Lølø - Falling for robots & wishing I was one

Hopeless
VÖ: 07.06.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Gib mir mein Herz zurück
Manchmal kann es so einfach sein. Wenn man über die Musik von Lølø spricht, muss man eigentlich nur die bekannten Künstlerinnen aufzählen, die ähnliche Musik machen, und schon weiß jeder Mensch, wie das klingt. Also hier: Olivia Rodrigo, Avril Lavigne, Taylor Swift in ein bisschen pop-punkiger. Und mit Maggie Lindemann hat sie sogar einen gemeinsamen Song herausgebracht. Bei Lølø geht es um Break-ups, um Herzschmerz, aber auch Enttäuschung und Wut und das ewige Auf und Ab des Selbstwertgefühls. Jetzt können wahrscheinlich schon einige den inneren Frieden mit sich machen und guten Gewissens sagen: Nein, das brauche ich nicht, das ist nichts für mich.
Warum lohnt es sich aber, in das Debütalbum "Falling for robots & wishing I was one" der 1997 geborenen Kanadierin reinzuhören? Zum einen sind da der eindeutige Witz und die Persönlichkeit, die man schon auf dem Cover sehen kann, auf dem Lølø in pervertierter Zauberer-von-Oz-Ästhetik und schrillen Farben das ausgerissene Herz eines Roboters hält. Das ist irgendwo zwischen Millenial und GenZ und eindeutig ganz doll vom Internet inspiriert, das ihr während der COVID-Pandemie auch viel Reichweite für Coversongs auf TikTok geschenkt und ihre Karriere dadurch nach vorne katapultiert hat.
Titel wie "Omg", "2 of us" oder "U turn me on (but u give me depression)" dürften bei Sprachpuristen schon Herzrasen verursachen. Die dazugehörigen Songs klingen dann auch nach Pop-Punk-Revival, wenn "Omg" erst sanft selbstzweifend unterwegs ist und dann für den Chorus Gitarre, Drums und Stimme auf geplanten Krawall gehen. "2 of us" ist der große Hit und setzt im Refrain auf Relatability und Drama, weil man einfach nicht abschließen und loslassen kann: "Do you think I'm stupid? Do you think I'm dumb? / Well, maybe I am 'cause I still pick up / I hate that I don't hate you quite enough / So I must be stupid, I must be dumb / Guess that makes two of us." Und das genannte "U turn me on (but u give me depression)" legt sogar noch eine Schippe Dramatik im Text drauf, während das Schlagzeug Kompressionen durchläuft: "I wish I fell for an ax murderer instead of you / He'd kill me too, but at least he'd make it quick."
Das Wunderbare an den 15 Songs ist, dass alle direkt reingehen und Spaß machen. Irgendwo gibt es das lose Konzept, aber die Stücke stehen für sich und haben jeweils eine eigene Identität. In "I wish I was a robot" wird ein Teil der Zeilen durch den Vocoder-Effekt sympathisch unterstrichen, und wieder sind da Humor und Selbstzweifel in einem Atemzug: "Sometimes I think I'm ugly / Other times I want to fuck me." Etwas ruhiger wird es in "*Thoughts from the shower*", das nur mit Gitarre und etwas Hall im Raum wirklich direkt aus der Dusche klingt und dann auch noch Wasser tröpfeln lässt. Und auch das ebenfalls mit Sternchen markierte "*Snow in Berlin*" lässt nur die nahbare Akustikgitarre wirken, mit der Lølø sich selbst begleitet. Ganz am Ende kommt noch mal der Zinnmann ins Spiel, wenn der unangenehme toxische Dude genauso herzlos wie die fantastische Figur ist, aber sich dieser wenigstens noch bemüht: "He's searching up and down and yellow brick roads / And fighting the witch of the west / But you can't even answer a text." Dann wird es mit "La-da-da"s kurz groß und dann ganz nahbar: "If you only had a heart that'd be nice." Lølø erfindet auf ihrem Debütalbum nichts neu, aber an jeder Stelle spürt man viel Herz, das anderen zu fehlen scheint. Und auch wenn vieles ganz schwer ist, ist auf "Falling for robots & wishing I was one" manches einfach einfach.
Highlights
- 2 of us
- Wish I was a robot
- U & the tin man
Tracklist
- Intro
- Omg
- Faceplant
- 2 of us
- Gloria
- U turn me on (but u give me depression)
- Wish I was a robot
- Hot girls in hell
- *Thoughts from the shower*
- Poser
- *Snow in Berlin*
- Kill the girl
- I would fix u if I could
- Suck it up
- U & the tin man
Gesamtspielzeit: 39:39 min.
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2024-06-19 21:52:05 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Fletcher; Olivia Rodrigo; Taylor Swift; Avril Lavigne; Holly Humberstone; Madison Beer; Maggie Lindemann; Charlotte Sands; Leah Kate; Kelsy Karter & The Heroines; Stand Atlantic; Paramore; Upsahl; Sophie Powers; Hilary Duff; Kelly Clarkson; Tate McRae; Reneé Rapp; Sabrina Carpenter; Nessa Barrett; Hot Milk; Girlfriends; Phem; Pale Waves; Renforshort; Honey Revenge; Girli; Tramp Stamps; Green Day