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Sum 41 - Heaven :x: Hell

Sum 41- Heaven :x: Hell

Rise / Warner
VÖ: 29.03.2024

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kein stiller Gruß

Man soll dann aufhören, wenn's am lautesten ist. Sum 41, Kanadas langjährige Antwort auf Blink-182, machen den Laden dicht. Und das mit einem Knall. In den maschinell letzten Rillen ihrer offiziell neuen Platte krachen sie in eine Heavy-Metal-Bridge, die sich seit vierzig Jahren nicht gewaschen hat: Die Rhythmusgitarre spielt Riffs wie Maschinengewehre, die Sologitarre gniedelt Melodien drüber – und Sänger Deryck Whibley gibt den Derwisch: "I'm taking no chances, I'm firing at my will / You've left me no choices, can you just spare the guilt?" Der Song? "You wanted war". Das Album? "Heaven :x: Hell". Es wird Sum 41s letztes sein, denn die Band wird sich nach der nächsten Tour auflösen. Entsprechend ist die Ausgangssituation dieser Abschieds-Platte: Alles soll raus, was noch geht. Und noch einmal wollen Sum 41 zeigen, dass sie doch mehr sind als Kanadas Antwort auf Blink-182. Und beschließen dieses Album mit der schwermetallischeren Seite, die ihnen zumindest gelegentlich ein eigenes Profil beschert hatte.

"Heaven :x: Hell" in Daten: fünf bald Ex-Poppunks, zwanzig Songs, eine knappe Stunde Ehrenrunde und ein Album, das in zwei Teile halbiert ist wie ein Eishockeyfeld. Heaven und Hell eben. Im Heaven-Teil spielen Sum 41 die Art von Radio-Poppunk, der sie zu Beginn ihrer Karriere in die Charts und teils ins Herz von Avril Lavigne katapultiert hat. Die Laune-Rakete "Dopamines" könnte auch von New Found Glory abgefeuert worden sein. Die garantiert untödlichen "Landmines" auf einer Tour mit Man Overboard auch deren Fans gefällig stimmen. Der Popper "Waiting on a twist of fate" derweil auf dem Soundtrack des nächsten "American pie"-Revivals landen, ohne Muttis zu erschrecken. Und das ist nicht mal zwingend kein Kompliment, sondern Tatsache. Nach 26 Minuten laufen Sum 41 mit "Radio silence" in die Arme eines Stücks, das sie mit Piano und Breitwand-Gitarren bemüht auf Stadion trimmen. Ab da wirds langsam grimmig.

Denn ab der Hälfte der Spielzeit kippt die Stimmung: Aus niedlichen Powerchords werden zunehmend Riffgewitter, aus harmlosen Kinder-Melodien gelegentlich aggressive Keifattacken. Die Band läuft davor in die Umkleidekabine und tauscht die Descendents-Shirts gegen Meddl-Kutten aus. Was bleibt, ist der Hang der Band zur maximalen Gefälligkeit. Und so covern Sum 41 auch auf der grantig dreinblickenden Seite von "Heaven :x: Hell" nicht etwa Morbid Angel mit "Where the slime live". Sondern die Rolling Stones mit "Paint it black". Das übrigens so knisternd wie Kartoffelpüree, weil eins zu eins nachgedudelt. Selbst wenn Sum 41 wie in "It's all me" die Strophe auf aggro trimmen, wird der Refrain wieder ein Fall für in den Himmel gereckte Fäuste und Kopfnicker mit Singalongs. Auch wenn ihre Kernzielgruppe von einst heute längst mit Gröberem klarkommen sollte: Ganz vergraulen wollen Sum 41 die nicht.

Das Bemerkenswerte an "Heaven :x: Hell" ist nicht die gefällige Fanservice-Musik. Sondern, wie die entstanden ist. "A lot of this was by accident", plauderte Springinsfeld Whybley zuletzt gegenüber dem Kerrang!-Magazin aus. Musik-Manager hätten während Covid bei ihm angefragt, doch ein paar Auftragsarbeit-Poppunker für sie und ihre Klienten zu schreiben. Versprochen, getan. Whybley behielt seine Songs für sich, entdeckte noch ein paar Überbleibsel aus den metallischeren Sessions zu Sum 41s letztem Album "Order in decline", schraubte dran herum. Und "Heaven :x: Hell" war fest fertig. Whybley hat sich dieses letzte Hurra nicht nur erarbeitet. Sondern es verdient. Denn es wurde wieder mal eng für ihn: Im September 2023 lag er mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus. "This time around, I won't give in / It's only me and I win", singt er im Chorus zu "It's all me". Wenn auf Tour seine Fans mit ihm einstimmen, sei's ihm von Herzen gegönnt.

(Sven Cadario)

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Highlights

  • Not quite myself
  • Rise up

Tracklist

  • CD 1
    1. Waiting on a twist of fate
    2. Landmines
    3. I can't wait
    4. Time won't wait
    5. Future primitive
    6. Dopamine
    7. Not quite myself
    8. Bad mistake
    9. Johnny Libertine
    10. Radio silence
  • CD 2
    1. Preparasi a salire
    2. Rise up
    3. Stranger in these times
    4. I don't need anyone
    5. Over the edge
    6. House of liars
    7. You wanted war
    8. Paint it black
    9. It's all me
    10. How the end begins

Gesamtspielzeit: 55:02 min.

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Armin

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2024-05-21 18:49:11 Uhr - Newsbeitrag
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