Kehlani - Crash

Atlantic / Warner
VÖ: 21.06.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Bergauf ist am schönsten
Es ist gar nicht so einfach, über Kehlani zu schreiben, ohne dabei immer mal wieder bei den Traumata und Tragödien zu landen. Schließlich haben diese Teile des Lebens immer schon den Weg in die Musik auf mittlerweile vier Soloalben gefunden. Für "Crash" kann man aber anders als vorher konstatieren: Das hier ist das erste Mal kein Bewältigungsalbum, sondern entspringt einem optimistischen Gefühl. Was ein vages Versprechen in Interviews bleiben könnte, hält in 13 Songs sein Versprechen. "Crash" macht Bock, zaubert immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht und ist dabei auch noch verdammt sexy – und wird damit zu einem der besten Popalben des Jahres.
Ein kleines Beinchen stellt Kehlani den Hörer*innen am Anfang noch ganz frech. "GrooveTheory" macht mit seinem relativ plötzlichen und ultrasoften Einstieg erst mal einen Kontrollblick notwendig, ob man das richtige Album angemacht hat. Dann wechselt der Song aber hörbar den Radiosender und ein bauchiger Synth-Bass passt schon viel besser zum Erwarteten. Ein bisschen aggressiver wird es in der Single "Next 2 u", die Gangstavibes ausstrahlt und sich selbstbewusst als Bonnie und Clyde gegen den Rest der Welt stellt. Hier zeigt sich auch immer wieder Kehlanis Position als eine queere Stimme der Millennials, wenn es in "What I want" heißt: "I want a bitch that look better than me / Pussy get wetter than me." Passend dazu wird Christina Aguileras "What a girl wants" gesamplet. Ähnlich sexy wird es in "Sucia", das einen schleppenden Slowfuck-Beat mit ein wenig traditioneller indischer Musik als Sample mischt und in dem die Puerto-Ricanerin Young Miko mit einem Part auf Spanisch wirklich jedes Eis zum Schmelzen bringt. Heißer sogar noch als "After hours", einer der besseren Clubsommerhits mit 120 BPM und Nina-Sky-Sample. Wem das zu viel ist und wer es ein bisschen rappiger mag, switcht einfach zu "Deep", das mit brummendem Bass, trockenen Drums und Sample auch Kehlanis Ex-Partnerin 070 Shake ausgezeichnet stehen würde.
Aber es werden nicht nur Erwartungen erfüllt, sondern auch überrascht. Zum einen sind da Songs wie "Better not", das mit Akustikgitarre viel näher an Countrypop ist, als man sich wahrscheinlich vorstellt. Noch stiller wird es im Rausschmeißer "Lose my wife", der von sich unterhaltenden Gästen als Bar-Performance verortet wird. Ebenfalls unerwartet: der clubbende Afrobeats-Track "Tears" mit schwungvollem Keyboard und dem nigerianischen Sänger Omah Lay, der mit ausgebreiteten Armen auf dem Album zu fliegen scheint. Am schönsten wird es indes im Titelsong, der mit E-Gitarre die vegane Lederjacke überwirft und sich beschwingt in einen liebevollen Refrain wirft, in dem man sich gemeinsam wohlfühlt: "You kiss me like you wanna make love / To all my fucking demons." Gitarrensolo inklusive! Und das ist nicht mal alles auf einem Album, das sich angekommen anfühlt. Nicht dass Kehlani Ashley Parrishs Musik nicht vorher schon eine Menge Spaß hat machen können, aber "Crash" hört sich gesund an und lässt sich deshalb bedingungslos genießen. Vielleicht können wir endlich aufhören, über die Traumata und Tragödien zu sprechen.
Highlights
- Next 2 u
- Crash
- Sucia (feat. Jill Scott & Young Miko)
- Deep
Tracklist
- GrooveTheory
- Next 2 u
- After hours
- Crash
- 8
- Sucia (feat. Jill Scott & Young Miko)
- Better not
- Tears (feat. Omah Lay)
- Vegas
- Deep
- Chapel
- Lose my wife
Gesamtspielzeit: 43:04 min.
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