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Poems For Laila - Frühstück in Budapest

Poems For Laila- Frühstück in Budapest

Metropol / Vielklang / Edel
VÖ: 23.02.2004

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Gelegenheit macht Diebe

Daß Nikolai Tomás ein eher hoffnungsloser Romantiker ist, hat der eine oder andere ja vielleicht schon mitbekommen. Man hörte es an seiner nicht immer kitschfernen Stimme und las es aus seltsamen Geschichten, welche man sich oft eher erfühlen mußte, statt sie zu verstehen. Doch seinem Vehikel Poems For Laila, das seit dem Ende der Achtziger mit furiosem Folkrock Ost und West vereinte, ging zwischenzeitlich die Luft aus. Auch nach einem längeren Boxenstopp konnte das letzte Album "On a Wednesday" kaum noch für müdes Lächeln sorgen.

Doch anstatt weiter das Englisch zu brechen wie andere Leute das Brot, ist Tomás anscheinend kurz vor dem "Frühstück in Budapest" mitten in Berlin aufgewacht. "Es ist ein neuer Tag, der sich hier vor mir zeigt." Versöhnt mit der deutschen Sprache leben völlig unerwartet die Gedichte für das 21. Jahrhundert auf. Mit Schnodder in der Nase und Schmelz in der Kehle skizziert Tomás allerlei Alltägliches, reibt sich an diversen Vorurteilen und läßt endlich wieder Dampf ab. "Fühl mich einfach nur wie'n Arsch aus Berlin."

Seine Band stolpert derweil fröhlich durch die Großstadtwüste und probiert sich an knochentrockenem Folkrock. Mal besinnlich, mal aufmüpfig. Die zurückgekehrte Allzweckwaffe Anne de Wolff (Rosenstolz, Ira Hayes, Pankow, Calexico, Virginia Jetzt) veredelt dabei mit Akkordeon, Violine und Viola Tomás' Erlebnisse. "Ich habe Sachen gesehen, die hab ich so nicht erwartet." Seine spröde Lyrik erinnert in den besten Momenten - und die sind diesmal nun wirklich nicht selten - an den großen Rio Reiser oder Element Of Crime. Nicht die schlechtesten Referenzen.

So stürzt sich Tomás im famosen "Umgestalten" wie ein aufgeputschter Herr Lehmann all den Nervtötern entgegen. "Bei Aldi gibt's wieder keine Sahne mehr / Die hat die Alte da geklaut / Die mit dem fiesen Grinsen und dem Rentnerkämpferblick." Er nörgelt gegen Frühstücksterroristen und Mutanten in der U-Bahn und fuchtelt mit dem Schlachtermesser herum. Nicht nur, weil es sich so schön auf "Bald wird alles besser" reimt. Derlei Furor hätte man dem gelackten Hauptstadtbärtchen gar nicht mehr zugetraut. Und nicht nur hier wird klar, daß sich "Frühstück in Budapest" nach dem totproduzierten Vorgänger einen Dreck um Wohlklang kümmert. Das knirscht und kratzt und kracht. Einfach so aus dem Bauch heraus.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Arsch aus Berlin
  • Würdelos und frei
  • Umgestalten
  • Suche nach dem Glück

Tracklist

  1. Vielleicht
  2. Arsch aus Berlin
  3. Alles wird gut
  4. Würdelos und frei
  5. Nicht vorbei
  6. Küss ich Deinen Mund
  7. Umgestalten
  8. Suche nach dem Glück
  9. Annes Song
  10. Sun is on the roof
  11. Weißt Du noch?
  12. Entspanntes Outro

Gesamtspielzeit: 49:16 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Katrin Plitzner
2004-03-24 22:41:08 Uhr
Eure Beschreibung triffts ziemlich gut. Zuerst fand ich die deutschen Texte ein bisschen peinlich und auch deutlich schlechter (oder schlichter) als die von Sven Regener, an die ich des öfteren erinnert worden bin, aber dann war ich auf dem Konzert... und ich dankte Gott, dass ich das, was ich 95 nicht mehr kennengelernt hatte, jetzt endlich nochmal erleben konnte. So muss es damals gewesen sein! Ich liebe die neue Platte! Grüße, Kati
Oliver Ding
2004-02-20 14:48:57 Uhr
Und die Tourdaten:

28.02. Neustadt-Forum
29.02. Hannover-Faust
02.03. Hamburg - Knust
03.03. Essen - Zeche Karl
04.03. Freiburg - Jazzhaus
06.03. Magdeburg - Feuerwache
07.03. Osnabrück - Works
08.03. Köln - Underground
09.03. Aschaffenburg - Colossal
10.03. Jena - Rosenkeller
11.03. Nürnberg - Hirsch
12.03. Halle - Turm
13.03. Annaberg - Alte Brauerei
14.03. Berlin - Kesselhaus/Kulturbrauerei
Oliver Ding
2004-01-20 17:58:34 Uhr
Am 23. Februar wird die neue Scheibe von Poems For Laila erscheinen. "Frühstück in Budapest" verspricht dabei zwei Dinge: die zumindest zeitweise Rückkehr zu schnoddrigem Folkpunk und erstmals komplett deutschsprachige Texte.
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