Accept - Humanoid

Napalm / Universal
VÖ: 26.04.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Sein oder Nichtsein
Man könnte es sich so leicht machen. Man könnte darüber lästern, dass Accept von den Pionieren, die einst aus Solingen auszogen, um die Welt zu erobern, zu einer Konsens-Metalband geworden sind. Man könnte auch nachmessen, wie lang der Stinkefinger ist, den das im Groll geschiedene Gründungsmitglied Peter Baltes mit dem Einstieg bei U.D.O. gezeigt hat, sich also wieder mit dem seinerzeit nicht weniger geräuschlos gefeuerten Udo Dirkschneider zusammenfand. Und natürlich könnte man sagen, dass bis auf die Umbesetzungen durch Bandchef Wolf Hoffmann – manche würden ihn Alleinherrscher nennen, aber bleiben wir mal neutral – Überraschungen schon seit vielen Jahren Mangelware sind. Und somit "Humanoid", das 17. Album der Band, schon mal von vornherein als "Same shit, different record" abheften. Wie gesagt, man könnte es sich leicht machen.
Nun ist Hoffmann aber auch nicht völlig unfähig und weiß genau, was alte wie neue (gibt's die?) Accept-Fans nun mal so mögen. Und das sind nun einmal Hooks galore. Will sagen: Selbst wenn man "Humanoid" von ganzem Herzen wirklich schlecht finden will, weil es nun mal unter jenen besagten Vorzeichen steht, spätestens nach zwei bis drei Tracks ist man wieder mittendrin, je nach Alter mit anerkennendem Kopfnicken oder gleich mit gereckter Faust. Und nach noch nicht mal einem Durchlauf steht fest: Hoffmann hat es mal wieder geschafft, auch die größten Skeptiker herumzukriegen. Dieser Fuchs.
Zunächst ist da allerdings noch gar nichts mit Hooks. Denn der Opener "Diving into sin" haut im Gegenteil erstmal mächtig in die Visage, und auch der folgende Titeltrack nimmt den Fuß nicht wirklich vom Gas. Wenn Judas Priest auf ihrem nach wie vor sensationellen Album "Invincible shield" deftigst marschieren, dann dürfen das die nicht wesentlich jüngeren Accept auch. Es ist allerdings das lässig groovende "Man up", das die Cleverness des Songschreibers Hoffmann zeigt. Denn eigentlich bringt der Song alles mit, um zu einem Langweiler zu werden, inklusive dem x-fach wiederholten Titel im Refrain. Gelästert, gehört – und schon bleibt der Ohrwurm im Kopf. Ja, das klingt wie ein Aufguss von "Koolaid" vom Album "The rise of chaos" gepaart mit einem freundlichen Gruß Richtung AC/DC. Aber hey, die Australier covern sich seit Ewigkeiten selbst, und niemanden stört's.
Bei der Ballade "Ravages of time" schlägt dann die große Stunde für Frontmann Mark Tornillo. So gefühlvoll erlebt man den Amerikaner selten, und kann man glaubwürdiger übers Älterwerden singen, als wenn man selbst kurz vor dem 70. Geburtstag steht? Eben. Mit solchen Songs im Rücken gerät selbst "Straight up Jack" eben nicht zum peinlichen Sauflied, und wie um auch noch die allerletzten Erwartungen zu erfüllen, feuert Hoffmann bei "Unbreakable" oder dem abschließenden "Southside of hell" mit Gitarrenzitaten förmlich um sich – auch wenn Edvard Griegs "In der Halle des Bergkönigs" schon vor schlappen 37 Jahren von Savatage verarbeitet wurde. Es scheint also, als hätten sich die Alten zusammengetan, um den Jungen noch einmal zu zeigen, wo der sprichwörtliche Hammer hängt. Die aktuellen Veröffentlichen von Bruce Dickinson und Judas Priest mögen die aufsehenerregenderen Kracher sein. Doch auch "Humanoid" hat in dieser Riege seine Existenzberechtigung. Und Wolf Hoffmann hat wieder einmal alles richtig gemacht.
Highlights
- Humanoid
- Man up
- Ravages of time
Tracklist
- Diving into sin
- Humanoid
- Frankenstein
- Man up
- The reckoning
- Nobody gets out alive
- Ravages of time
- Unbreakable
- Mind games
- Straight up Jack
- Southside of hell
Gesamtspielzeit: 48:13 min.
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Referenzen
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