Finom - Not God

Joyful Noise / Cargo
VÖ: 24.05.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

In neuem Gewand
Ein Debüt, das streng genommen keines ist: Damit haben wir es bei "Not God" von Finom zu tun. Hinter den neun Titeln stecken Macie Stewart und Sima Cunningham, die sich seit einigen Jahren selbstbewusst durch die Musikszene Chicagos bewegen. Nun kann man sie durchaus schon einmal wahrgenommen haben, bis dato allerdings nicht unter dem aktuellen Projektnamen. Als Ohmme legten sie zuvor bereits zwei beachtliche Alben vor, sowohl "Parts" aus dem Jahr 2018 als auch das zwei Jahre später folgende "Fantasize your ghost" gefielen auch bei genauerem Hinhören dank Abwechslungsreichtum und eines ausgeprägten Gespürs für stimmige Songs. Aus Ohmme wurde 2022 allerdings Finom, was indes an einem Umstand nicht zu rütteln vermag: Die positive Entwicklung des kreativen Duos wird gekonnt fortgeschrieben. Die an vielfältige künstlerische Kollaborationen gewöhnten Musikerinnen haben sich für die Veredelung von "Not God" übrigens prominente Verstärkung an die Seite geholt: Kein Geringerer als Jeff Tweedy zeichnete für die Produktion verantwortlich.
Der mal rockige, mal lässig-verspielte Alternative-Reigen startet mit einem kleinen Experiment. "Haircut" entstand inhaltlich nicht nach tiefschürfenden Überlegungen, sondern aus dem heraus, was die Textvervollständigung eines Mobilfunkgeräts ausspuckte. Der Logik des Smartphones verdanken wir dann Zeilen wie diese: "Yeah, I'm sorry / But I'm not gonna wanna / It's the time of day I can get my haircut." Der auch instrumental pfiffig untermalte Einstieg in das Album ist in zweierlei Hinsicht gelungen: Einerseits sorgt er mit seiner dezenten Verschrobenheit für erfrischend gute Laune, andererseits führt er kunstvoll auf die falsche Fährte. Denn Finom können auch anders. "Dirt", das sich in der Folge geschmeidig ausbreitet, ist ein gutes Beispiel dafür. Textlich wird der Zufallsklamauk durch mehr Tiefgang ersetzt, wenn es heißt: "Rage is like sand / It will slip right through your hands / Love is a pearl / That will open you back up to the world." Eine in sich ruhende Perle von Song und nur ein Lied von vielen, bei denen man sich bildlich vorstellen kann, wie viel künstlerische Zustimmung das Duo auch vom befreundeten Jeff Tweedy erhalten haben dürfte.
Finom verstehen sich in Songs wie "Naked" auf den gemeinsamen Gesangsvortrag, können aber auch im Solovortrag die jeweiligen Stärken ausspielen. Das famose "Hungry" ist hier zu nennen, das sich im großen Finale die eine oder andere Klangeskalation gönnt und bei aller erfrischenden Rohheit auch in den ruhigen Momenten voll überzeugt. In dieser Hinsicht gerät auch das Titelstück zu einem fein austarierten Wechsel zwischen leise und laut, geradlinig dahinfließend und schräg ausufernd. Und selbst wenn fast alles zum Erliegen kommt wie im sehr zurückgenommenen "As you are" gibt es ausreichend spannende Momente. Ruhig, aber nicht behäbig wird das Debüt, das keines ist, hier stilvoll abgerundet. "And I will love you as you are / Deep into my grave / And I will keep you as you are / And never let you fade away", heißt es zwischen rückblickender Hingabe und beseelter Erinnerung an die erste große Liebe.
Highlights
- Dirt
- Hungry
- As you are
Tracklist
- Haircut
- Dirt
- Naked
- Hungry
- Not God
- A petunia
- Cyclops
- Cardinal
- As you are
Gesamtspielzeit: 38:46 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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myx Postings: 5594 Registriert seit 16.10.2016 |
2024-05-25 23:09:52 Uhr
Ok, wie weit bis du gekommen? ^^ Grade "A petunia" und "Cyclops" finde ich beide sehr unterhaltsam, ja sogar mitreissend, "Cardinal" dann ein sehr schönes, eher zurückgenommenes Duett mit tollem Rhythmus, und "As you are" ist ein grossartiges Finale, wohl der beste Song des Albums überhaupt, ebenfalls zweistimmig gesungen. Da ist doch einige Abwechslung dabei ... 7/10 kommt meines Erachtens hin. |
Hier stand Ihre Werbung Postings: 2209 Registriert seit 25.09.2014 |
2024-05-25 22:52:44 Uhr
Ok, worauf muss ich achten? Ich hab das Album nach ein paar Songs abgebrochen, weil es irgendwie so vor sich hindudelte. Was hab ich verpasst? |
myx Postings: 5594 Registriert seit 16.10.2016 |
2024-05-25 22:34:45 Uhr
Hab Finom vor einer Weile mit der EP "Ohmme" kennen gelernt (sehr toll!), das hier gefällt mir auch richtig gut. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28795 Registriert seit 08.01.2012 |
2024-05-21 18:47:09 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
The Beths; Soccer Mommy; Palehound; New Pornographers; Melkbelly; Lala Lala; Nnamdï ; The Breeders; Jeff Tweedy; Wilco; Kate Bush; Cate Le Bon; The B-52s; The Roches; ESG; Sleater-Kinney; St. Vincent; Dirty Projectors; Sparks; The Amps; The Kelley Deal 6000; Ex Hex; The Kills; Band Of Skulls; Blood Red Shoes; Yeah Yeah Yeahs; The Fiery Furnaces; Eleanor Friedberger; Deerhoof; Thao & The Get Down Stay Down; tUnE-yArDs; Wye Oak; Goat Girl; Nadine Shah; PJ Harvey; Anna Calvi; Waxahatchee; Soak; Black Belt Eagle Scout; Twin Peaks; Swearin'; Hop Along; Sonic Youth; Snapped Ankles; Tortoise; Jesca Hoop; Joanna Newsom; Laurie Anderson
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- Finom - Not God (4 Beiträge / Letzter am 25.05.2024 - 23:09 Uhr)