Hippotraktor - Stasis

Pelagic / Cargo
VÖ: 07.06.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Welcher Rhythmus darf es sein?
Immer diese Verlockungen. Die Idee, sich angesichts des Bandnamens eine knackige Überschrift mit Flusspferden auf dem Trecker auszudenken, lag durchaus nahe. Mit Blick auf die Klasse des vorliegenden Albums ist billigen Witzen allerdings konsequent auszuweichen. Also: Schenkelklopfer bleiben heute im Regal, stattdessen gilt der Fokus dem, was das belgische Ensemble Hippotraktor im musikalischen Angebot hat. Und das ist tatsächlich ein wahres Füllhorn und auch das Ergebnis eines personellen Prozesses: Die einst als Trio gestartete Formation ist auf Quintettgröße angewachsen und setzt auf "Stasis" das fort, was sie knapp drei Jahre zuvor auf dem starken Debüt "Meridian" erstmals im Langformat begonnen hat. Der Fünfer hat sich dabei in einer ausgesprochen spannenden Nische zwischen Progressive und Post-Metal eingenistet und liefert sieben neue Kompositionen voller Ideen im Polyrhythmus-Gewand.
Hippotraktor halten sich auf ihrem Zweitwerk gar nicht erst mit einem sanften Einstieg auf und dreschen gleich mal mit Verve auf ihre Instrumente ein. "Descent" heißt der Opener, ein höchst kraftvoller Auftakt mit harschen Riffs und wütendem Gesang. Nach der Hälfte des Songs aber kommt einer dieser Brüche, die dafür sorgen, dass es nicht nur hier, sondern auf Albumlänge niemals langweilig wird. Und nicht nur mit einem kurzen Moment des Innehaltens in all dem Furor ist der erste Song überaus exemplarisch, sondern zusätzlich ein glänzendes Beispiel für die Vorzüge der Banderweiterung. Der abwechselnde Gesang von Sander Rom, der sonst für L'Itch aktiv ist, und dem Psychonaut-Frontmann Stefan De Graef erweitert die Möglichkeiten nachhaltig. Was man nicht vergessen darf: Tatsächlich sind Hippotraktor als Instrumentalband gestartet. Die Gründungsväter Chiaran Verheyden, Jakob Fiszer und Lander De Nyn dürften ihre Entwicklung nicht bereut haben. Zwar enthält "Stasis" nicht durchweg Highlights, aber auch keine Ausfälle – und sehr wohl Momente, die herausragen. "Renegade" zum Beispiel, ein rauschhaftes Stück voller großer Augenblicke und toller Einfälle. Es dürfte zusammen mit dem unmittelbar folgenden "The indifferent human eye" die beste Passage an Musik sein, die die Band bisher komponiert hat.
Es geht ein besonderer Reiz von den sieben Songs aus, die sich zu einem famosen großen Ganzen zusammenfügen. Das clever austarierte Spiel mit den stimmlichen Gegensätzen ist natürlich alles andere als eine neue Erscheinung, aber in der Version von Hippotraktor ist sie von zwingender Überzeugungskraft. Dass innerhalb der Lieder zuweilen ein Part eine ganz andere Richtung einschlägt als ein parallel intonierter anderer, haben auch schon Bands wie Meshuggah zur Meisterschaftsreife gebracht – aber auch in dieser Hinsicht gelingt dem Quintett ein höchst eigenständiger Duktus, der viele Überraschungen, Windungen und Wendungen liefert. "Stasis" ist ein Album wie aus einem Guss und dürfte bei vielen in einer lange währenden Wiederholungsschleife landen. Und wer jetzt zusätzlich Bilder von Flusspferden auf Treckern vor Augen hat: bitte sehr.
Highlights
- Descent
- Renegade
- The indifferent human eye
Tracklist
- Descent
- Echoes
- Silver tongue
- Renegade
- The indifferent human eye
- Stasis
- The reckoning
Gesamtspielzeit: 46:36 min.
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Referenzen
Psychonaut; L'Itch; The Ocean; Grin; Observers; DVNE; Dool; Tesseract; Doodseskader; Baroness; Mastodon; Fear Factory; Gojira; Textures; Uneven Structure; Ions; Pull Down The Sun; Rivers Of Nihil; Hexis; Beastwars; Bipolar Architecture; Herod; Cobra The Impaler; After Nations; Persefone; Vola; Cult Of Luna; Disillusion; Pijn; Leprous; Meshuggah; A Perfect Circle; Tool
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- Hippotraktor - Stasis (1 Beiträge / Letzter am 12.06.2024 - 16:15 Uhr)