Hundred Reasons - Shatterproof is not a challenge

Columbia / Sony
VÖ: 01.03.2004
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Rolltreppe aufwärts
Einst war Großbritannien eine musikalische Festung. Lang, lang ist's her. Da brauchte es bloß einmal jemand wagen, auch nur die amerikanische Spielart anzudeuten – prompt wurde er mit dem zusammengerollten NME in den Atlantik gescheucht, auf daß er sich ewig schäme. Irgendwann aber schlich sich so ein seltsamer Typ Musiker ein, der angry white man. Und plötzlich klangen so viele aufstrebende Insel-Bands nach Nirvana, den Pixies oder At The Drive-In und fegten alle Coldplays und Starsailors von der Showbühne und aus den Charts. Die jüngsten Exemplare dieser Spezies hören auf Namen wie Hell Is For Heroes, Kinesis, Serafin oder Biffy Clyro. Loud war eben wieder the new loud.
Hundred Reasons galten fast als Pioniere des britischen Wasauchimmercores, als sie 2002 ihr Debütalbum "Ideas above our station" veröffentlichten. Worüber allerdings die poppige Über-Single "Silver" hinwegtäuschte. Die Platte war laut, treibend und energetisch, und manche bedienten sich auch des bösen Wörtchens "Emo", um den Sound zu beschreiben. Auf ihrem zweiten Album "Shatterproof is not a challenge" scheint es, als hätte die Band einen Gang rausgenommen. Im Gegensatz zu den Songs der aufgezählten Formationen sind die zwölf von Hundred Reasons wesentlich unaufgeregter. Anders ausgedrückt: Stellenweise noch sehr laut, aber nicht durch Wut getrieben.
Vor allen Dingen wissen Hundred Reasons, daß schöne Melodien keinen Verrat an irgendwelchen Rock-Idealen darstellen. Das beweist das Quintett vor allem in Songs wie "What you get", in dem sie zunächst ein ordentliches Gitarrenbrett vorlegen, um dann eine sehnsuchtserfüllte Melodie anzuschließen. Die Band beherrscht das Wechselspiel von laut und leise, gerne kehrt sie aber auch in alte Zeiten zurück. So kreischt Sänger Colin Doran mit seiner bemerkenswert rauhen Stimme in "Stories with unhappy endings", als wolle er sich als das dritte Spaltprodukt von At The Drive-In profilieren, aber auch darunter knüpfen seine Mannen einen Melodienteppich, von dem andere ein ganzes Album zehren.
Oft aber pendeln sich die Songs auf Zimmerlautstärke ein. Stücke wie "Still be here" und "Makeshift" dürfte man wohl Ballade nennen, wollte man eine breite Zielgruppe ansprechen. Natürlich schlüpft dann ein Lied schon mal unbemerkt vorbei. In diesen Momenten nämlich gerät die Unaufgeregtheit mehr als einmal zur Müdigkeit wie in "The great test". Doch wenn Hundred Reasons ihre Entwicklung fortsetzen, ist vielleicht irgendwann die musikalische Festung USA in höchster Gefahr.
Highlights
- Stories with unhappy endings
- What you get
- My sympathy
- Makeshift
Tracklist
- Savanna
- Stories with unhappy endings
- What you get
- The great test
- Harmony
- Lullaby
- My sympathy
- 80mph
- Still be here
- Pop
- Truth with elegance
- Makeshift
Gesamtspielzeit: 39:44 min.
Referenzen
Sense Field; The Underwater; Hell Is For Heroes; Kinesis; Serafin; Compulsion; 3 Colours Red; Six.By Seven; Shihad; My Vitriol; Lostprophets; Hoobastank; Idlewild; Seafood; Foil; Sincere; Wilt; Foo Fighters; Powderfinger; Stabbing Westward; Billy Talent; The Used; Funeral For A Friend; The Juliana Theory; Finch; At The Drive-In
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