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Various Artists - Everyone's getting involved: A tribute to Talking Heads'

Various Artists- Everyone's getting involved: A tribute to Talking Heads'

A24 / Cargo
VÖ: 17.05.2024

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Zimmerbrand unter Kontrolle

Die Inszenierung ist legendär: Zunächst kommt nur David Byrne allein mit Ghettoblaster und Gitarre auf die karge Bühne, murmelt "I've got a tape I want to play" und bricht in eine exaltierte Aufführung von "Psycho killer" aus. Die Besetzung vergrößert sich sukzessive im Laufe der Setlist, Talking Heads grooven am Gipfel ihrer Schaffenskraft mit ungeheurer, veitstänzerischer Energie durch ihre schon damals kultisch verehrten Hits und die Kamera ist gefühlt immer mittendrin. Einige Jahre bevor er die Lämmer zum Schweigen brachte, verantwortete Regisseur Jonathan Demme 1984 mit "Stop making sense" den womöglich besten Konzertfilm aller Zeiten. Die Produktionsfirma A24 brachte den Klassiker knappe vier Dekaden später in aufgehübschter 4K-Fassung erneut in die Kinos. Und da A24 nie darum verlegen ist, das Filmvergnügen durch weitere Produkte zu flankieren – im Onlineshop finden sich sowohl ein "Hereditary"-Lebkuchenhaus als auch ein Rasierset zu "The lighthouse" –, kommt ein Tribute-Album, auf dem sich 16 verschiedene Acts einmal durch die Original-Setlist covern, gar nicht mal so überraschend.

Der Titel "Everyone's getting involved" bezeichnet die Vielstimmigkeit der künstlerischen Ansätze und damit schon einen der Unterschiede oder womöglich gar Nachteile gegenüber dem so fokussierten und vermeintlich perfekten Original, die ein solches zwangsläufig zerfasertes Projekt mit sich bringt. "Stop making sense" ist also auch fürs Hörvergnügen eine gute Prämisse, um sich mit ergebnisoffenen Ohren den verschiedensten Zugängen zu den Songs zu widmen. Die Sinnfrage lässt Miley Cyrus im Opener "Psycho killer" weit hinter sich und reimaginiert mit der Subtilität eines "Wrecking ball" den von Byrne so reduziert dargebotenen Paranoia-Groove als Dancefloor-Banger mit ganz tiefer Verbeugung vor Lady Gagas "Bad romance". Das ist ein mindestens kontroverser Ansatz, der durchaus auch das Zeug hat, den Impuls "Run run run run / run run run away" auszulösen. Für die emotionale Ballade "Heaven" bringen The National eine Faust-aufs-Auge-Kompatibilität mit und lösen die Aufgabe souverän, wenn auch nicht ungeheuer inspiriert. Ein erstes Highlight gelingt der wunderbaren Blondshell, die den akustischen Galopp von "Thank you for sending me an angel" erst in Richtung Dreampop aufbricht, um den Song dann mit einem zunehmend grungigen Riff kulminieren zu lassen. Die Schlusszeile "Show me what you can do" lassen sich The Linda Lindas nicht zweimal sagen und stürmen mit viel Spielfreude durch eine rockige Version von "Found a job".

Paramores "Burning down the house" ist ebenso wie die leicht loungige Version von "This must be the place (Naive melody)" von Norah Jones und den Jazzern Badbadnotgood gut gemeint und gemacht, aber letztlich doch auch womöglich in Ehrfurcht erstarrtes Karaoke. Ähnliches gilt für Girl In Reds biedere Adaption von "Girlfriend is better", die trotz künstlerischer Freiheiten bei Text und Arrangement eher stets bemüht als kongenial wirkt. Das unpolierte "Take me to the river" hingegen, bei der Lorde sich Talking Heads' Adaption des Evergreens von Al Green annimmt, ersetzt Predigt und Gospel durch schwül-sexy Blues-Vibes und verleiht dem Song so einen ganz neuen Twist. Jean Dawson verwandelt die womöglich schwierigste Vorlage "Swamp" zu einem atmosphärisch dichten, streicherseligen Stück Düster-Country. Und die Zeilen "This ain't no party / This ain't no disco" aus "Life during wartime" klangen nie so wahrhaftig wie hier im von DJ Tunez gekonnt auf links gedrehten Entfremdungs-Bossa-Nova mit seinen schimmernden Bläsern. Trotz einiger Höhepunkte wie diesen macht dieses Album jedoch hauptsächlich große Lust, sich erneut dem unwiderstehlichen Original von Talking Heads hinzugeben. Denn es ist schon so: "I've got a tape I want to play." Es ist nur nicht unbedingt diese Compilation.

(Michael Albl)

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Highlights

  • Thank you for sending me an angel (Blondshell)
  • Life during wartime (DJ Tunez)
  • Take me to the river (Lorde)

Tracklist

  1. Psycho killer (Miley Cyrus)
  2. Heaven (The National)
  3. Thank you for sending me an angel (Blondshell)
  4. Found a job (The Linda Lindas)
  5. Slippery people (Él Mató A Un Policía Motorizado)
  6. Burning down the house (Paramore)
  7. Life during wartime (DJ Tunez)
  8. Making flippy floppy (Teezo Touchdown)
  9. Swamp (Jean Dawson)
  10. What a day that was (The Cavemen)
  11. This must be the place (Naive melody)(Badbadnotgood feat. Norah Jones)
  12. Once in a lifetime (Kevin Abstract)
  13. Genius of love (Toro Y Moi feat. Brijean)
  14. Girlfriend is better (Girl In Red)
  15. Take me to the river (Lorde)
  16. Crosseyed and painless (Chicano Batman feat. Money Mark)

Gesamtspielzeit: 66:12 min.

Referenzen

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