The Mysterines - Afraid of tomorrows

Fiction / Universal
VÖ: 21.06.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Spiegelschrift
Die Neunziger sind längst zurück. Ob Doc Martens, Buffalo Boots, bauchfreie Tops, weit geschnittenes Beinkleid, löchernes Plastik-Halsband und, und, und. Immerhin konsequent, möchte man meinen, denn der Nineties-Sound war nie wirklich weg, schließlich lassen Eurodance-Klassiker der Marke Culture Beat und Dr. Alban nach wie vor Dorfdiskos und Partytempel erbeben. Andere Genres jener Dekade, Grunge oder Alternative zum Beispiel, hielten sich unauffälliger, entzogen sich dem Rampenlicht immer mal wieder. Ähnlich fühlt es sich an, wenn man sich der Musik von The Mysterines nähert, einer aufstrebenden jungen Band aus der Merseyside, nahe Liverpool.
Ihr atmosphärischer Alternative Rock steht nicht gern im Mittelpunkt, umso bemerkenswerter dennoch, dass ihr Debüt "Reeling" die Truppe auf Anhieb in die UK-Top-20 hievte und schließlich zu Jools Holland ins Late-Night-TV. Konsequent scheint insofern, dass sich ihr Zweitwerk "Afraid of tomorrows" ebenfalls nicht vor dunklen Ecken scheut, ein Muster findet sich vielmehr im markanten Riffing, wie im seitwärts dahingrungenden "Stray". Auch die wuchtige Auskopplung "The last dance" besticht durch Intensität und Atmosphäre zugleich. Im Refrain fleht Sängerin Lia Metcalfe zu ihren Hörer*innen: "If only you'd take my hand." Und man kann kaum anders. Das Stück gerät dabei äußerst eingängig, und dennoch schielt das Quartett nicht in Richtung der nächstbesten Festival-Bühne, um irgendwelche Handclaps im Publikum zu generieren.
Metcalfe, zum Großteil auch Haupt-Songwriterin, trägt den atmosphärischen Sound von The Mysterines zu keinem geringen Teil mit der Kraft ihrer volumenreichen Stimme. Das gelingt sowohl im düsteren, auf einem fesselnden Riff dahinwankenden "Tired animal", als auch im intimen, aber nicht minder intensiven "Jesse you're a superstar", beiden Songs wohnt letztenendes auch die Fragilität bekannter 80s-Post-Punk-Vertreter inne. Ähnlich bewegend gerät das psychedelisch angehauchte "Another, another, another". Folkiger geht's im Titelsong zu, der rein auf der Akustischen reitet und daher, ähnlich wie das tolle "Hawkmoon", eine gewisse Lagerfeuer-Romantik aufleben lässt. So hüpfen The Mysterines zwischen Juvenilität und Anspruch ein bisschen auch durch die Genres. Bis man als Zuhörer*in plötzlich mitten in "Sink ya teeth" landet, diesem Knallbonbon auf Bass-Riff und stoischem Drumbeat. Das Stück kanalisiert jene Gefühlszustände, wenn Leidenschaft und Begierde zur unkontrollierbaren, kopflosen Sucht werden. Eine explosive Mischung.
Und so kommt "Afraid of tomorrows" maximal authentisch daher: fragil und kraftvoll zugleich, mit wilden und zarten Momenten. Vielleicht auch ein bisschen so, wie der Autor dieser Zeilen seine Jugend inmitten jener Neunzigerjahre erlebte: manchmal sehr überfordernd und niederschmetternd, aber auch immer wieder wunderschön. "Die Platte ist wie ein Spiegel", erläutert Lia Metcalfe, "in dem Du erkennst, dass Du nichts weiter bist als ein formloses Wesen, das aus himmlischen Konstellationen besteht: aus Traumata, aus Altem und Neuem, aus Fehlern, aus Sucht, aus Angst und Glück, aus Einsamkeit, aber letztlich aus dem Wunsch zu leben und den Kampf anzunehmen." Ergibt (rückblicked) irgendwie Sinn, oder?
Highlights
- Stray
- Tired animal
- Jesse you're a superstar
- Sink ya teeth
Tracklist
- The last dance
- Stray
- Another, another, another
- Tired animal
- Jesse you're a superstar
- Hawkmoon
- Sink ya teeth
- Junkyard angel
- Goodbye sunshine
- Inside a matchbox
- So long
- Afraid of tomorrows
Gesamtspielzeit: 41:12 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Blanket_Skies Postings: 677 Registriert seit 21.09.2013 |
2024-07-08 22:06:26 Uhr
Seh ich auch so. Schon vor der Veröffentlichung vom zweiten hatten die für mich unzählige Hits (auf dem ersten Alben wie verschiedenste Einzelveröffentlichungen und B-Seiten). Ein bisschen hatte ich ja befürchtet, dass sich die Art des Gesangs und das Geriffe für mich bald abnutzt - aber nö, hier definitiv noch nicht. |
Cayit Postings: 285 Registriert seit 05.05.2014 |
2024-06-28 10:34:38 Uhr
Starkes Album.7/10! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28795 Registriert seit 08.01.2012 |
2024-06-27 22:20:41 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
MickHead Postings: 5506 Registriert seit 21.01.2024 |
2024-06-19 12:55:27 Uhr
Neuer Song "The Last Dance"https://www.youtube.com/watch?v=MtUM1wo5y-Q |
MickHead Postings: 5506 Registriert seit 21.01.2024 |
2024-06-15 11:01:56 Uhr
Die UK Indie-Rock und Grunge Band "The Mysterines" aus Wirral, veröffnetlcht am 21.06. ihr 2. Album "Afraid Of Tomorrows". Nachfolger von "Reeling" # 9 UK Albums Chart aus 2022.Stray (2024) https://www.youtube.com/watch?v=4NquU--FL9Y Sink Ya Teeth (2024) https://www.youtube.com/watch?v=ema3-It1nvk Reeling (2022) https://www.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_nGXHRGC0U2hT4vdlMJ-GDtJN83qjSyR_M |
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Referenzen
Cable Ties; Savages; New Pagans; Placebo; Siouxsie And The Banshees; My Bloody Valentine; PJ Harvey; Royal Blood; Nick Cave & The Bad Seeds; Bat For Lashes; Mitski; Beck; Queens Of The Stone Age; Mudhoney; The Smashing Pumpkins; Fontaines D.C.; Kate Bush; Slowdive; Sonic Youth; Young Prisms; Florence And The Machine; Guano Apes; Garbage; Nirvana; Sprints; Surfer Blood; Biffy Clyro; Ditz; A Place To Bury Strangers; Alanis Morissette; Bush; The Cure; Joy Division; Depeche Mode
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- The Mysterines - Afraid Of Tomorrows (5 Beiträge / Letzter am 08.07.2024 - 22:06 Uhr)