht zurechtkommt, wird keinen Gefallen an dieser Musik finden. Rezensent Makolies formulierte es beim starken Vorgänger "Aphelion" so: Der Gesang klinge zuweilen, als sei ihm "die Unterhose angezündet worden". Und mal ehrlich: Das ist schon ein treffendes Bild für die Falsett-Ausflüge des Herrn am Mikro, der nebenher auch die Keyboardtasten bedient. Hinter der nächsten Ecke lauert aber unmittelbar die elementare Ergänzung: Eben diese Stimme passt vortrefflich zum großen Ganzen, das auch auf "Melodies of atonement", dem inzwischen achten Studiowerk in über 20 Jahren Bandhistorie, neue Wege beschreitet und im Kern gleichzeitig viel Bewährtes bietet. Der künstlerische Wandel, so viel steht fest, bleibt ein steter und verlässlicher Begleiter der Skandinavier.
Waren es zuvor überaus präsente Streicher, die eine gewisse Opulenz ins Soundgewand brachten, verzichten Solberg und Kollegen in den zehn neuen Songs gänzlich auf ihren Einsatz. Dafür addieren sie vermehrt elektronische Klänge, ohne diese allzu sehr in den Vordergrund zu rücken. "Ist das noch Metal?", hieß es schon 2019 angesichts ihres Albums "Pitfalls", und auch 2024 lautet die Antwort: Ja, aber … Denn: Natürlich hören wir hier einer Spielart des weitverzweigten Genres zu, und selbstredend dürfen wir mir gutem Recht die Schublade des Progressive Metal aufziehen, um die Formation mehr oder minder passend einzuordnen. Aber Leprous haben sich längst felsenfesten Kategorien entzogen, lassen beispielsweise in Titeln wie "Self-satisfied lullaby" dem Pop freien Lauf. Im Wesentlichen überzeugen die versierten Musiker mit ihrem spielerischen Wechsel zwischen laut und leise, zwischen komplex und reduziert. Das gilt für den Aufbau innerhalb einzelner Stücke wie "Atonement", aber auch und gerade mit Blick auf das Gesamtkonzept.
Einen ausgedehnten Höhepunkt erfährt "Melodies of atonement" auf einer Strecke von drei bemerkenswerten Songs. "I hear the sirens" markiert dabei den Auftakt und zeigt Einar Solberg mit seiner ganzen Bandbreite an Stimmlagen in Bestform. "Like a sunken ship" besticht durch klugen Aufbau, während "Limbo" nach zurückhaltenden Momenten zwischen den Ohren der Zuhörerschaft fulminant eskaliert und die oft eher unterschwellig daherkommende Heaviness des Quintetts vortrefflich zur Geltung bringt. Später unterstreichen Leprous beispielsweise im gelungenen "Starlight" ihre Freude an polyrhythmischen Elementen. Was schert einen die musikalische Linie des Nebenmanns, wenn man dem eigenen Rhythmus folgen kann? Die gegensätzliche Bewegung verbindet sich indes kunstvoll zu einem gut abgestimmten Ergebnis. Mehr Elektronik, ein Plus an kerniger Unmittelbarkeit: Dass Leprous über Wandlungsfähigkeit nicht nur reden, sondern sie auch konsequent durchziehen, darf als einer ihrer größten Vorzüge verbucht werden. "I'm done pleasing the crowds", singt Solberg im Opener. Für ihn und seine Band gilt das definitiv nicht!
Highlights
- Silently walking alone
- I hear the sirens
- Like a sunken ship
- Starlight
Tracklist
- Silently walking alone
- Atonement
- My specter
- I hear the sirens
- Like a sunken ship
- Limbo
- Faceless
- Starlight
- Self-satisfied lullaby
- Unfree my soul
Gesamtspielzeit: 51:41 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27227 Registriert seit 08.01.2012 |
2024-08-28 21:00:56 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
ToRNOuTLaW Postings: 691 Registriert seit 19.06.2013 |
2024-07-09 08:36:34 Uhr
Die beiden Songs zünden bei mir nicht. Bin das Leprous Rezept vielleicht einfach müde? Lege zu Versuchszwecken die Tage mal wieder eine der Platten auf. |
friggsn Postings: 4 Registriert seit 14.06.2013 |
2024-07-08 22:52:57 Uhr
Noch ne Single veröffentlicht, schon paar Tage her „Silently Walking Alone“https://youtu.be/wsLXRWIN640?si=pg0L9u6iAlJdOVNd |
ToRNOuTLaW Postings: 691 Registriert seit 19.06.2013 |
2024-06-05 10:18:46 Uhr
Werde gleich mal reinhören. Zwischen Pitfalls und Aphelion lagen weniger als zwei Jahre, jetzt sind es ziemlich genau 3. |
friggsn Postings: 4 Registriert seit 14.06.2013 |
2024-06-05 10:11:48 Uhr
Neues Album 'Melodies of Atonement' angekündigt für den 30.08.2024.https://leprous.net/leprous-announce-new-studio-album-melodies-of-atonement/ Erste Single 'Atonement' veröffentlicht: https://www.youtube.com/watch?v=k-po0_DnsJk |
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Referenzen
Agent Fresco; Muse; Gazpacho; The Pineapple Thief; Lunatic Soul; Pink Floyd; Genesis; Coheed And Cambria; Biffy Clyro; Foxing; Steven Wilson; Opeth; Blackfield; Ihsahn; Porcupine Tree; Dream Theater; Caligula; Soen; Devin Townsend; Persefone; Haken; Orphaned Land; Between The Buried And Me; Zero Hour; Ghost Iris; Ashent; Manticora; Peccatum; Efterklang; Dredg; Ayeron; Fates Warning; Rush; Gojira; Rendezvous Point; Katatonia
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