Voodoo Child - Baby monkey
Mute / Labels / EMI
VÖ: 02.02.2004
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Dschungelfieber
Denkt man heute zurück an Clubmusik der 90er Jahre, so zählen Titel wie "Go", "Feeling so real" oder "Anthem" von Moby unbedingt zu den Highlights. Inzwischen, einige Alben und etliche Singles später, ist Musik des Melville-Enkels eine Ausgeburt an Konsensfähigkeit. Die früheren Punk-Experimente sind Geschichte. Seichte Songs auf dem letzten Album "18" und nicht zuletzt die dazugehörigen niedlichen Comic-Videos beweisen: Seine CDs eignen sich mittlerweile hervorragend als Geschenk für ältere Verwandte. Doch der einstige Schrankeneinreißer hat die Sackgasse wohl erkannt und will die eingeschlagene Richtung zumindest kurzfristig verlassen. Und so hält das Zweit-Pseudonym Voodoo Child zum zweiten Mal für eine etwas andere Moby-Platte mit durchweg elektronischer Musik her. Das Projekt Voodoo Child lief parallel mit Mobys Arbeit unter eigenem Namen und konnte bereits Anfang der 90er erste Single-Erfolge mit härterer Techno-Musik feiern. Das erste Album des Alter Ego "The end of everything" (1996) brachte dagegen eher ruhige, entspannte Chillout-Töne. Ein nur scheinbarer Gegensatz, der sich in vielen der späteren Werke Mobys auflöste. Musikalische Tendenzen des Haupt- und des Nebenprojekts rückten zusammen, vermischten sich. So auch auf der aktuellen CD: Ein großer Teil der rein instrumentalen Tracks liefert einen sanften Klangteppich, auf dem sich schnelle Beats entfalten und nach jeweils etwa vier Minuten wieder langsam in sich zusammenfallen. Dies macht jeden einzelnen der zwölf Titel zum einen zwar ungemein kompakt und eingängig, zum anderen aber leider absehbar, alltäglich.
Die im Booklet abgedruckten Aussagen Mobys hören sich seltsamerweise sehr nach Rechtfertigungen an: Nach dem letzten Gig der Tour für "18" habe ihn die "hard, sexy, straightforward dance music" in einem Glasgower Club daran erinnert, wie sehr er diese Musik schon früher liebte. Schon am nächsten Tag begann er mit der Arbeit an "Baby monkey". Es sollte weder Experimente geben, noch Avantgarde sein, sondern eingängige und simple Tanzmusik. Um sich nicht mit Singles, Videos und Promotion abgeben zu müssen, habe er sich außerdem für eine Veröffentlichung unter dem Signet Voodoo Child entschieden. Musik als Schwelgen in der guten, alten Zeit oder persönliche Vergangenheitsbewältigung eines Musikers? "Baby monkey" ist ein ganz und gar konventionelles Dance-Album ohne viel Schnickschnack aber eben auch ohne Überraschungen. Jetzt kann man das Bekenntnis eines ehemaligen Moby-Fans viel leichter verstehen.
Highlights
- Take it home
- Harpie
Tracklist
- Gotta be loose in your mind
- Minors
- Take it home
- Light in your eyes
- Electronics
- Strings
- Gone
- Unh yeah
- Obscure
- Last
- Harpie
- Synthesisers
Gesamtspielzeit: 66:42 min.
Referenzen
Moby; Gus Gus; The Future Sound Of London; Orbital; The Orb; Underworld; Leftfield; Fluke; Basement Jaxx; Chemical Brothers; Groove Armada; Fatboy Slim; Faithless; The Avalanches; Utah Saints; Biosphere; Boards Of Canada; Gary Lucas; Vladislav Delay; Headcase; Future Shock; Elektrochemie LK; Rechenzentrum