Knocked Loose - You won't go before you're supposed to

Pure Noise / Soulfood
VÖ: 10.05.2024
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Unter Strom
Ein großes leuchtendes Kreuz prangt vom Cover, der Titel suggeriert ebenfalls einen religiösen Bezug: Was ist denn plötzlich im Hause Knocked Loose eingekehrt? Keine Sorge, bereits die erste Auskopplung "Blinding faith" rückt die Welt wieder gerade. Lyrisch geht es hierbei um die Scheinmoral der Institution Kirche beziehungsweise bei deren Anhänger*innen. Die Phrase "You won't go before you supposed to" stammt dabei auch nicht von der Band selbst, sondern von einer netten Mitreisenden, die mit diesem Satz die Flugangst von Sänger Bryan Garris einfing. In die Höhe schießt seit einiger Zeit auch die Popularität des Quintetts.
Ein Blick auf die Spielzeit verrät: zehn Songs, 27 Minuten. Hardcore. Und was für einer! Bislang zwei Alben und einige EPs stehen im Backkatalog, zuletzt 2021 "A tear in the fabric of life", welches bislang den Höhepunkt der Band darstellte. Nun also Album Nummer drei, für das Knocked Loose laut eigener Aussage aus 40 geschriebenen Songs auswählen konnten. Ziel war es, dem alten Sound treu zu bleiben und doch so etwas wie eine Breite darzustellen. Beides gelingt, "You won't go before you supposed to" ist ein unfassbar hartes, kompromissloses Werk, welches jedoch so einiges an Feinheiten bereithält, die in den ersten 27 Minuten des Konsums aber leicht überhört werden können, denn im Erstdurchlauf blasen einen Knocked Loose förmlich weg.
"Followed by the thirst" war das Motto einer dem Album vorangegangenen Tour. Mit dieser Zeile eröffnen Knocked Loose nun auch "You won't go before you supposed to", und bevor wirklich Zeit ist, sich Gedanken dazu zu machen, hat das Chaos schon Oberhand gewonnen. In unter zwei Minuten prügelt es sofort von allen Seiten herein, keift Garris sich die Seele aus dem Leib. Seine Stimme ist dabei selbst für Hardcore-Verhältnisse ungewöhnlich, oft regieren bei Kolleg*innen tiefe Growls. Das hohe Gekeife ist hier ein Alleinstellungsmerkmal. Tief gehen höchstens die Schläge, die die Band instrumentell verpasst. Messerscharfes Riffing, dazu Basswände, die stakkatohaft hereinbrechen, alles auf einem perfektionierten Produktionslevel. Knocked Loose waren schon immer sehr gut darin, dies zu einer Dynamik zu verbinden, die mitunter beängstigend durchzog. Nicht jeder Song auf diesem Album folgt dem Ansatz, ab und an überwiegt ein Stop-and-Go auf maximalem Lärmpegel.
Als ihren besten Song bezeichneten Knocked Loose zum Vorabrelease die Single "Suffocate" mit Sängerin Poppy als Verstärkung. Das Experiment glückt, sie und Garris peitschen sich gegenseitig hoch. Ein zusätzlicher Gast ist Chris Motionless von Motionless In White bei "Slaughterhouse 2", nachdem Garris umgekehrt die Band bei "Slaughterhouse 1" unterstützt hatte. Diesem Stück folgt "The calm that keeps you awake", einer jener Songs, die beim genauen Anhören so einige Feinheiten offenbaren. Den Groove hier bestimmt ein ungewöhnliches Perkussion-Element, welches einer Dampfwalze zum Schluss weicht. Noch eine Auffälligkeit ist das Brummen am Ende. Es ist die elektronische Spannung, die einigen Songs zugrunde liegt und in kurzen Momenten immer wieder auftaucht. Sie passt gut zum optischen Eindruck des in der Düsternis flimmernden Kreuzes auf dem Cover.
Das schon angesprochene "Blinding faith" setzt hier an, auch dort surrt es kurz am Ende. Einen besonderen Bruch bringt auch der Closer "Sit & mourn" mit sich. Natürlich immer noch in einem "Heavy"-Gewand dominieren hier jedoch hallbesetzte, glaklare Gitarrensoli das Soundbild. Weniger straight auf die Zwölf, dafür unter Eindruck einer ganz besonderen, Doom-lastigen Atmosphäre beschließen Knocked Loose ihr Drittwerk, das noch viele weitere elektrisierende Runden bereithält.
Highlights
- Suffocate (feat. Poppy)
- The calm that keeps you awake
- Blinding faith
- Sit & mourn
Tracklist
- Thirst
- Piece by piece
- Suffocate (feat. Poppy)
- Don't reach for me
- Moss covers all
- Take me home
- Slaughterhouse 2 (feat. Chris Motionless)
- The calm that keeps you awake
- Blinding faith
- Sit & mourn
Gesamtspielzeit: 27:34 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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fakeboy Postings: 5880 Registriert seit 21.08.2019 |
2025-04-17 13:48:01 Uhr
Oh, und in Zürich am 18.6. als Support der Deftones |
Klaus Postings: 10690 Registriert seit 22.08.2019 |
2025-04-17 13:13:59 Uhr
24.06. Wiesbaden30.06 Münster 02.07. Hamburg teilweise mit pain of truth |
Dumbsick Postings: 463 Registriert seit 31.07.2017 |
2025-03-19 19:29:48 Uhr
Habe sie letztes Jahr zusammen mit Deafheaven gesehen. Das Publikum war erst etwas verstört, aber gegen Ende wohl doch angenehm überrascht.Ich glaube aber, dass Basement wahrscheinlich mehr anKlang finden werden als Deafheaven |
boneless Postings: 6241 Registriert seit 13.05.2014 |
2025-03-19 18:24:21 Uhr
Nächste Woche. Habe Bock!So ganz kann ich Basement in dem Package nicht nachvollziehen. Musikalisch passt das m.E. wenig, aber ich bin zu wenig in der "Szene" unterwegs, um das komplett seriös einschätzen zu können. Aber Harm's Way davor natürlich groß. Hm, ich lass es aus. Zum einen ist das Haus Auensee in Leipzig die völlig falsche Location für eine derartige Veranstaltung (viel zu groß), zum anderen - und das mag jetzt voreingenommen klingen, aber egal - bin ich mir sicher, dass Knocked Loose auch eine Menge "Szene"-Idioten anziehen werden, auch die ich schlicht keinen Bock habe. Ich hab sie zum Glück 2019 im genau richtigen Rahmen zu ihrem besten Album gesehen, das reicht mir dann auch. Basement find ich auch deplatziert, aber eher in der Hinsicht, dass das Publikum diese Band garantiert nicht zu schätzen weiß. Harm's Way haben mir nie was gegeben, eindrücklich empfehlen möchte ich aber Pest Control. Die sind wirklich schweine geil, man sollte also rechtzeitig erscheinen. |
fakeboy Postings: 5880 Registriert seit 21.08.2019 |
2025-03-19 14:59:04 Uhr
Geiles Paket, leider keine Show in meiner Nähe... |
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Referenzen
Kublai Khan; Jesus Piece; Incendiary; Code Orange; Dogbite; Harms Way; Year Of The Knife; Motionless In White; Crowbar; Nails; Boundaries; Dying Wish; Varials; End; Counterparts; Sunami; XweaponX; Drain; Guilt Trip; Inclination; Malevolence; Gulch; Blossom Decay; Torch; Suburban Scum; No Zodiac; Left Behind; Old Wounds; Disembodied
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