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Mono - Oath

Mono- Oath

Pelagic / Cargo
VÖ: 14.06.2024

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Furiose Souveränität

Rekord im Hause Mono: Das zwölfte Album "Oath" ist tatsächlich ihr längstes. Zwar bloß fünf Minuten und damit einen halben Song über dem Klassiker "Hymn to the immortal wind", und auch nur, wenn man reguläre Studioalben mitzählt. Aber immerhin. Bei den Japaner*innen und im Postrock sowieso gelten winzigste Veränderungen ja als disruptive Innovation. Ansonsten wird gerade bei der Symbolik auf Altbewährtes zurückgegriffen: "Hear the wind sing" heißt vermutlich nicht zufällig wie der Debütroman von Haruki Murakami – damit hätten Mono auch den popkulturellen Querverweis zu ihrem Herkunftsland in der Tasche. Das ursprünglich 1979 erschienene Buch ist im Gegensatz zum bedeutungsschwangeren Magischen Realismus, mit dem Murakami-sensei später weltberühmt werden sollte, eher die unspektakuläre Alltagsbetrachtung eines ziellos umherdriftenden Einzelgängers innerhalb eines nur lose zusammenhängenden Plots. Parallelen zu Mono-Songs finden sich hier durchaus. Denn nicht allein besagtes Stück, auch so manches andere auf "Oath" zieht regungslos vorbei. Zwar schön und erhaben, aber ohne bleibenden Eindruck.

Ein bisschen träge wirken Taka Goto und seine Mitstreiter*innen beim immergleichen Aufbau der neun ausgewachsenen Kompositionen, die elektronisch fiependen Intros beziehungsweise Outros "Us, then" und "Then, us" einmal ausgenommen: zärtlicher Einstieg (besonders reduziert im skizzenhaft bleibenden "Hourglass"), schichtweises Hinzupflegen weiterer Instrumente, Orchestereinsatz, epischer Schluss. Damit landen sie diesmal öfter als auf vergangenen Alben bei überraschungsarmem Crescendo-Core. Das Postrock-Rezensions-Bingo ließe sich mühelos durchspielen: cineastisch, mäandernd, meditativ. Ganz so einfach macht die Instrumental-Rock-Instanz es sich und uns dann aber doch nicht. Die feierlichen Bläser-Fanfaren des Titeltracks erzeugen heimelige Wärme, bevor Shoegaze-Wände den Ambient-Track in schlanken viereinhalb Minuten über die Ziellinie bringen. Mitunter fällt auch eine elektronischere Kante ins Gewicht: "Run on" bastelt knisternde, beinahe Glitch-artige Percussion-Elemente in den Mahlstrom, die Gitarren kippen bald in unheilvolles Rauschen – nach dem freundlichen Einstieg von "Oath" wird es hier deutlich finsterer und aufwühlender.

"Reflection" dreht sich anschließend um sein leitmotivisches Lick ziemlich im Kreis. Dennoch lohnt es sich natürlich, bei der Stange zu bleiben: Die simple Piano-Figur von "Holy winter" bringt das Kunststück fertig, mit nur ganz wenigen Tönen genau diese magische Stimmung zwischen Schwermut und Euphorie zu beschwören, die man an Band und Genre so schätzt. Drum herum fackelt das Quartett die ganze Bandbreite seines Könnens in furioser Souveränität ab – so muss das. Langweilig sind auch routinierte Mammutwerke wie das mit flirrender Lead-Gitarre glänzende "We all shine on" keineswegs. Mono feiern 2024 ihr 25-jähriges Bestehen, können sich Gewohnheiten eben erlauben. Und ohnehin gibt es an Routine doch wenig auszusetzen, sofern das Ergebnis stimmt – das gilt für die Produktion des leider kürzlich verstorbenen Steve Albini, das Songwriting und "Oath" als Ganzes. Selbst wenn die richtigen Aha-Momente ausbleiben, ertappt man sich dabei, wie man die Platte dann doch wieder startet, sich entspannt zurückfallen lässt, währenddessen in einem Murakami-Schinken der Wahl schmökert. Oder hat man genau diesen schon gelesen? Wie machen die Japaner das nur immer wieder?

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • Oath
  • Run on
  • Holy winter

Tracklist

  1. Us, then
  2. Oath
  3. Then, us
  4. Run on
  5. Reflection
  6. Hear the wind sing
  7. Hourglass
  8. Moonlight drawing
  9. Holy winter
  10. We all shine on
  11. Time goes by

Gesamtspielzeit: 71:23 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Leech85

Postings: 923

Registriert seit 15.03.2021

2024-12-12 08:59:38 Uhr
You are there ist bei mir ihre 4. beste. An gewissen Tagen aber auch meine liebste Platte;)
Vor allem der Titeltrack und Moonlight sind der Hammer.

Beefy

Postings: 508

Registriert seit 16.03.2015

2024-12-12 08:50:18 Uhr
Beim ersten Album haben sich Mono meiner Meinung nach schon noch sehr an Mogwai orientiert, danach aber immer mehr ihren eigenen Sound gefunden. Ich bin anscheinend einer der Wenigen, bei denen You Are There zuoberst steht.

Leech85

Postings: 923

Registriert seit 15.03.2021

2024-12-11 09:32:24 Uhr
Mogwai und Mono kann und konnte man nie vergleichen.
Mogwai waren nie darauf aus nur schön und wehmütig zu klingen. Sie haben extrem viele verschiedene Stilmittel in ihren Songs. Das zeigt schon nur das Album Rave Tapes das stilistisch gesehen võllig anders ist als alles andere. Aber eben immer noch Mogwai.
Aber Mono sind so ne Band wo man immer weiss was man bekommt. Da gibt es selten drastische stilistische Veränderungen. Aber warum auch? Was sie können tun sie gut und das seit Jahren.
Auch für mich ist Oath nahe dran an der Perfektion. Kommt Hymn of the... extrem nahe.

Vor allem sind hier nur Bombast Songs drauf.

zurueck_zum_beton

Postings: 234

Registriert seit 07.07.2013

2024-11-29 07:59:48 Uhr
Die Zeiten, wo man Mogwai und Mono unfallfrei miteinander vergleichen kann, sind aber auch seit 15 Jahren vorbei, sofern es diese Zeiten jemals gegeben haben sollte. Oder spielst du auf Gefälligkeit und eben schönklang an? Stilistisch sind das schon zwei paar Schuhe, auch wenn mangels Alternativen immer Post-Rock drangeklebt wird.
Ich finde, dass Nowere Now Here eine extrem starke Neuentwicklung war und sich Mono auf Oath wieder auf ihre Trademarks zurück besinnen.
Beide Bands - Mono und Mogwai - allerdings bis heute auf einem durchweg hohen Niveau (mit Schwankungen) unterwegs, sodass die Reduktion auf schönklang irgendwie ins Mittelmaß weist, was ich allerdings so nicht sehe. Vielleicht stört dich eher ein Mehr vom Gleichen?

Mr Oh so

Postings: 3284

Registriert seit 13.06.2013

2024-11-28 18:11:30 Uhr
Ich persönlich fand Nowhere Now Here wesentlich stärker.
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