Taroug - Darts & kites

Denovali / Cargo
VÖ: 03.05.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Teilsumme
Kann man eine Fläche so parkettieren, dass sich ein Muster nicht wiederholt? Diese Frage stellte sich dereinst Roger Penrose und er fand eine sowohl mathematisch als auch ästhetisch befriedigende Antwort: Es ist möglich. Was als Denkübung begann, wurde mittlerweile sogar im Bereich der Atomphysik bestätigt. Was das alles mit Musik zu tun hat? Betrachtet man Musik als Anordnung von Mustern, lassen sich durchaus Parallelen ziehen. Innerhalb definierter Parameter versuchen Komponisten, Bausteine so zu rekombinieren, dass ansprechende Resultate herauskommen. Je weiter sie sich dabei von der empfundenen Norm entfernen, desto extremer fallen in der Regel die Reaktionen aus. Der Musiker Tarek Zarroug, der unter dem Alias Taroug operiert, hat sich von derlei Überlegungen zu seinem neuen Album "Darts & kites" inspirieren lassen.
Oft führen derlei konzeptionelle Rahmenbedingungen zu einem Resultat, das mit Adjektiven wie "verkopft" oder "unzugänglich" belegt wird. Glücklicherweise ist dies bei "Darts & kites" nicht der Fall. Trotz eines experimentellen Ansatzes klingt der Großteil der Musik zugänglich und angenehm. Taroug kombiniert elektronische Beats mit Field Recordings, Samples und realen Instrumenten, bisweilen singt er auch. Das Ergebnis klingt stets eigenständig, manchmal sogar einzigartig. Konträre Sounds fügen sich mit großer Selbstverständlichkeit zusammen, immer wieder durchwehen melancholische Melodien die minimalistischen Kompositionen. Der mit Abstand einprägsamste Song des Albums hört auf den Namen "Queen of Carthage". Ein wunderbar unaufdringlicher Beat bildet die Grundlage für fließend ineinander übergehende Melodien, die schon beim ersten Hören im Gedächtnis bleiben.
Ähnlich toll ist "Jewels I", das ein Musterbeispiel für Unterstatement ist. Taroug weiß um seine Fähigkeiten als Klangkünstler, vergisst dabei aber das Songwriting nicht. Einflüsse aus europäischen und nordafrikanischen Musiktraditionen finden so auf betörende Weise zueinander. Der Rest des Albums besteht aus mal mehr, mal weniger experimentellen Tracks, die der unbedingte Wille zum Ausdruck eint. Diese Homogenität im Ansatz ist es auch, die "Darts & kites" zu einem spannenden Hörerlebnis machen. Das Konzept der sich umgarnenden Patterns bildet dabei nur die intellektuelle Klammer, die Musik braucht keine Hirnverrenkungen, um Eindruck zu hinterlassen. Besonders hervorzuheben ist der grandiose Einsatz von Tasteninstrumenten, das an Philip Glass erinnernde Intro "Panharmonic" verdient diesbezüglich eine Erwähnung. Am Ende bleibt wie so oft Wärme übrig. Irgendwo muss die Energie ja hin.
Highlights
- Panharmonic
- Queen of Carthage
- Jewels I
Tracklist
- Panharmonic
- Defraction
- Queen of Carthage
- Osiris
- Morpheme
- Jewels I
- Jewels II
- Deguech
- Darts & kites
Gesamtspielzeit: 34:31 min.
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