Les Savy Fav - Oui, LSF

French Kiss / Membran
VÖ: 10.05.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wie das Leben so spielt
Wenn Bands eine Pause einlegen, ist es bis zur endgültigen Auflösung zuweilen nur noch ein kleiner Schritt. So ganz nah am Abgrund der eigenen Existenz haben sich Les Savy Fav aber offenkundig noch nicht aufgehalten, wie "Oui, LSF" beweist. Dabei hatte es durchaus Grund zur Sorge um die Herrschaften aus New York City gegeben. Immerhin 14 Jahre liegt das vorangegangene Studioalbum "Root for ruin" zurück, danach wurde es kontinuierlich stiller um das Quintett. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, existierten Les Savy Fav folglich nur noch auf dem Papier. Das feste Band, das die fünf Freunde aber seit fast 30 Jahren als künstlerische Einheit zusammenhält, wurde glücklicherweise nie durchschnitten. Das Konstrukt ist höchst überlebensfähig: Fast anderthalb Jahrzehnte nach dem letzten musikalischen Lebenszeichen liegen jetzt 14 frische Stücke vor.
Mit dem nervösen "Guzzle blood" führen uns die US-Amerikaner zurück in ihr Universum, das man in der Zwischenzeit doch ordentlich vermisst hat. Im Vergleich zum Großteil des Materials, das in den etwas mehr als 40 Minuten folgen soll, geht es im ersten Song etwas sperriger zu – für Fans der Formation kein ungewohntes Klangbild. Weniger eckig als der Auftakt geraten, setzt "Limo scene" dann einen frühen Höhepunkt des Albums. Wie Frontmann Tim Harrington hier schräg-faszinierende Zeilen wie "Oom mow papa papa oom mow mow / I said, oom mow baby baby oom mow mow / I said, oom mow papa papa oom meow meow", ins Mikrofon singt, hat seinen ureigenen Charme und dürfte live für beste Laune sorgen. Genau wie das folgende "Void moon", in dem die Markenzeichen der Band aus jeder Note herausstrahlen: die unverkennbare Stimme, die gern die Grenzbereiche zur Hysterie ankratzt, zwingende Bassläufe, das stringent durchgezogene Tempo. Und so geht es weiter quer durch Post-Hardcore, Punk und Alternative mit kernigen Stücken wie "Oi! Division" und einigen Sprachbildern, die gleich mal hängenbleiben: "I'm longing for your love / I long to be your man / But this thing we call love / Feels more like Afghanistan."
Dass Les Savy Fav überhaupt für einen solch langen Zeitraum von der Bildfläche verschwunden waren, hatte nach eigenem Bekunden einen einfachen wie alltäglichen Hintergrund: Das Leben kam ihnen dazwischen. Und das in allen Facetten: Familiengründungen, Jobwechsel, mal zu viel und mal zu wenig Arbeit, Krankheit. Alles Dinge, die nicht nur Kreativköpfen die schönsten Planungen und Ideen durcheinander bringen können. "Oui, LSF" taugt jedenfalls von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – "Don't mind me" und "Nihilists" sind allenfalls nett gemeint – als Nachweis der Relevanz, die diese Band trotz der Auszeit nach wie vor besitzt. Und ihre beste Zeit sehen Harrington und seine Kollegen ohnehin noch nicht gekommen: "All this bullshit could be backstory / A second act before we come to glory / We'll set the stage for a golden age / Born losers, late bloomers / What luck to not bloom sooner / With any luck we'll be peaking / Just in time for them to hear us speaking." 14 Jahre müssen sie sich für den nächsten Streich aber nicht unbedingt wieder Zeit lassen.
Highlights
- Limo scene
- Void moon
- Somebody needs a hug
Tracklist
- Guzzle blood
- Limo scene
- Void moon
- Mischief night
- What we don't don't want
- Legendary tippers
- Dawn patrol
- Somebody needs a hug
- Racing bees
- Don't mind me
- Oi! Division
- Barbs
- Nihilists
- World got great
Gesamtspielzeit: 41:29 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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fakeboy Postings: 5887 Registriert seit 21.08.2019 |
2024-05-12 23:02:56 Uhr
Don't Mind Me und Nihilists sind tatsächlich 2 grosse Ausfälle. Schade, das nimmt der Platte die Dringlichkeit. 12 Songs hätten gereicht. Bin mit der 7/10 fast schon einverstanden... |
fakeboy Postings: 5887 Registriert seit 21.08.2019 |
2024-05-12 19:35:53 Uhr
Setzt genau da an, wo die Band vor 14 Jahren aufgehört hat. Disco-Post-Punk-irgendwas - Radio 4, Robocop Kraus, Q And Not U, etc. lassen grüssen. Das mag man alles schon gehört haben - aber LSF wissen halt genau, wie diese Art von Musik gemacht wird. Macht grad viel Spass, finde die 7/10 etwas zu knapp. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28634 Registriert seit 08.01.2012 |
2024-05-05 21:18:11 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Q And Not U; Nation Of Ulysses; The Jesus Lizard; 31Knots; McLusky; Future Of The Left; Faraquet; Medications; The Dismemberment Plan; North Of America; Shudder To Think; Minus The Bear; So Many Dynamos; Bluetip; Kerosene 454; Hoover; Valina; Bloc Party; Bound Stems; Mt. St. Helens Vietnam Band; Big Black; Rapeman; Shellac; Bromheads Jacket; Reykjavik!; Rye Coalition; Girls Against Boys; Soulside; Killdozer; Fugazi; Death From Above 1979; The Party Of Helicopters; Serotonin; The Ladderback; Fatal Flying Guilloteens; Killed By 9V Batteries; Lack; Hot Snakes; The Robocop Kraus; We Insist!; These Arms Are Snakes; Therapy?; Uzeda; Unwound; Todd; Polvo; I Heart Hiroshima; Silver Jews; Pixies; Sonic Youth; Swans; Bastro; Gastr Del Sol; Squirrel Bait; Sex Pistols; Buzzcocks; Dead Kennedys; Devo; Mission Of Burma; The Cure
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