Bad Nerves - Still nervous

Suburban / Membran
VÖ: 31.05.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Ins Töpfchen
"Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen", überlieferte man uns einst aus der Märchenwelt ein vermeintlich feines Rezept für das Leben, doch immer wieder ist man geneigt zu sagen: Wenn das denn mal so einfach wäre! Bei Plattentests.de befindet sich der Scheideweg zwischen Kröpfchen und Rezensions-Töpfchen aus Kapazitätsgründen bei unbekannteren Acts häufig zwischen der 6/10- und 7/10-Bewertung. So kam es, dass der Rezensent einst entschied, das Debüt von Bad Nerves kurzerhand auszusortieren. Überhaupt nicht böswillig und bereits kurze Zeit später mit der gar quälenden Gewissheit, die absolut falsche Entscheidung getroffen zu haben. Schließlich hat er ein Herz für hittigen, zappeligen, garagigen Punk.
Welch ein glücklicher Zufall, dass Bad Nerves "Still nervous" sind und sich dementsprechend mit Blick auf ihr Nachfolge-Werk entschieden haben, das Grundrezept nicht wirklich zu verändern. Klar, die Hörerschaft wird immer üppiger, auch und gerade seit Green Days Billy Joe Armstrong mit Lobeshmynnen nur so um sich schmeißt, Bad Nerves als die "aktuell beste Band Großbritanniens" feiert. Ja, diese fünf wilden Jungs aus Essex im Süden Englands scheuen sich heuer nicht vor der ein oder anderen Synthie-Hook, und sie kanten die Schlagstöcke nicht mehr durchgehend so pikant wie beim Erstling.
Doch solange der Auftakt-Feger "Don't stop" auf zweieinhalb Akkorden daherkommt und samt Melodie-Feuerwerk den ersten Schwall an Schweißperlen auf die Stirn bugsiert, nimmt der Zauber Fahrt auf. "Alright! Everything is alright / 'Cause I got you / And you got me", frohlocken Bad Nerves. Manchmal kann es schön und einfach sein. Ob kleine, mit Glamour-Staub gespickte Garage-Punker oder Power-Pop-Hits mit Grölfaktor und Fuzz-Wirbel? Für Bad Nerves ist es offensichtlich eine leichte Übung, das Niveau auch auf ihrer zweiten Platte recht weit oben anzupinnen. "You should know by now!", ruft der Fünfer uns selbstbewusst entgegen und lässt nach gut einer Minute Dampf ab. Wem das scharfe Riffing von "Antidote" zu anstrengend ist, der kommt mit dem Rock'n'Roll von "USA" eh in Wallung und spätestens mit der ohrwurmigen Single "You've got the nerve", mit der die Truppe einmal mehr ihre Liebe zum Ramones-Sound zur Schau stellt, wickeln Bad Nerves einen eh um den kleinen Finger.
Und ja, sie können es auch jenseits der Zwei-Minuten-Marke. Während das für Bandverhältnisse gar ausladende "Television" im Glam- und Classic-Rock-Teich fischt, besticht "Sorry", dieser fuzzig angehauchte Midtempo-Rocker in der Mitte des Albums, durch tolles Riffing und umarmende Melodie. Kritiker mögen infragestellen, warum es vier Jahrzehnte nach den Ramones klischeebeladene Bands braucht, die einem kleine melodische Rocker wie "Too lazy to love" vor den Latz knallen, die dem Genre eigentlich nichts Neues hinzufügen. Die Gegenwart antwortet: Warum denn nicht?! Wenn die Songs stimmen und wenn der Spaß rüberkommt, macht den Zauber von Punkrock und Rock'n'Roll so schnell nichts vergänglich. Schon gar keine Sortiererei in Töpfchen und Kröpfchen.
Highlights
- Don't stop
- You've got the nerve
- Sorry
- You should know by now
Tracklist
- Don't stop
- Antidote
- USA
- You've got the nerve
- Plastic rebel
- Sorry
- Television
- Jimmy the punk
- Alright
- You should know by now
- Too lazy to love
- The kids will never have their say
Gesamtspielzeit: 30:07 min.
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2024-06-12 16:50:22 Uhr
Falsches Album verlinkt. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28637 Registriert seit 08.01.2012 |
2024-06-12 16:14:04 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Bonzo Postings: 3332 Registriert seit 13.06.2013 |
2024-06-03 21:22:21 Uhr
Eure Lieblingsgaragepunkpopband hat ein neues Album rausgebracht. Ein neues "Can't be mine" ist nicht drauf. Trotzdem ist alles wieder dreist catchy. Warum wird das hier eigentlich nicht rezensiert? Ist das.kein Plattentestcore mehr? |
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Referenzen
Buzzcocks; Ramones; Spiritual Cramp; The Vaccines; The Strokes; Jay Reatard; The Hives; The Undertones; The Stooges; The Thermals; Fidlar; Idles; Echo & The Bunnymen; Creeper; The Modern Lovers; Babyshambles; The Libertines; The Pogues; The Usual Boys; Amyl And The Sniffers; Dinosaur Jr.; Beatsteaks; Drenge; The Hellacopters; Fucked Up; Palma Violets; Off!; Bad Religion; Bad Brains; Circle Jerks; Green Day; The (International) Noise Conspiracy; White Reaper; The Clash; The Monks; The Kinks; Rolling Stones; Beach Boys
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