NxWorries - Why Lawd?

Stones Throw / PIAS / Rough Trade
VÖ: 07.06.2024
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Heaven sent
Ach Gott, dieses Album schickt der Himmel. Nach reichlich Wartezeit erscheint nun endlich der Nachfolger zu "Yes Lawd!" von NxWorries, dem Kollabo-Projekt von Rap-Genie Anderson Paak und dem virtuosen Produzenten Knxwledge. Schon der Titel impliziert, dass statt der Euphorie des Vorgängers hier mehr hinterfragt wird oder manchmal gar Melancholie dominiert. Gleichzeitig wirken viele Tracks tröstend, wie eine Umarmung zwischen liebevollen Soul-Instrumentals und melodischen Reimen, selbst dann, wenn es lyrisch aufwühlender wird. Durch die erlesene Wahl der Gäste, Paaks unverwechselbarem Rap-Singsang und die nicht minder sauberen jazzy R'n'B-Sounds von Knxwledge bewegt sich "Why Lawd?" auf einem durchgängig erhabenen Niveau. Dass es beim ersten Eindruck nicht so wirken mag, weil es sich hier um keine einfache Platte handelt, sei explizit als Stärke statt als Schwachstelle genannt.
Interessant ist, dass die schon recht kurze Single "86 Sentra" von all dem noch am wenigsten ausstrahlt und dennoch hervorsticht. So schön smooth und locker, dass es kaum ins Gewicht fällt, wie Paak mit einem knackigen Part im Prinzip schildert, wie und warum er als Rapper bis zur Rente leben will. Mögen sich ja viele wünschen, aber hier haben wir es eben mit einem mehrfach preisgekrönten Ausnahmemusiker zu tun, bei dem es sich bloß so schön unkompliziert anhört, worin ja eigentlich die hohe Kunst liegt. Wer eher nach klassischem HipHop sucht, muss sich mit diesen knapp anderthalb Minuten begnügen, denn so richtig rap-lastig wird es nur noch gelegentlich. "Out the way" zum Beispiel lebt von einer hypnotisierenden Hook, dem starken Gastbeitrag von Rae Khalil und einer träumerischen Gelassenheit aufgrund frischer Liebe. Anders als Dein nerviger Kumpel, der Dir mit Anekdoten über seine Neueste ein Ohr abkaut, fühlt sich der Vibe dieses Songs so angenehm, so unaufdringlich schön an. Noch dezenter gehalten ist "Where I go" mit H.E.R., welche mit Paak ein spontanes Duell um das zauberhafteste Hauchen gewinnt. "From here" greift ebenso die Frage auf, wohin der leider ziemlich verzweigte Weg des Lebens eigentlich noch hinführt. Antworten gibt es nicht, dafür gesanglichen Support vom aufstrebenden October London und einem charmant-verwirrten Snoop Dogg, der so gezielt am Takt vorbei spricht (statt rappt), dass es sich neben dem Spoken-Word-Beitrag von Dave Chapelle im Opener "Thank U" perfekt ins Gesamtkunstwerk fügt.
Jenes Kunstwerk besteht auch aus einer beachtlichen Summe beflügelnder Solo-Tracks, die sich vor den ebenfalls überragenden Features nicht verstecken müssen. Ganz besonders die Single "Daydreaming" mit ihren prägnanten Gitarren-Samples, den wieder sehr verliebten Lyrics und einer ansteckenden Soul-Stimmung, die in ihrer Lockerheit bei gleichzeitig sehr pointierten Einsätzen zum Verweilen einlädt. Ein großartiger Song, dem es kaum an etwas fehlt. Dahinter verdienen vor allem das leicht wehmütige "Distant space", die Gemütlichkeit von "Distractions" und der gepitchte, doch elegante Stimmeinsatz bei "She used" noch zuhauf Beachtung. Aber ehrlich, diese Platte ist tatsächlich frei von Schwachstellen und jeder Track ein kleines Meisterwerk der Beteiligten. Und das kommt wirklich wie gerufen in Zeiten, wo man sich in Anbetracht des Weltgeschehens täglich fragt, was Gott (oder welche Macht auch immer) sich dabei denkt, warum das so alles so passieren kann. Diese Platte wird vielleicht nicht die ganze Menschheit retten können, aber immerhin für Einzelne durchaus Trost, Krisenbewältigung oder die persönliche Hintergrundmusik für eine bessere Zukunft darstellen.
Highlights
- 86 Sentra
- Where I go (feat. H.E.R.)
- Daydreaming
- From here (feat. October London & Snoop Dogg)
- Out the way (feat. Rae Khalil)
Tracklist
- Thank U (feat. Dave Chapelle)
- 86 Sentra
- Move on
- Keep her (feat. Thundercat)
- Distractions
- Lookin'
- Where I go (feat. H.E.R.)
- Daydreaming
- From here (feat. October London & Snoop Dogg)
- Fall thru
- Battlefield
- Here I am
- Out the way (feat. Rae Khalil)
- She used
- More of it
- NVR.RMX (feat. Charlie Wilson)
- Distant space
- Walk on by (feat. Earl Sweatshirt & Rae Khalil)
- Evn more
Gesamtspielzeit: 44:19 min.
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2024-06-12 16:16:04 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Anderson Paak; Knxwledge; October London; Rae Khalil; Charlie Wilson; J Dilla; Kendrick Lamar; Chance The Rapper; Snoop Dogg; Mick Jenkins; BJ The Chicago Kid; Phony Ppl; Terrace Martin; Rapsody; Noname; Saba; Jay Prince; Matt Martians; Domo Genesis; 9th Wonder; Sango; Lance Skiiiwalker; Syd; Ravyn Lenae; Erick The Architect; Cleo Sol; ; Earl Sweatshirt; Vince Staples; The Game; Rick Ross; Action Bronson; Ab-Soul; A$AP Rocky; Busta Rhymes; The Roots; Frank Ocean; Flying Lotus; Pomrad; DJ Shadow; Free Nationals; Mndsgn; Summer Walker; H.E.R.; Pale Jay; Thundercat; Ghostface Killah; Solange; Isaiah Rashad; Gwen Bunn; OutKast; Big Boi; André 3000; Dr. Dre; Blood Orange; Baby Rose; Planet Giza; Dave Chapelle; Max Moore; Stanley Clarke; George Duke; Aida Osman; Madison McFerrin; Adi Oasis; Mike Bozzi; Dos Pueblos; Jhair Lazo; MF Doom; Madlib; Omar Rodriguez-Lopez; Peanut Butter Wolf; Wildchild; Lootpack; Aloe Blacc
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