James Vincent McMorrow - Wide open, horses

Nettwerk / Warner
VÖ: 14.06.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Herbstsommer
Es gibt Musiker*innen, die sind wirklich kaum zu fassen. Der Kopf von Bon Iver, Justin Vernon, ist für viele wohl so jemand. Doch auch der musikalisch stark vergleichbare James Vincent McMorrow zählt dazu – und zwar aus den gleichen Gründen. Die beiden Künstler eint nicht nur der Falsetto-Gesang: Der Multiinstrumentalist brilliert in jedem Genre, an welches er sich bisher gewagt hat. Folk und Indie hat er zwischenzeitlich durch Pop und R'n'B erweitert und glänzte als Feature-Partner etwa an der Seite von Drake. Außerdem hält der Songwriter seine Qualitätsstandards seit mehreren Alben weit oben. Mit "Wide open, horses" liefert er eine Besinnung zurück zu anmutig geschichtetem Folk. Auch hier sind keine Niveau-Einbußen in Sicht. McMorrow weiß noch immer, wie er seine Zuhörer fesselt, beeindruckt und schlichtweg für schöne Untermalung sorgt.
Denn so ist das eben mit Folk: Das Genre kann nicht nur nach Herbsttagen, Kastaniensammeln und anschließendem heißem Tee klingen. Es kann ebenso eine nette Berieselung beim Einkaufen, Lernen oder Spazieren (auch bei gutem Wetter) sein. Einerseits erschafft McMorrow genau das mit "Wide open, horses". Andererseits liefert er auch 13 Songs, in denen es nach mehrfachem Anhören stets Neues zu entdecken gibt und deren Sound-Abbiegungen öfter als nur einmal bezaubern. Der Opener "Never gone" ist direkt so ein Fall. Gitarren- und Banjo-Saiten sorgen für einen sanften Einstieg und lassen zunächst keine Wendung erahnen. Dazu rieselt McMorrows ebenso zarter Gesang über die simple Soundkulisse. Erst ab der Hälfte setzen Drums ein, die in der letzten Minute in Kombination mit Klaviertönen, Gitarre und langgezogenem Gesang schließlich in einem atmosphärischen Highlight des Albums gipfeln. Inhaltlich hinterfragt McMorrow den Sinn des Lebens und wofür die Menschheit überhaupt existiert. Die grundlegenden Lebensfragen sind ein Motiv, das auf "Wide open, horses" immer wiederkehrt.
Der Titelsong funktioniert zwar nach anderer Rezeptur, ist aber ebenfalls eine Wucht. Einzelne Saiten-Töne werden erst im Verlauf von einer wiederkehrenden Klaviermelodie begleitet, dazu kommen sanfte Drums und McMorrows Gesang, der sich ausnahmsweise nicht in der Kopfstimme wiegt. Der Refrain wird hymnenhaft aufgetischt, eigentlich ruft der Sänger nur "The sun" aus, zieht den Namen des Himmelskörpers aber angenehm in die Länge, während alle Instrumente nochmal richtig aufblühen. Poppiger wird es erst wieder mit dem bass-betonten "Give up", das mit schelmischem Kindergesang startet. Noch stärkere Bon-Iver-Vibes versprüht hingegen "The things we tell ourselves", in dem Synth-Spielereien auf Klavier treffen. McMorrows Gesang schlägt hier am ehesten in die Kerbe Radiopop – auch einfache Zugänglichkeit steht ihm. Wenn man diese Ausreißer ausklammert, bleibt "Wide open, horses" aber ein Folk-Album, in dem man sich zeitlich ein wenig verlieren kann – mindestens bis zum nächsten regnerischen Herbsttag.
Highlights
- Never gone
- Wide open, horses
- The things we tell ourselves
Tracklist
- Never gone
- Look up!!
- No one gets what they wanted
- Stay cool
- Wide open, horses
- Day the lights went out
- Give up (extended version)
- The standard
- The things we tell ourselves (extended version)
- White out (demo)
- Darkest days of winter
- Call me back
- Meet me in the garden
Gesamtspielzeit: 59:57 min.
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MickHead Postings: 4536 Registriert seit 21.01.2024 |
2024-10-27 00:19:48 Uhr
Sunburn is out now. To me this song is about trying to find a quiet space to exist, i recorded a lot of versions of it but i kept coming back to the most simple version of the thing. I hope you like it. Tour starts Sunday in Nashville. "Sunburn" (Erster neuer Song seit dem Album) https://www.youtube.com/watch?v=5BT71ma7bBs |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28468 Registriert seit 08.01.2012 |
2024-06-12 16:15:31 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
keeeyt Postings: 122 Registriert seit 17.08.2023 |
2024-05-24 22:41:05 Uhr
Give up ist ein komischer Track. |
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Referenzen
Bon Iver; Ben Howard; Roo Panes; Iron & Wine; Benjamin Francis Leftwich; Henry Jamison; Hayden Calnin; Bonnie 'Prince' Billy; Fleet Foxes; Ray LaMontagne; Bowerbirds; The Head And The Heart; Stornoway; Villagers; J. Tillman; Horse Feathers; Leif Vollebekk; Amos Lee; Will Oldham; Smog; Novo Amor; Dan Mangan; The Unthanks; Noah And The Whale; Mumfords & Sons; Midlake; Band Of Horses; Great Lake Swimmers; Antony & The Johnsons; James Bay
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