Hoehn - Mistral

Eigenvertrieb
VÖ: 31.05.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Auf Uropas Spuren
Rückgriffe auf die Vergangenheit stehen bei Hoehn, einem Projekt des Brüderpaars Samuel und Silvan Kunz, hoch im Kurs. Das beginnt schon beim Namen, denn der ist eine Hommage an Alfred Hoehn, Urgroßvater der beiden. Während hier das virtuose Spiel an der Gitarre den Ton angibt, war es beim im 19. Jahrhundert geborenen und 1945 gestorbenen Familienmitglied das Piano. Die musikalische Ader wurde dem Duo also offenkundig mit in die Wiege gelegt, ohne dass sich die drei jemals persönlich über den Weg hätten laufen können. "Mistral" mag mit seinen 17 Stücken als Hoehn-Debüt gelten, gemeinsam kreativ sind die beiden indes schon etwas länger – unter anderem als Mitglieder der Formation Panda Lux, die zwischen Alternative und Pop agiert. Silvan Kunz legte zuletzt außerdem in Zusammenarbeit mit der nicht nur Eingeweihten bekannten Sophie Hunger als San Silvan seine Solo-EP vor.
Nun also: Hoehn. Man könnte hier, und das wäre wirklich ein großer Fehler, rasch die Segel streichen. Denn mal ehrlich: Wie viele Menschen setzen sich freiwillig hin und hören zwei klassisch ausgebildeten Gitarristen bei ihrem ansonsten durch kaum weitere Zutaten ergänzten Saitenzupfen zu? Samuel und Silvan Kunz machen auf "Mistral" allerdings so viel richtig, dass sich ein verächtliches Abwinken verbietet. Das Brüderpaar tut zum Auftakt gut daran, die Hörerschaft mit dem Opener "Prelude" zunächst einmal zu erden. Denn was auch immer man kurz vor dem Genuss der über 50 Minuten gerade so getan hat, muss konsequent beiseitegeschoben werden. Wer sich nach dem kleinen Vorspiel schließlich auf die passende Ebene des Zuhörens begibt, darf die Augen schließen und abtauchen. Mit großer Präzision und spürbaren Emotionen spielen sich die Geschwister entlang der Songs, ergänzen sich in ihrem Vortrag stets auf den Punkt und geben sich gelegentlich auch kindlich-verspielt.
"Interlude I" unterbricht den Strom der starken Songs kurzzeitig, wir hören Geräusche, darunter ein Hundebellen und ein Flugzeug. Sehnsuchtsvoll geht es im grandiosen "Vacuum" weiter, das sich unwiderstehlich heranschleicht, Platz zum Atmen sucht und schließlich findet. Dieser Song, aber beispielsweise auch das lange nachhallende "Hurricane flower" oder das getragene "Porto" kommen wie eine freundlich formulierten Einladung daher. Eine Einladung nicht nur zum Träumen und Abschalten, sondern auch dazu, in die Rolle des Regisseurs beim eigenen Kopfkino zu schlüpfen. Natürlich ist es denkbar, sich an den Strand zu versetzen oder in die Besonderheiten der portugiesischen Umgebung, in der "Mistral" während eines Roadtrips als Idee entstand. Aber genauso gut kann jede und jeder die ganz persönliche Erzählung in die Musik hineindenken. Filmmusik, die keine vorgegebenen bewegten Bilder benötigt. Ein Fluchtraum aus dem Alltag, der allzu oft durch viel Schwere belastet ist. Und was das alles zu guter Letzt zu einer echten Perle macht: Je nach Stimmung taugt wirklich jeder Titel zum Lieblingsstück.
Highlights
- Ericeria
- La catedral
- Vacuum
- Hurricane flower
- Porto
Tracklist
- Prelude
- Ericeira
- Sand
- Costa
- Mistral
- La catedral
- Interlude I
- Vacuum
- Rosalie I
- Hurricane flower
- Porto
- Interlude II
- Maria
- Blüte
- Beijo de manhã
- Stream
- Rosalie II
Gesamtspielzeit: 53:07 min.
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2024-06-12 16:15:22 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
San Silvan; Panda Lux; Aukai; The Nocturnes; Dead Combo; Nó; Rodrigo Amarante; Tó Trips; Miramar; Frankie Chavez; Bibio; Luiz Bonfá; Garoto; Rita Payés; Elisabeth Roma; Ibrahim Maalouf; Minua; Silvia Pérez Cruz; Sofi Paez; Sergio Díaz De Rojas; Gia Margaret; Enola Reverof; Luce; Paul Palud; Luna Oku; Binary Sunset; Softlander; Follia; Lizzysloaf; Nils Frahm; Ólafur Arnalds; Searows; Opez; O Gajo
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- Hoehn - Mistral (1 Beiträge / Letzter am 12.06.2024 - 16:15 Uhr)